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Stolls Fondsreisen Anlegen in Indien – warum der Subkontinent sich lohnen kann

Indische Flagge, Rupie und Religion
Indische Flagge, Rupie und Religion: Angesichts seiner jungen Bevölkerung und der florierenden Wirtschaft gilt Indien als vielversprechende Zukunftswette. | Foto: Jessica Hunold mit Canva

Für fast 20 Milliarden US-Dollar bauen der taiwanesische iPhone-Produzent Foxconn und der indische Konzern Vedanta im Bundesstaat Gujarat in Indien eine neue Chipfabrik. Indien versucht bereits seit vielen Jahrzehnten, eine eigene Chipproduktion aufzubauen, bislang jedoch mit begrenztem Erfolg. Dank massiver staatlicher Zuschüsse ist es dem Land nun erstmals gelungen, Investoren für eine groß angelegte Fertigung zu gewinnen. Die Serienproduktion wird voraussichtlich in zwei Jahren beginnen. Dadurch werden etwa 100.000 Arbeitsplätze geschaffen.

Indiens Bedeutung als Produktionsstandort wächst

Doch nicht nur der US-amerikanische Smartphone-Gigant Apple, sondern auch andere Unternehmen wie Samsung und der chinesische Elektronikkonzern Xiaomi produzieren ihre Produkte mittlerweile auf dem Subkontinent. Das gilt nicht nur für die Mobilfunkindustrie, sondern auch für andere global aufgestellte Konzerne, die Indien als Absatzmarkt und Produktionsstandort nutzen.

Angesichts der eigenwilligen Null-Covid-Politik Chinas und der angespannten Wirtschaftsbeziehungen zwischen China und den USA gewann Indien in den vergangenen Jahren noch stärker an Bedeutung. Zwar ging die Pandemie auch an Indiens Wirtschaft nicht spurlos vorbei, dennoch rechnet die Weltbank damit, dass die Wirtschaft im laufenden Fiskaljahr um 6,5 Prozent wachsen wird. Die Prognosen von Volkswirten gehen langfristig sogar von Wachstumsraten in einer Spanne von 7 bis 9 Prozent aus. Damit liegt das Land innerhalb der G20-Staaten deutlich an der Spitze. Im Gegensatz zu China ist Indien keine Autokratie, sondern wird als größte Demokratie der Welt angesehen. Die positive Entwicklung Indiens führte dazu, das es im vergangenen Jahr Großbritannien als fünftgrößte Volkswirtschaft der Welt ablöste. Gemäß einer Prognose der Ratingagentur S&P wird der Subkontinent im Jahr 2030 sogar Japan und Deutschland überholen.

 

Lob für Indiens Reformen

Schwellenländer-Experte Rob Brewis von Aubrey Capital Management lobt den Reformeifer. „Die derzeitige indische Regierung unter Premierminister Narendra Modi ist äußerst populär und unserer Meinung nach eine der kompetentesten überhaupt“, sagt er. Der Experte weist darauf hin, dass die Regierung in den vergangenen Jahren bedeutende Fortschritte erzielt hat. Zum Beispiel verfügten im Jahr 2015 nur 13 Prozent der indischen Haushalte über Leitungswasser, während es heute 52 Prozent sind. Ebenso ist der Anteil an Haushalten mit Elektrizität von 56 Prozent im Jahr 2015 auf 96 Prozent gestiegen. Die sanitären Einrichtungen in Innenräumen stiegen von 43 Prozent vor Modi auf 89 Prozent heute.

„Auch die Kapazitätsauslastung in der Industrie steigt und dürfte bald zu mehr Investitionen führen. Die Unternehmen und Banken sind im Allgemeinen wenig verschuldet und gut aufgestellt, um dies zu ermöglichen“, berichtet er. Die Inflation ist seines Erachtens unter Kontrolle. Obwohl sie in Indien hoch sei, habe sie sich relativ stabil gehalten und liege unter den Werten in Europa oder Amerika. Die Reserve Bank of India habe die Zinssätze erhöht und dies sollte seiner Ansicht nach ausreichen.

Anschuldigungen gegen indischen Milliardär Adani verunsichern Investoren

Stark verunsichert haben die Investoren dagegen die die jüngsten Anschuldigungen gegen den indischen Milliardär Gautam Adani. Adani ist der Gründer und Vorsitzende der Adani Group, eines diversifizierten Konglomerats von Unternehmen, das in verschiedenen Branchen wie Energie, Infrastruktur, Logistik, Agrobusiness, Edelsteine und Bergbau tätig ist. Die Vorwürfe von Nate Anderson, dem Gründer von Hindenburg Research, haben Ende Januar zu einem starken Kursrückgang der Adani-Group-Aktien geführt. In einem 100-seitigen Bericht beschuldigte Short-Seller Anderson den Milliardär, seit Jahrzehnten massive Bilanz- und Börsenmanipulation betrieben zu haben und gepushte Aktien als Sicherheit für Kredite genutzt zu haben.

