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ICM-Chef Norbert Hagen Anleger sollten europäische Aktien übergewichten

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Die unterschiedlichen Inflationsraten und -erwartungen spiegeln sich auch in den Projektionen für die künftige Geldpolitik der Notenbanken wider. In den USA könnte es bereits 2022 einen ersten Zinsschritt der Notenbank noch oben geben. Schon vorher könnte die Fed ihre Anleihekäufe zurückfahren.

Höhere Zinsen würden vor allem die amerikanischen Techwerte empfindlich treffen, die in den vergangenen Jahren in Wesentlich für die Hausse an der Wall Street gesorgt haben. Die EZB dürfte dagegen noch Jahre lang die Füße stillhalten. Vor diesem Hintergrund könnten europäische Aktien nach Jahren der Underperformance künftig Boden wieder gut machen.

In Europa macht weniger die Inflation als die hohe Abhängigkeit von China Sorgen. Das gilt vor allem für die deutsche Exportwirtschaft wie die Autoindustrie. Peking will offenbar die Macht der großen Techkonzerne wie Tencent oder Alibaba brechen. Eine staatliche Wirtschaftszeitung bezeichnete Onlinespiele von Tencent neulich als „Opium fürs Gehirn“. Der chinesische Techkonzern sowie Konkurrenten von ihm brachen daraufhin an der Börse ein. Außerdem griffen die chinesischen Machthaber Lernplattformen von Unternehmen wie Gaoto Techedu oder New Oriental Education an und verbietet ihnen künftig, Gewinne zu erzielen.

Hintergrund scheint zu sein, dass die Machthaber in Peking eine wachsende und zu große Ungleichheit der Einkommen und Vermögen in den verschiedenen Bevölkerungsschichten verhindern will. Das ist durchaus nachvollziehbar, denn auch im Westen zeigt sich, dass eine zu große Kluft zwischen Arm und Reich das Wirtschaftswachstum beeinträchtigt und für sozialen Sprengstoff sorgt. Beides kann die chinesische Führung nicht gebrauchen.

Keine Abschottung vom Weltmarkt

Es ist aber kaum zu erwarten, dass Peking zu stark auf die Bremse tritt und die internationalen Beziehungen kappt. Die Politiker der Kommunistischen Partei wissen genau, dass nur ein wachsender Wohlstand der breiten Bevölkerungsschichten soziale Unruhen vermeiden dürfte. Und ein vernünftiges Wirtschaftswachstum kann die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt nur erzielen, wenn sie weiterhin in den Welthandel integriert ist. Unter dem Strich spricht ein Umfeld, geprägt von steigenden Inflations- und Zinssorgen in den USA sowie der wahrscheinlichen Entspannung in China, derzeit vor allem für europäische Aktien.

Über den Autor:

Norbert Hagen ist Vorstandssprecher der ICM Investmentbank

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