LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in AnalysenLesedauer: 3 Minuten

Vermögensverwalter beobachtet Anleger honorieren nachhaltiges Wirtschaften

Volkswagen-Werk in Wolfsburg
Volkswagen-Werk in Wolfsburg: Der Autobauer will bis 2030 sechs Gigafactories für die Batteriezellen-Produktion errichten. | Foto: imago images / regios24
Andreas Enke, Foto: Geneon

Kein Auto-Volumenhersteller prescht bei dem Thema Elektromobilität so beherzt vor wie der Volkswagen-Konzern. Mehr als 70 Milliarden Euro wollen die Wolfsburger bis 2025 in die Bereiche Elektromobilität und Digitalisierung investieren. Möglicherweise schon in diesem Jahr, aber wahrscheinlich spätestens 2022 dürfte VW bei den Stückzahlen verkaufter E-Autos den amerikanischen Pionier Tesla überholen.

Jetzt hat VW angekündigt, bis 2030 in Europa sechs Gigafactories zur Produktion von Batteriezellen hochzuziehen. Diese sollen über eine Kapazität von 240 Gigawattstunden (GWh) verfügen. Das entspricht in etwa der sechs- bis siebenfachen Menge der Gigafactory von Tesla und Panasonic in Nevada, die bislang die größte Batterie-Fabrik der Welt ist. Ursprünglich war Volkswagen von einer Kapazität in Höhe von 150 GWh ausgegangen.

Anleger feiern VW

Seit VW-Chef Herbert Diess Mitte März die nach oben revidierte Planung zur Batterie-Produktion bekanntgegeben hat, sind die Vorzugs-Aktien gut 15 Prozent gestiegen. Auf Sicht eines Jahres hat sich der Kurs sogar mehr als verdoppelt. Zum Vergleich: Seit Mitte März hat sich der Dax im Prinzip nur seitwärts entwickelt. Und in den zurückliegenden zwölf Monaten fällt beim deutschen Standardwerte-Index das Plus nicht einmal halb so hoch aus wie bei den VW-Vorzügen. Das zeigt deutlich, dass die Anleger mittlerweile auf Nachhaltigkeit setzen und sozial sowie ökologisches Wirtschaften als Wettbewerbsvorteil einstufen.

Zu dieser Einschätzung kommen außer den europäischen Investoren auch die amerikanischen – das belegen die VW-Stammaktien. Diese sind in den Tagen nach Bekanntgabe der nach oben geschraubten Batterie-Pläne zeitweise noch stärker gestiegen als die Vorzüge. Und auch auf Sicht von einem Jahr fällt der Kursanstieg mit circa 130 Prozent spürbar höher aus als bei den Vorzugs-Aktien. An den Stammaktien hängen die in den USA gehandelten ADRs. Das spricht dafür, dass auf diesem Umweg vor allem amerikanische Anleger positiv auf die Ankündigungen von Diess reagiert haben.

Die Rally bei den VW-Aktien muss längst noch nicht am Ende angekommen sein. Die Research-Abteilung der Deutschen Bank in den USA veröffentlichte neulich eine Studie, nach der allein das Geschäft von VW mit Elektroautos rund 200 Milliarden Euro wert sein könnte. Derzeit kommt der gesamte Konzern auf eine Marktkapitalisierung von rund 130 Milliarden Euro.

1.200% Rendite in 20 Jahren?

Die besten ETFs und Fonds, aktuelle News und exklusive Personalien erhalten Sie in unserem Newsletter „DAS INVESTMENT Daily“. Kostenlos und direkt in Ihr Postfach.

Die längerfristige Betrachtung der VW-Aktie zeigt umgekehrt, dass Anleger unsoziales und umweltverschmutzendes Wirtschaften abstrafen. Denn die VW-Vorzüge notieren auch nach der jüngsten Kursrally nur rund 20 Prozent über dem Wert, den sie 2014 hatten, bevor der Dieselskandal seinen unseligen Lauf nahm. Der breite Markt ist gemessen am Dax seit dieser Zeit um immerhin rund 50 Prozent gestiegen.

Nachhaltigkeit gefragt

Generell waren in den zurückliegenden Monaten Aktien überdurchschnittlich gefragt, deren Unternehmen nachhaltige Geschäftsmodelle verfolgen – zum Beispiel erneuerbare Energien oder Wasserstoff. Der ehemalige Malus, dass Nachhaltigkeit angeblich Rendite koste, hat sich in den Augen der Anleger offensichtlich zu einem Bonus entwickelt. Da spielt sicherlich auch die Politik eine wichtige Rolle.

Nicht umsonst nennt die EU ihr 750 Milliarden schweres Konjunkturpaket „Green Deal“. Dadurch sollen die Corona-geschädigten Volkswirtschaften in Europa nicht nur konjunkturell unterstützt werden, sie sollen auch grüner werden. Ziel ist es, die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2030 um 55 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren. Es liegt auf der Hand, dass dies nur durch einen massiven Ausbau von erneuerbaren Energien, Elektro-Autos oder die Dämmung von Immobilien gelingen kann.

Nach der Wahl von Joe Biden zum US-Präsidenten sind auch die Vereinigten Staaten bei ihrer Klimapolitik umgeschwenkt. Erst im März hat der Kongress ein 1,9 Billionen US-Dollar schweres Konjunkturprogramm verabschiedet. Jetzt ist anscheinend schon das nächste in der Pipeline. Diesmal geht es sogar um ein Volumen von 3 Billionen Dollar. Damit will Washington die Infrastruktur modernisieren und erneuerbare Energien fördern. Die entsprechenden Aktien dürften in den kommenden Monaten gefragt sein. Der Megatrend Nachhaltigkeit dürfte weiter an Momentum gewinnen.


Über den Autor:
Andreas Enke ist Mitinhaber und Vorstandsmitglied der Geneon Vermögensverwaltung. Der Diplom-Kaufmann verfügt über mehr als 25 Jahre Berufserfahrung in der Beratung vermögender Privat- und Geschäftskunden bei verschiedenen Großbanken.

Wie hat Ihnen der Artikel gefallen?

Danke für Ihre Bewertung
Leser bewerteten diesen Artikel durchschnittlich mit 0 Sternen
Tipps der Redaktion