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Asien-Strategien von UBS AM „Anleger tun zu wenig, um die Zukunft ins Portfolio zu buchen“

Volocopter in Seoul, Südkorea
Volocopter in Seoul, Südkorea: Asien bietet große Chancen für gute Renditen, weil nur vergleichsweise wenige spezialisierte Asset Manager den Markt genau kennen. | Foto: imago images / Jaewon Lee

Herr Wiethüchter, UBS Asset Management ist seit mehr als 20 Jahren in Asien vertreten. Das Haus sucht hier nach den besten Investments auf der Aktienseite und ist im Fixed-Income-Bereich ein Pionier. Wo sehen Sie derzeit Chancen bei Fixed Income?

Martin Wiethüchter

Martin Wiethüchter: In der Tat haben wir schon im Jahr 2006 einen ersten Fonds im Fixed-Income-Bereich in Asien aufgelegt. Momentan sehen wir in den beiden festverzinslichen Kategorien Asia High Yield (AHY) und Investment Grade (AIG) gute Chancen, hier bieten sich im Vergleich zu entsprechenden Anlagen in den USA und der EU attraktive Renditen und Duration. Diese günstige Ausgangslage hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass sich die Zentralbanken in Asien, anders als ihre Pendants im Westen, mit Anleihekäufen zurückhalten können: Vor der Pandemie hatten viele asiatische Schwellenländer nach Jahren vorsichtiger Politik ein relativ hohes Zinsniveau aufgebaut. Die Anleihemärkte der Region sind im Vergleich zu Europa und den USA vielversprechend, da die meisten Länder weiterhin positive Realrenditen bieten und über geldpolitischen Handlungsspielraum verfügen.

Welche Renditen können Fixed-Income-Anleger in Asien denn erwarten?

Wiethüchter: Asien wird für den Fixed-Income-Bereich immer wichtiger. Hohe Spreads ermöglichen gute Anleiheerträge. Die Renditen am High-Yield-Bond-Markt belaufen sich auf durchschnittlich 7 Prozent. Besonderes Plus: Die im Vergleich zu den entwickelten Ländern kürzere Duration bietet zusätzlich Chancen, da sie das Durationsrisiko senkt.

Wie würden sich Zinssteigerungen auf Fixed-Income-Assets in Asien auswirken?

Wiethüchter: Wir hatten den Eindruck, dass die Finanzmärkte die Zentralbanken testen wollten, ab welchem Punkt diese ihre Politik nicht mehr verteidigen. Das erklärt aus unserer Sicht nur teilweise, warum die Geschwindigkeit des Zinsanstiegs so enorm war. Es gibt natürlich noch andere Faktoren, die dazu beigetragen haben, wie zum Beispiel die Befürchtung, dass die enormen fiskalischen und monetären Maßnahmen insbesondere in den USA zu einer Überhitzung der Konjunktur und einer damit einhergehenden höheren Inflation führen könnten.

Das wiederum könnte in einem weiteren Schritt die US-Notenbank zu sukzessiven Leitzinserhöhungen verleiten. Allerdings hat die US-Notenbank signalisiert, dass sie die Zinsen noch lange auf einem niedrigen Niveau halten will. Wir gehen also nicht davon aus, dass die Zinsen der weltgrößten Volkswirtschaft im kurz bis mittelfristigen Bereich signifikant steigen – das bekannte Motto „lower for longer“ trifft unsere Erwartungshaltung recht gut. Vor diesem Hintergrund bleibt der Anlagenotstand weiterhin hoch, wodurch folglich auch die Zuflüsse im asiatischen Fixed-Income-Bereich weiter zunehmen.

Aber auch fundamental spricht einiges für Investments in der Asien-Pazifik-Region, oder?

Wiethüchter: In der Tat! Die Zentralbanken Asiens haben, das kann nicht oft genug betont werden, noch Spielraum für niedrigere Zinsen, um der generell gut laufenden Konjunktur gegebenenfalls weitere Impulse zu geben. Darüber hinaus haben die asiatischen Länder die Pandemie viel besser unter Kontrolle. So wurde gleich von Anfang an in Flughäfen und Bahnhöfen getestet, in den Büros galt die 50:50-Regel und Restaurants blieben geschlossen. Inzwischen wird rasch und flächendeckend geimpft.

Das Ergebnis: Insbesondere China ist deutlich besser durch die Pandemie gekommen als andere Länder. Die Volkswirtschaft konnte 2020 als einzige weltweit gegenüber dem Vorjahr wachsen. Für 2021 erwarten Chinas Volkswirte angesichts der brummenden Geschäfte ein Wachstum von 8 bis 9 Prozent.

Fixed-Income-Strategien erzielen in der Regel in nicht unerheblichem Maß Erträge aus dem Immobilienmarkt. Immer wieder wird vor entsprechenden Überhitzungserscheinungen in China gewarnt. Wie sehen Sie die derzeitige Lage?

Wiethüchter: Der chinesische Immobiliensektor nimmt im asiatischen Hochzinsmarkt eine Schlüsselrolle ein. Es gibt eine Reihe von unterstützenden Trends für den Sektor, darunter die Konsolidierung der Branche, stetige Preissteigerungen und steigende Umsätze. Keine Frage, es gab auffällige Preisspitzen im Jahr 2017. Doch die fundamentalen Kennzahlen sind intakt: Die Verstädterung nimmt zu und die Mittelklasse, für die Immobilien ein essenzielles Gut ist, wächst weiter. Chinas Regierung setzt sich entschieden dafür ein, dass Wohnraum geschaffen wird, sucht aber durch regulatorische Maßnahmen, etwa durch die Rücknahme von Stimuli, eine Überhitzung zu vermeiden.

Was genau unternimmt die Regierung, um gegenzusteuern?

Wiethüchter: Weil die 50 größten Immobilienentwickler inzwischen 60 Prozent des Marktes ausmachen, werden Spekulanten und nicht konforme Unternehmen zunehmend in die Schranken gewiesen. Der Staat sieht mittlerweile genau hin: Immobilienentwickler können beispielsweise nicht unbegrenzt Schulden aufnehmen. So sollen aufgeblähte Bilanzen, die schnell zu Zahlungsausfällen führen können, vermieden werden. Durch umsichtige Regulierung wird der Markt immer professionalisierter – Übertreibungen wird aktiv entgegengewirkt. Diese jüngsten politischen Änderungen im chinesischen Immobiliensektor bieten Anleiheinvestoren daher neue Chancen.