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Anleiheexperte erklärt Deflation, Teil 1 So entsteht Deflation

Dieter Hein, Rentenfondsmanager bei der Banque de Luxembourg
Dieter Hein, Rentenfondsmanager bei der Banque de Luxembourg
Wer aktuell die Finanzzeitungen aufschlägt, wird in Artikeln, die sich mit der allgemeinen wirtschaftlichen Entwicklung beschäftigen, immer wieder dem Begriff „Deflation“ begegnen, und zwar in Kombination mit „Angst“, „Sorge“ oder „Risiko“. Diese negativen Verknüpfungen werden dadurch verschärft, dass Mario Draghi, der Präsident der Europäischen Zentralbank, immer wieder von einem „Deflationsrisiko“ spricht, das bekämpft werden müsse.

Da die Zentralbanken die Finanzmärkte mit ihren Leitzinsen und anderen geldpolitischen Maßnahmen wesentlich beeinflussen, ist es für Anleger wichtig zu verstehen, was diese Institutionen bewegt und was es mit der Deflation bzw. dem Deflationsrisiko auf sich hat.

Daher möchte ich Sie einladen, mich in einer kleinen Serie zum Thema Deflation aus dem Blickwinkel eines Anlegers zu begleiten.

Im ersten Teil soll es darum gehen, was man unter Deflation versteht, wo wir sie im Alltag erleben, was ihre Ursachen sind und warum sie gesamtwirtschaftlich selten auftritt. In den folgenden Beiträgen werde ich dann weiterführende Themen aufgreifen, wie z. B. die „Deflationsspirale“, das Thema „Überschuldung und Deflation“ und vor allem die Frage, was dies für einen Anleger bedeutet.

Deflation definiert man in der Volkswirtschaftslehre als einen allgemeinen, signifikanten und anhaltenden Rückgang des Preisniveaus für Waren und Dienstleistungen.

Die Hauptursache für einen Preisrückgang ist eine gestiegene Effizienz, die Fähigkeit, ein Produkt oder eine Dienstleistung billiger und/oder besser anbieten zu können. Dieses Phänomen kennen wir aus der Computer- und der Unterhaltungselektronikbranche: Ein aktuelles iPhone kostet etwa ein Drittel eines Apple Macintosh Computer aus dem Jahr 1984, der damals etwa 2.500 USD gekostet hat – und es kann unglaublich viel mehr.

Es gibt aber auch weniger bekannte Beispiele von Deflation aufgrund von Effizienzsteigerungen. So sind laut dem Institut der deutschen Wirtschaft in Deutschland zwar die Preise für die meisten Grundnahrungsmittel (Butter, Zucker, Milch, Brot etc.) seit 1960 oder auch seit 1991 nominal gestiegen. Andererseits musste ein „durchschnittlicher“ Arbeiter 1960 51 Minuten für zehn Eier arbeiten, 1991 waren es neun Minuten und 2009 nur noch acht Minuten. Allgemein ist es so, dass ein deutscher Arbeiter 2009 durchschnittlich nur ein Drittel so lange arbeiten musste, um den gleichen Warenkorb erwerben zu können wie 1960.

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