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Finanzberater erläutert Was Anleiheinvestoren jetzt wissen müssen

Sitz der US-Notenbank Federal Reserve in Washington
Sitz der US-Notenbank Federal Reserve in Washington: Die Zinsen steigen. | Foto: Imago Images / Kyodo News

In dieser aktuell ereignisreichen Zeit meldete sich kürzlich ein Kunde bei mir mit dem Wunsch, eine Geldanlage in Rentenpapiere zu tätigen. Nach seinen Vorstellungen sollte die neue Investition der Diversifikation seines Portfolios dienen und in festverzinsliche Wertpapiere, Rentenfonds oder in Renten-ETFs erfolgen. Eigentlich kein falscher Gedanke – wenn die Anleihekurse nicht bereits hoch und die Ankündigung zur Erhöhung des Leitzinses der amerikanischen Notenbank nicht wären.

Meine Besorgnis galt vor allem den möglichen Kursausschlägen an den Rentenmärkten bei einer Zinserhöhung. Deshalb sprachen wir darüber, wie der Markt reagieren könnte: Bei einer erwarteten Zinserhöhung in den Vereinigten Staaten würden im ersten Schritt europäische und US-Anleihen verkauft, die Anleiherendite stiege. In einem zweiten Schritt fiele dann der Euro, da die höher verzinsten US-Anleihen in US-Dollar gekauft würden. Der Wechselkurs Euro zu US-Dollar würde sich zulasten des Euros verändern.

Die vermeintlich sichere Anlage

Im Rahmen des Kundenbefragungsbogens sprachen wir über die unterschiedlichen Risikoklassen und seine Risikoneigung. Mein Kunde ordnete sich in der Risikoklasse 1 oder 2 ein, da er in festverzinslichen Wertpapieren eine sichere Anlage sah. Zum Zeitpunkt der bevorstehenden Zinserhöhung stellten Investitionen in die Risikoklassen 1 oder 2 aber keineswegs eine sichere Anlage dar. Im Gegenteil: Es kam aufgrund der angedeuteten Zinserhöhung bereits zu Kursveränderungen bei den festverzinslichen Wertpapieren. Der Kurs dieser Anleihen war gefallen, die Rendite gestiegen.

Fallende Anleihekurse rühren daher, dass Investoren innerhalb des amerikanischen Anleihemarktes umschichten. Sie trennen sich von langlaufenden Anleihen und schichten in kurzfristige Anleihen mit einem höheren Zins um. Entsprechend fällt der Kurs der langlaufenden Anleihe, die Anleiherendite steigt. Ein Beweggrund für die Umschichtung ist unter anderem die Sorge vor der aufkommenden Inflation: Langfristig investiertes Kapital wird entwertet, da nur ein von Beginn an fest vereinbarter Zins gezahlt wird, der die Inflation vermutlich nicht kompensiert. Der Nominalwert des investierten Kapitals verändert sich aber über die Investitionszeit nicht.

Steigen nun aber die Zinsen im kurzfristigen Bereich weiter an, könnten die kurzfristigen Zinsen sogar über den langfristigen Zinsen liegen. Da sich Banken kurzfristiges Geld von der Fed leihen und es zu den langfristigen Zinsen verleihen, würde in diesem Fall die Bank einen Verlust erwirtschaften. Verdeutlicht wird dies durch die US-Zinsstrukturkurve: Das Zinsniveau einer 5-jährigen, 10-jährigen oder 30-jährigen Staatsanleihe ist aktuell fast identisch. In Deutschland zeigt sich ein ähnliches Bild, auch wenn die EZB noch keine Zinserhöhung vorgenommen hat. Anleger und Berater sollten deshalb die Zinsstrukturkurve im Blick behalten.

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Quelle: MLP

Kursrutsch auch bei Rentenfonds

In dieser Situation wird sich mancher Anleger fragen, wie es sein kann, dass seine doch so sicher gewähnte Anlage in einem Rentenfonds innerhalb von einigen Wochen mit einem teilweise bis zu zweistelligen Minus ausgewiesen wurde. Die Erklärung ist relativ einfach: Auch ein Rentenfonds kauft verschiedene Anleihen mit unterschiedlichen Laufzeiten und von verschiedenen Schuldnern.

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Quelle: MLP

Da Angebot und Nachfrage den Preis einer festverzinslichen Anleihe bilden, kam es im Jahr 2022 teilweise zu einem massiven Kursrutsch innerhalb weniger Wochen. Fallen die Kurse der Anleihen aus dem Rentenfonds, so fällt auch der Preis für den Rentenfonds.

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