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Aktualisiert am 29.01.2020 - 11:34 Uhrin FondsLesedauer: 5 Minuten

Anleihe-Experten im Gespräch Wie es 2020 an den Rentenmärkten weitergeht

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Um überhaupt noch Erträge zu erzielen, klettern viele Anleger auf der Risikoleiter höher. Stellen Hochzinsanleihen eine Alternative dar?

Herrmann: High-Yield-Bonds und Anleihen der Schwellenländer sind nahezu die einzigen Möglichkeiten, um am Anleihenmarkt deutlich mehr als null Prozent zu verdienen. Es ist aber auf jeden Fall eine gründliche Analyse bei der Einzeltitelauswahl notwendig. Die Zahl der Pleiten hat deutlich zugenommen und dürfte weiter steigen – vor allem im amerikanischen Energiebereich. Eine Alternative sind gut gemanagte aktive Fonds.

Günther: Für uns sind High Yield nichts. Sofern es sich nicht um Fehlbewertungen handelt, wird hier das wirkliche Risiko nicht annähernd vergütet. Verrückt, wer glaubt, rechtzeitig liquidieren zu können. Den Trend Kurzläufer-High-Yields halten wir eher für ein Marketing-Instrument.

Die Zinsen bewegen sich ja immer mit der Inflation. Könnte es da 2020 eine Überraschung geben?

Wittek: Das glauben wir nicht. In Europa gibt es keine Anzeichen einer deutlichen Inflationszunahme.

Günther: Abgesehen davon werden die Inflationsblasen, regional differenziert, eher weiter im Bereich bestimmter Aktien-, Anleihen-, Immobilien-, Luxus- und Sammlermärkte zu verorten sein.   

Wie gehen Sie mit dem Umstand um, dass Anleihen immer häufiger in Stückelungen von 100.000 oder 200.000 kommen?

Günther: Unternehmenspolitik wird leider seit einigen Jahren sowohl auf der Aktien- (Stichwort: kreditfinanzierte Aktienrückkäufe) als auch auf der Anleihenseite (Stichwort: Aufweichung von Besicherungsregeln) auf dem Rücken von Kapitalanlegern gemacht. Auch das ist eine der ekelhaften Folgen der Notenbankpolitik. Man ist auf den Privatanleger kaum noch angewiesen, wenn es Geld an jeder Ecke gibt.

Herrmann: Ein Glanzstück der Regulierung. Die Zahl der Anleihen mit kleiner Stückelung ist sehr überschaubar geworden. Für Privatanleger bleiben fast nur noch negativ rentierende Bundesanleihen übrig. Um trotz dieser Hindernisse am Rentenmarkt noch auskömmliche Renditen erwirtschaften zu können, sollten Anleger auf Fonds und ETFs als Basisbausteine für ihr Portfolio setzen.