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Anleihemärkte Auf das Schlimmste gefasst

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Wachsende Sorgen um den Kreditzyklus

Die niedrigen Rohstoffpreise sind ein Segen für Verbraucher, was sich positiv auf das Wachstum auswirken sollte. Die Anleger scheinen sich allerdings mehr Gedanken über die Auswirkungen auf den amerikanischen Hochzinsmarkt sowie mögliche Spillover-Effekte auf den US-Kreditzyklus zu machen. Wir sehen einerseits den Kreditzyklus noch nicht am Ende angelangt. Andererseits wächst die Sorge, da der Zyklus in seine Spätphase eintritt und hiervon eine Ansteckungsgefahr für notleidende Unternehmen im Energie- und Bergbausektor ausgeht. Die Ausfallrate bei US-Hochzinsanleihen dürfte dieses Jahr auf 5-5,5 Prozent klettern. Ein Blick auf die Marktpreise legt den Schluss nahe, dass fast die Hälfte aller Hochzinsemittenten im US-Energiesektor in den nächsten Jahren ausfallen könnte.

In einem Umfeld mit fortschreitendem Kreditzyklus und Anlegern, die für die fehlende Liquidität höhere Risikoprämien verlangen, ist mit einer steigenden Volatilität zu rechnen. Die Spreads kompensieren jedoch ausreichend für wahrscheinliche Kreditverluste, während das Ausmaß der Volatilität in diesem Jahr größtenteils von den Rohstoffpreisen abhängen dürfte. Je mehr sich der Zyklus seinem Ende nähert, desto weniger wahrscheinlich ist es, dass wir für längere Zeit eine strategische Long-Position in Unternehmensanleihen halten. Allerdings steht der Markt immer noch am Anfang seiner Zyklusspätphase, die dieses Mal auch länger als die meisten vor ihr andauern könnte. Dies sollte gute Möglichkeiten eröffnen, um von Spread-Verwerfungen und Fehlbewertungen der Assets zu profitieren.

Vorsichtige Gelassenheit in Bezug auf China

Als potenzieller Volatilitätstreiber werden die Märkte dieses Jahr vermutlich weiter die chinesische Wachstumsschwäche und politische Unsicherheit im Visier haben. China scheint am Abgrund zu stehen, seit die Wirtschaft des Landes an Fahrt verloren hat. Unsere Einschätzung der Risiken hat sich somit kaum verändert. Dennoch ist festzuhalten, dass der Wandel der chinesischen Wirtschaft im Gange ist und die Lage keinesfalls so düster ist, wie viele denken.

Im Gegensatz zu manch anderem sind wir bezüglich der von China ausgehenden Risiken für die Schwellenmärkte weniger beunruhigt. Wir bleiben allerdings gegenüber den Emerging Markets vorsichtig, weil sie Chinas rückläufiger Nachfrage nach Industrierohstoffen am stärksten ausgesetzt sind. Das gilt gerade für jene Länder, die ihre Geldpolitik aufgrund eines starken Kreditwachstums weniger flexibel lockern können.

Fazit

Das Umfeld aus moderat steigendem globalen Wachstum und stützender Geldpolitik wird im laufenden Jahr weiterhin Bestand haben. Für die meisten Assetklassen dürften dies gute Nachrichten sein. Die Anleger hingegen scheinen sich weniger für die Wachstumsaussichten zu interessieren und sich stattdessen mehr Sorgen um die potenziellen Risikofaktoren zu machen. Auch die geopolitischen Risiken könnten einen noch größeren Einfluss auf die politische und wirtschaftliche Landschaft haben. Dabei ist mit einer erhöhten Volatilität zu rechnen, sollten sich Risikofaktoren verstärken und die Anlegerstimmung beeinträchtigen.

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