Adani bestreitet alle Anschuldigungen und weist sie zurück. Zur Demonstration seiner finanziellen Stärke beglich er vorzeitig einen Milliardenkredit, der ihm gewährt worden war. Trotz des Vorfalls seien laut Mark Mobius, dem Leiter des auf Schwellenländer spezialisierten Unternehmens Mobius Capital Partners, die langfristigen Aussichten Indiens intakt. Er sieht keine Ansteckungsgefahr für den Gesamtmarkt und betrachtet Adani als Einzelfall, der den Markt nicht nachhaltig beeinträchtigen werde.

Indien: Demografie und Wirtschaft

Indiens Bevölkerung von über 1,3 Milliarden Menschen hat mit einem Durchschnittsalter von etwa 28 Jahren im Vergleich zu anderen Ländern wie China, dessen Median bei 38 Jahren liegt, eine sehr junge Bevölkerung. Dies ist ein wichtiger Faktor für die wirtschaftlichen Aussichten des Landes. Indien wird China in naher Zukunft als bevölkerungsreichstes Land ablösen, was die Bedeutung des Marktes an sich und seine wirtschaftliche Stärke unterstreicht.

Im Bereich der Informationstechnologie ist Indien führend, während die Pharmaindustrie ein weiterer wichtiger Sektor ist, der sowohl im Land als auch international eine bedeutende Stellung einnimmt. Indien ist der größte Produzent von Generika und hat in der Branche einen Ruf für hohe Qualität bei gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Außerdem trägt die Landwirtschaft in erheblichem Maße zum Bruttoinlandsprodukt des Landes bei und ist somit ein weiterer bedeutender Sektor. Indien ist auf dem Weltmarkt ein großer Produzent von Milchprodukten, Baumwolle, Gewürzen und Hülsenfrüchten und verfügt zudem über eine bedeutende Textilindustrie. Indiens starker Dienstleistungssektor ist sowohl im Inland als auch international tätig und umfasst Finanzdienstleistungen, Tourismus, Einzelhandel, Telekommunikation und mehr.

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Im Bezug auf den Ukraine-Konflikt versucht der reformeifrige Präsident Modi eine neutrale Position zu wahren. Indien hat weiterhin gute Beziehungen sowohl zu Russland als auch zur westlichen Welt. Gleichzeitig profitiert der Subkontinent vom günstigen Angebot russischen Erdöls.

 

Indien zwischen Wohlstand und Armut

Obwohl eine gebildete Elite den sozialen Aufstieg geschafft hat und sich in den Städten eine wachsende Mittelschicht mit einem guten Lebensstandard etabliert, gibt es in Indien definitiv einige Schattenseiten. Trotz moderner Wolkenkratzer, Hightech und Wirtschaftswachstum herrschen in vielen Teilen des Landes bittere Armut und Hunger. Millionen von Menschen leben unterhalb der Armutsgrenze, und ein Drittel der Bevölkerung muss im Durchschnitt mit weniger als zwei US-Dollar pro Tag auskommen.

Viele Bauern kämpfen ums Überleben, und Schätzungen von Experten zeigen, dass etwa 40 Prozent der Bevölkerung ihr Einkommen direkt oder indirekt aus der Landwirtschaft beziehen. Die niedrige Produktivität in diesem Sektor hat zur Folge, dass die Armut dort weit verbreitet ist, was wiederum zu einer starken Landflucht führt, da vor allem junge Menschen Arbeit in den urbanen Zentren suchen. Auch im Bereich der Infrastruktur gibt es viele Herausforderungen, insbesondere im Verkehrssektor, welche die wirtschaftliche Entwicklung des Landes beeinträchtigen können. Anleger, die ihr Portfolio mit Indien global diversifizieren wollen, sollten das berücksichtigen.

Indiens Aktienmarkt auf Erfolgskurs

Indische Investoren, darunter viele Kleinanleger, haben den Markt in den vergangenen Jahren kräftig unterstützt und dazu beigetragen, dass die indische Börse im Vergleich zu anderen Schwellenländern eine starke Performance aufweist. Der MSCI India legte in den vergangenen zehn Jahren um 110 Prozent zu und entwickelte sich um 60 Prozent besser als der Durchschnitt der Schwellenländer, gemessen am  MSCI Emerging Markets. In den vergangenen 30 Jahren war mit indischen Aktien sogar eine Rendite von 11 Prozent pro Jahr drin.

