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Aktualisiert am 05.11.2021 - 12:55 Uhrin InterviewsLesedauer: 5 Minuten

Walter Liebe im Interview „Anleger sind oft zu emotional“

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Was können Sie dagegen unternehmen?

Liebe: Wir weisen immer wieder darauf hin, dass Themenfonds langfristige Investments sind. Dahinter liegende Megatrends verschwinden nicht einfach in Bärenmärkten. Wer beispielsweise vor zwei Jahren in Themenfonds investiert hat, konnte trotz der Corona-Rücksetzer an den Börsen noch ansehnliche Gewinne erzielen.

Wie stark ist der europäische Markt im internationalen Vergleich?

Liebe: Europa ist im internationalen Vergleich führend. Auf dem Kontinent gibt es rund 400 Themenfonds, allein 2020 haben Investmentgesellschaften 87 neue Offerten gestartet.

Wie breit können Themenfonds aufgestellt sein?

Liebe: Das erkläre ich am besten an einem Beispiel, nehmen wir Sicherheit. Dazu zählen unter anderem IT-Security, aber auch Fahrzeug- und Lebensmittelsicherheit. All diese Bereiche haben verschiede- ne Wachstumstreiber und verhalten sich am Markt ganz unterschiedlich. In einem so breit aufgestellten Portfolio können Manager je nach Marktzyklus verschiedene Schwerpunkte setzen und sind flexibel. Sie müssen aber auch immer ganz nah an ihrem Thema dran bleiben, denn das Umfeld ändert sich rasch. Neben Marktdaten spielen auch Regulierungsthemen eine wichtige Rolle. Um sicherzustellen, dass Megatrends nachhaltig sind, brauchen Portfoliomanager zudem unbedingt ein solides theoretisches Fundament, mit dem sie arbeiten können.

Welches Fondsthema ist aus Ihrer Sicht aktuell noch zu eng definiert?

Liebe: Wasserstoff ist ohne Frage der Energietreiber der Zukunft. Es gibt aber noch nicht viele Unternehmen, die damit Gewinn erzielen. Wir sehen Wasserstoff derzeit als Unterthema in Fonds, die auf saubere Energien setzen.

Kann eine Fonds-Strategie einen Megatrend genau abdecken?

Liebe: Nein, ein Megatrend ist kein Anlagethema an sich, sondern ein theoretisches Konstrukt. Themenfonds sind sozusagen die Übersetzung verschiedener Megatrends in einen Investitionsauftrag. In ein Thema können Sie investieren, in einen Megatrend nicht. Oder haben Sie schon einmal versucht, direkt in Polarisierung anzulegen?

Was unterscheidet diese Anlageprodukte von breit aufgestellten internationalen Aktienfonds?

Liebe: Themenfonds blicken stärker in die Zukunft als globale Aktienfonds, die sich häufig an Indizes orientieren. Wer in einen regulären Aktienfonds investiert, setzt oft auf Gewinner vergangener Jahrzehnte. Unternehmen, die innovativ sind und neue Lösungen anbieten, haben aber die größeren Wachstumschancen.

Welche Themen sind vor dem Hintergrund aktueller Trends langfristig ein sinnvolles Investment?

Liebe: Strategien, die mit Nachhaltigkeit zu tun haben. Dazu zählen zum Beispiel Technologien, die zur Energiewende beitragen. Politik und Gesellschaft haben den Weg zur kohlenstofffreien Wirtschaft bereits geebnet, und im Moment entstehen viele neue Technologien, die in den kommenden Jahrzehnten deutlich an Bedeutung gewinnen werden.

Zum Abschluss: Wie charakterisieren Sie Themenfonds-Anleger?

Liebe: Tendenziell sind es Menschen, die weltoffen agieren und wissen, dass Veränderungen ein ständiger Begleiter im Leben sind.

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