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Robert Halver über Aktienmarkt-Prognosen Anleger sind auf US-Arbeitsmarkt fixiert wie die Katz auf die Maus

Von in KonjunkturLesedauer: 5 Minuten
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Rational betrachtet sind die US-Arbeitsmarktdaten also nur begrenzt geeignet, Konsum und Inflationsentwicklung sauber einzuschätzen. Und sie als wesentliche Grundlage von Zinspolitik zu verwenden, ist geradezu gewagt.

Als konjunktureller Spätindikator taugt der Arbeitsmarkt wenig als Zins-Indikator

Der Arbeitsmarkt ist vergleichbar mit einem großen Rosenmontagszug in einer karnevalistischen Hochburg. Während die Spitze des Umzugs fast schon am Ziel angekommen ist, ist der letzte Zugwagen, der Prinzenwagen, noch nicht einmal gestartet. Es dauert Monate, bis die vergangenen Zinserhöhungen als Frühindikator sich durch den gesamten Zugweg der Konjunktur – Unternehmensstimmung, Auftragslage, Produktion – fressen und schließlich am Arbeitsmarkt schädigend wirken. Die US-Notenbank darf also nicht übertreiben. Ansonsten wird aus einem stabilen Arbeitsmarkt ein brüchiger. Handwerker wissen: Nach fest kommt ab.

 

Zur Erinnerung: Der damalige Fed-Chef und neue Wirtschaftsnobelpreisträger Ben Bernanke hatte von 2004 bis 2006 die Leitzinsen von einem auf 5,25 Prozent hochgetrieben. Wegen nachfolgenden wirtschaftlich schweren Verwerfungen musste er diese dann bis 2008 auf 0,25 Prozent senken. Eigentlich sollte das gebrannte Fed-Kind das Feuer meiden.

Don’t fight the Fed: Die Arbeitsmarktdaten sind wichtig, weil die Fed sie wichtig nimmt, aber…

Dass die aktuellen Arbeitsmarktdaten keine über jeden Zweifel erhabene konjunkturelle Größe mit klarer zinspolitischer Leitfunktion sind, hilft Anlegern aber nicht weiter. Es nutzt nichts, sich über die US-Notenbank zu stellen und eher auf sinkende Preise an den Börsen oder im Immobiliensektor, Liquiditätsprobleme und die anstehende Rezession, die natürlich inflationsabwürgend wirken, zu schauen, wenn die Fed ihren Glauben an den Arbeitsmarkt scheinbar unbeirrt verfolgt.  

Die Fed will offenbar erst dann Zinsmilde walten lassen, wenn die Arbeitsmarktdaten nachgeben. Auf diese frohe Erlösungsbotschaft zu warten, ist immerhin kein Warten auf Godot. Denn die letzten Arbeitsmarktdaten waren zwar gut, aber nicht mehr so gut. Es werden immer weniger neue Stellen geschaffen.

Der Konjunkturzug kommt früher oder später auch am Arbeitsmarkt an. Die dann nicht mehr zu verhindernde Zinsentspannung wird die Aktienmärkte erfreuen.

Über den Autor:

Robert Halver leitet die Kapitalmarktanalyse der Baader Bank in Frankfurt und ist damit für die Einschätzung der internationalen Finanzmärkte zuständig. Der erfahrene Kapitalmarkt- und Börsenkommentator ist durch seine regelmäßigen Medienauftritte bei Fernsehsendern und Radiostationen einem breiten Anleger- und Finanzpublikum bekannt.

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