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Anleihen Anleger-Vertrauen in Griechenland mit besten Erträgen honoriert

Das Festhalten an griechischen Bonds zwischen dem Wahlsieg der sparkurskritischen Syriza-Partei vor einem Monat und den Turbulenzen während der Verhandlungen bescherte den Investoren die besten Erträge weltweit in diesem Jahr, wie aus den Bloomberg-Staatsanleihe-Indizes hervorgeht.

Händler griechischer Papiere waren relativ optimistisch, als sie die erhöhte Volatilität und Warnungen von Strategen aushielten, dass das Land ein Ausscheiden aus der Währungsunion riskiere. Ihre Standfestigkeit hielt die zehnjährige Rendite während der Turbulenzen unter dem Fünf-Jahres-Durchschnitt, und am Dienstag, als die Euroraum-Finanzminister einer Verlängerung der Finanzhilfen zustimmten, lag sie mehr als einen Prozentpunkt niedriger als der Schlussstand am 31. Dezember.

“Wer die Bonds gekauft hat, wusste, dass angesichts des Vorsprungs von Syriza in den Meinungsumfragen das politische Risiko steigen kann, und musste daher eine recht hohe Toleranz haben”, sagt Orlando Green, Stratege für festverzinsliche Papiere bei der Unternehms- und Investmentbanking-Tochter von Crédit Agricole SA in London. “Es gibt da nicht so viel Handel, so dass man wirklich kaufen und halten muss.”

Der Bloomberg Greece Sovereign Bond Index hat 2015 bis Dienstag einen Ertrag von 11 Prozent eingefahren und ist damit Spitzenreiter unter 31 Benchmarks für Staatspapiere. Er übertraf den Gewinn von vier Prozent für portugiesische Papiere und ein Plus von 3,5 Prozent bei italienischen Bonds. Der Index, eine marktgewichtete Messgröße von griechischen Anleihen, lag zuletzt bei 100,80, ein Plus von 38 Prozent gegenüber dem Fünf-Jahres- Durchschnitt.

Fast unmittelbar nachdem Syriza die Wahlen mit der Zusicherung gewonnen hat, die Sparmaßnahmen zu reduzieren, reiste der neue Finanzminister Yanis Varoufakis nach London. Dort sprach er mit etwa 100 Bankern und sicherte ihnen zu, er plane keinen Schuldenschnitt, wie eine an der Sitzung teilnehmende Person berichtete.

Das dürfte dazu beigetragen haben, Investoren wie Pacific Investment Management Co. und den Hedgefonds Greylock Capital Management zu beruhigen, die gesagt hatten, sie sähen nach der Wahl weiterhin Wert in griechischen Papieren.

Die Verhandlungen zwischen Griechenland und den internationalen Gläubigern scheiterten am 16. Februar, und die griechische Regierung erklärte, sie könne die “absurden” Forderungen der Institutionen nicht akzeptieren. Die Commerzbank AG hat daraufhin ihre Schätzung über eine Wahrscheinlichkeit eines Ausscheidens Griechenlands aus dem Euroraum von 25 Prozent auf 50 Prozent erhöht.

Der Bondmarkt blieb recht ruhig, verglichen mit früheren Bewegungen. Zwar kletterte die zehnjährige Rendite am 2. Februar bis auf 11,40 Prozent. Indes war sie 2012, als die Gläubiger im Rahmen des größten Schuldenschnitts in der Geschichte Abschreibungen von 100 Mrd. Euro zustimmten, auf 44,21 Prozent geklettert. Am Mittwoch rentierten zehnjährige griechische Bonds bei 8,64 Prozent.

Die Euroraum-Finanzminister stimmten am Dienstag einem neuen Maßnahmenpaket für Griechenland zu, was den Weg ebnete, dass Kredite weiter fließen können. Das bestehende Programm, das das in Europa am stärksten verschuldete Land seit 2010 liquide gehalten hat, sollte laut den Plänen Ende des Monats auslaufen.

Die Verlängerung erstreckt sich jedoch nur über vier Monate und die dreijährigen griechischen Renditen liegen mit 12,12 Prozent über der Verzinsung der zehnjährigen Papiere. Die Entwicklung signalisiert, dass einige Investoren besorgt sind, dass sie nicht die volle Rückzahlung erhalten könnten. Zum Vergleich: Als das Land letztmals dreijährige Papiere im Juli vergangenen Jahres begab, lag die Emissionsrendite bei 3,5 Prozent.

“Der Markt hat die Entwicklungen zwischen Griechenland und seinen Partnern als sehr konstruktiv interpretiert”, erläutert Patrick Jacq, leitender Stratege für festverzinsliche Papiere bei BNP Paribas SA in Paris. “Aber sie werden eine konkretere Vereinbarung benötigen sowie mehr Gewissheit über die Fähigkeit Griechenlands, sich in den nächsten Jahren und nicht Monaten zu finanzieren.”

Aber nun können die treuen Investoren sich an ihrer Belohnung freuen. Die Bonds sind bis Dienstag fünf Tage in Folge gestiegen.

“Angesichts eines Renditeniveaus von 10 oder sogar 15 Prozent, das wir bei dreijährigen griechischen Staatspapieren gesehen haben, gibt es natürlich ein erhebliches Potenzial für Gewinne”, sagt Christian Lenk, Analyst für festverzinsliche Papiere bei DZ Bank AG in Frankfurt. “Jedoch ist es meiner Meinung nach kurzsichtig, griechische Bonds nur unter dem Aspekt zu betrachten. Derartige Anlagen sind eine besondere Kategorie. Für eher traditionelle Investoren in Festverzinsliche sind griechische Anleihen derzeit nicht investierbare Papiere.”

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