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Anleihemärkte unter Druck High-Yield-Segment könnte um über 30 Prozent anschwellen

Moody’s (hier ein Detail des Haupteingangs zum Unternehmenssitz in New York) erwartet im globalen Hochzinsbereich jetzt eine Default-Rate von 7 Prozent: Insgesamt sind die Bewertungen von Anleihen derzeit jedoch so chancenreich wie seit der globalen Finanzkrise nicht mehr.
Moody’s (hier ein Detail des Haupteingangs zum Unternehmenssitz in New York) erwartet im globalen Hochzinsbereich jetzt eine Default-Rate von 7 Prozent: Insgesamt sind die Bewertungen von Anleihen derzeit jedoch so chancenreich wie seit der globalen Finanzkrise nicht mehr. | Foto: imago images / Travel-Stock-Image
Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity International

Kaum ein Marktsegment war zuletzt ein so effektives Gegengewicht zum gebeutelten Aktienmarkt wie US-Staatsanleihen: Während der Aktienindex S&P 500 seit Januar um rund 20 Prozent einbrach, stiegen langfristige US-Treasuries um 20 Prozent.

Wo der Anleihenmarkt seine traditionelle Rolle erfüllt hat

Unternehmensanleihen haben sich zwar nicht ganz so gut entwickelt, konnten die Kursverluste bei Risikopapieren jedoch etwas abfedern. Globale Unternehmensanleihen aus dem Investment-Grade-Segment haben seit Jahresanfang nur Verluste im niedrigen einstelligen Bereich verzeichnet.

Die Zentralbanken haben inzwischen dafür gesorgt, dass etwas Ruhe am Anleihemarkt eingekehrt ist. So haben sie Programme aufgelegt, mit denen sie auch in den Markt der Unternehmensanleihen eingreifen können. Die Fed etwa kann neuerdings Unternehmensanleihen im Investment-Grade-Segment kaufen. Bis zum Ende des dritten Quartals könnten sich die Käufe auf bis zu 200 Milliarden Dollar belaufen. Dabei nutzt sie ETFs, um auf eine diversifizierte Art und Weise über verschiedene Laufzeiten am Markt teilzunehmen und den Anleihemarkt großflächig zu unterstützen.

Je größer der Anteil hochwertiger Staats- und Unternehmensanleihen an einem diversifizierten Portfolio war, desto bessere Renditen hätte ein Anleger seit Jahresanfang im Durchschnitt erzielt.

Wo der Anleihemarkt überrascht hat

Wenn es zuletzt so etwas wie eine Blase am Anleihemarkt gab, beobachten wir womöglich gerade, wie sie platzt: Rund 44 Prozent der 583 Milliarden US-Dollar an Zuflüssen in globale Anleihefonds der vergangenen 12 Monate sind in den vergangenen vier Wochen wieder abgeflossen (257 Milliarden US-Dollar).

Woran lag das? Zum einen haben viele Unternehmen in den vergangenen Jahren das niedrige Zinsniveau genutzt, um sich an den Kapitalmärkten mit Liquidität einzudecken. Diese haben sie teilweise für Aktienrückkaufprogramme verwendet. Wir haben also insbesondere in den niedrig bewerteten Segmenten des Investment-Grade-Bereiches heute einen deutlich höheren Verschuldungsgrad – der sogar noch höher liegt als vor der globalen Finanzkrise.

Da sich viele Anleger aufgrund der niedrigen Marktrenditen von Staatsanleihen im Risikospektrum etwas nach oben bewegt haben, traf dieses Mehrangebot auf freudige Abnehmer. So manche Risiken wurden daher lange von der höheren Risikobereitschaft und der großen Liquidität überdeckt.

Die völlig unerwartete Natur der Krise verursacht bei einigen Unternehmen auch unverdiente Probleme. Die Automobil- und Rohstoffbranchen dürften unter den ersten sein, die von Herabstufungen durch Ratingagenturen betroffen sind. Denn solange Fabriken stillstehen und der Ölpreis im Keller ist, steigen die Insolvenzgefahr bei den betroffenen Unternehmen, besonders im unteren Rating-Segment, und damit auch die zu erwartenden Ausfallraten.

Moody’s hat zuletzt die Default-Annahmen im globalen Hochzinsbereich von ursprünglich 3 Prozent für 2020 nach oben korrigiert. Für den Fall eines deutlichen Abschwungs nehmen die Analysten eine Rate von 7 Prozent an, in einer Rezession der Größenordnung von 2008 von 16 Prozent und für den Fall einer schweren Wirtschaftskrise, die 2008 deutlich übertrifft, von 21 Prozent.

Diese Belastung hatten die Anleihemärkte nicht erwartet. Sie traf die Marktteilnehmer zum Teil noch härter als Aktieninvestoren, die größere Verluste in Krisensituationen eher gewohnt sind.

„Gefallene Engel“ bieten Chancen

Die quantitative Lockerung ist ein starkes Sicherheitsnetz für die Kreditmärkte, aber das Netz kann nicht alle auffangen. Wir haben bereits einige Downgrades vom Investment-Grade-Segment in den High-Yield-Bereich gesehen, und die Zahl der sogenannten „Fallen Angels“ wird sich weiter erhöhen. Auch die stabilsten Unternehmen bleiben nicht immer von der Herabstufung verschont. Einige schätzen daher, dass das High-Yield-Universum in den USA und Europa durch den aktuellen Abschwung um über 30 Prozent anschwellen könnte.

Für Anleger entstehen in dieser Situation Chancen. Viele Investment-Grade-Werte, denen die Herabstufung droht, preisen längst eine High-Yield-Bonität ein. Die Renditen von Ford etwa lagen vergangene Woche schon über 10 Prozent, Euro-High-Yield-Anleihen im BB-Bereich rentieren mit 6 Prozent.

„Fallen Angels“ boten in der Vergangenheit meist deutliche Mehrrenditen, da viele Anleger in der Krise zum Verkauf gezwungen sind und die Unternehmen sich auf dem Weg zurück ins Investment-Grade-Segment klar beweisen wollen. Im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre bot der Euro High Yield Fallen Angel Index eine Mehrrendite von insgesamt 528 Prozent oder 5,8 Prozent pro Jahr.

Fazit

Kurz- bis mittelfristig stehen Unternehmen und Finanzmärkte vor großen Herausforderungen. Der jüngste Kursverfall hat jedoch dazu geführt, dass Anleihebewertungen so attraktiv geworden sind wie seit der globalen Finanzkrise nicht mehr. Und während Unternehmen unter Druck stehen, Aktienrückkaufprogramme auf Eis zu legen und Dividendenausschüttungen reduzieren – teils sogar bis auf null – kann ein Anleihekupon nicht ausgesetzt werden, ohne einen Zahlungsausfall auszulösen.

Hochwertige Anleihen spielen daher nach wie vor eine wichtige Rolle in einem diversifizierten Portfolio. Gleichzeitig ergeben sich für aktive Manager Chancen, in ausgewählten Segmenten des Anleihemarkts Positionen auszubauen – derzeit aber noch mit viel Vorsicht.

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