Allerdings haben die Bewertungen im Vergleich zu anderen Schwellenländern ein vergleichsweise hohes Preisniveau erreicht, wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis von knapp 20 unterstreicht - dies liegt um 50 Prozent über dem Durchschnitt der Schwellenlandmärkte. „In Indien haben sich die langfristigen Investitionsmöglichkeiten in den vergangenen Jahren verbessert, und wir glauben, dass der Markt ein starkes strukturelles Wachstum aufweist. Die Bewertungen sind teuer, aber das liegt an den hohen Gewinnen. Externe Faktoren, wie beispielsweise Rohöl, haben sich günstig entwickelt, und die inländischen Indikatoren sind weiterhin ermutigend“, erläutert Redwheel Schwellenländer Co-Chef James Johnston.

Investieren in Indien: Pro und Contra im Überblick

Pro: Das spricht für Indien

  • Große und wachsende Bevölkerung: Über 1,3 Milliarden Menschen leben in Indien, was es zu einem der bevölkerungsreichsten Länder der Welt macht. Die Bevölkerung wächst weiterhin. Das ermöglicht Wachstumspotenzial.
  • Schnelles Wirtschaftswachstum: Die Wirtschaft Indiens hat in den vergangenen Jahren ein starkes Wachstum verzeichnet und wird voraussichtlich in den kommenden Jahren weiterwachsen.
  • Günstige Arbeitskräfte: Indien hat eine große und gut ausgebildete Arbeitskräftepopulation, die zu niedrigeren Kosten arbeitet, als das in vielen westlichen Ländern der Fall ist. Das macht Indien zu einem attraktiven Outsourcing-Standort.
  • Technologie-Kompetenz: Indien verfügt über eine stark wachsende Technologie-Industrie, die sich auf Softwareentwicklung, IT- und Businessprozess-Outsourcing, künstliche Intelligenz und andere aufkommende Technologien konzentriert. Zudem gilt das Land als traditioneller Wissenschaftsstandort, was großes Potenzial für innovative Technologie-Start-ups bietet.
  • Reiche kulturelle und historische Erfahrung: Indien ist bekannt für seine reiche Kultur und Geschichte, die es zu einem interessanten Ziel für den Tourismus macht. Eine Investition in den Tourismussektor kann daher sehr lukrativ sein.
  • Günstige Regierungspolitik: Die indische Regierung hat in den vergangenen Jahren mehrere politische Maßnahmen ergriffen, um Investitionen zu fördern und die Geschäftsentwicklung im Land zu erleichtern. Die Maßnahmen umfassen die Liberalisierung von Investitionsvorschriften, Steuersenkungen und die Schaffung von Sonderwirtschaftszonen.

Contra: Das spricht gegen Indien

  • Bürokratische Hindernisse: In Indien gibt es oft lange Wartezeiten für Genehmigungen und Genehmigungsverfahren, die den Geschäftsbetrieb beeinträchtigen können.
  • Infrastrukturprobleme: Indien hat in einigen Bereichen eine schlechte Infrastruktur, insbesondere im Transportwesen und in der Stromversorgung. Diese Probleme können den Geschäftsbetrieb beeinträchtigen und das Wachstum begrenzen.
  • Korruption: Korruption ist ein Problem in Indien und insbesondere für ausländische Investoren ein Risiko. Es gibt oft Schwierigkeiten, Verträge durchzusetzen und Eigentumsrechte zu schützen.
  • Ungleichheit: Indien weist eine hohe Ungleichheit in Bezug auf Einkommen, Bildung und Gesundheitsversorgung auf. Dies kann zu sozialen Spannungen und Unruhen führen, die sich negativ auf den Geschäftsbetrieb und Börsenkurse auswirken können.
  • Umweltverschmutzung: Indien hat ein schwerwiegendes Problem mit Umweltverschmutzung, insbesondere in den Städten. Die Verschmutzung kann die Gesundheit der Bevölkerung beeinträchtigen und den Geschäftsbetrieb behindern.
  • Politische Instabilität: Indien wurde in der Vergangenheit immer wieder von gewaltsamen Unruhen und Terrorismus beeinträchtigt. Dies kann sich negativ auf die Sicherheit auswirken und Investitionen gefährden.
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