Bond-Fondsmanager von Natixis im Interview „Je nach Marktszenario nutzen wir unterschiedliche Fonds-Eigenschaften“
DAS INVESTMENT: Viele klassische Mischfonds leiden darunter, dass die Anleiheseite ihres Portfolios nicht mehr funktioniert. Woran liegt das?
Aziz Diallo: Die wichtigsten Zinssätze befanden sich jahrzehntelang im Abwärtstrend, das hat zu positiven Renditen von Anleihefonds beigetragen. Festverzinsliche Wertpapiere waren auch lange eine gute Absicherung gegen die schwankungsanfälligeren Teile von Multi-Asset-Fonds, insbesondere Aktien. Nun hat sich die Situation geändert: Wir bewegen wir uns auf ein inflationäres Umfeld zu. Das kann zu höheren Zinssätzen in verschiedenen Regionen führen. Außerdem korrelieren festverzinsliche Wertpapieren und Aktien immer mehr miteinander, ihre Beziehung wird unberechenbarer. Mangelnde Streuung ist eine große Herausforderung beim Aufbau von Multi-Asset-Fonds.
Sie haben im vergangenen November mit dem Natixis Bond Alternative Risk Premia einen Anleihefonds aufgelegt. Was machen Sie anders?
Frédéric Dujardin: Wir haben unseren Fonds so konzipiert, dass er zwei zentrale Anforderungen erfüllt. Erstens: Wie können wir ein Anleiheportfolio bei steigenden Zinsen und stärker schwankenden Zinsmärkten verwalten? Zweitens: Wie können wir ein langfristig positives Ergebnis erzielen – kombiniert mit starker Dekorrelation zu risikobehafteten Assets während Marktzusammenbrüchen? Wir nennen unseren Ansatz „Convexities Portfolio“. Dabei berücksichtigen wir wie bei einem traditionellen Anleiheansatz beispielsweise Rating, Duration und länderspezifischen Aspekte und kombinieren das mit anderen Faktoren. Etwa mit Term, Momentum, Carry oder Liquidität – Unterkomponenten eines traditionellen Ansatzes. Je nach Marktszenario nutzen wir die unterschiedlichen Eigenschaften der Strategien.
Fonds-Vergleich LU2373384994 | DAS INVESTMENT
Pandemie, Ukraine-Krieg sowie andere geopolitische Krisen und dazu noch Inflation – ist das nicht ein unangenehmes Umfeld, um einen Fonds zu starten?
Aziz Diallo: Es war ein perfekter Zeitpunkt, um zu zeigen, dass der Fonds effizient gegen schwere Markteinbrüche absichert. Und dass er auch bei steigenden Zinsen langfristig positive Performance erzielen kann.
Beschreiben Sie mal bitte Ihren Investmentprozess.
Frédéric Dujardin: Zunächst ermitteln wir unterschiedliche Marktszenarien. Dann wählen und gewichten wir die systematischen Strategien. Schließlich validieren und überwachen wir unser Portfolio mit Blick auf Standardrisiko, Abwärtsrisiko und Extremrisiko. Wichtig in unserer Portfoliokonstruktion sind die drei Säulen Core, Carry und Defensiv. Mit ihrer Hilfe gruppieren wir unsere systematischen Strategien.
Erläutern Sie das bitte.
Frédéric Dujardin: Jede der drei Säulen hat ein bestimmtes Ziel. Die Core-Säule zielt auf eine stabile langfristige Wertentwicklung ab. Bei der Carry-Säule geht es darum, eine eher mittelfristige Performance zu erzielen, die nicht mit der Core-Säule korreliert. Die defensive Säule soll bei Markteinbrüchen zusätzliche Erträge erzielen. Die drei Säulen gewichten wir im Portfolio annähernd gleich.