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Interview zur Anleihenstrategie „Wir setzen aktuell auf Triple-A-Adressen“

Uwe Eilers
Uwe Eilers: Die Wirtschaftsdaten signalisieren kein dringendes weiteres Handeln von Fed und EZB. | Foto: Frankfurter Vermögen

DAS INVESTMENT: Herr Eilers, Sie als Gründer und Vorstand der Frankfurter Vermögen AG haben die Märkte schon in verschiedensten Phasen erlebt. Aktuell sind die Zinsen hoch. Wie geht es Ihrer Einschätzung nach in den kommenden Monaten und mittelfristig mit der Zinsentwicklung weiter?

Uwe Eilers: Wir gehen davon aus, dass die kurzfristigen Zinsen – wenn überhaupt – nicht viel weiter steigen werden. Die Notenbanken dürften die Füße stillhalten, zumal die Wirtschaftsdaten kein dringendes weiteres Handeln von Fed und EZB signalisieren: Die Inflationsdaten haben sich abgeschwächt; die Notenbanken-Maßnahmen zeigen Wirkung. Was die USA, Europa und Deutschland angeht, ist die Lage für uns klar, dass bei den kurzfristigen Zinsen der Deckel drauf ist.

Ein anderes Bild ergibt sich bei den langfristigen Zinsen. Sie könnten weiter steigen, wodurch das Bild der Zinskurve sich eher abflachen dürfte. Die Gründe dafür sind, dass die Notenbanken, sowohl die Fed als auch die EZB, unterstrichen haben, dass sie ihre Bilanzen verkürzen wollen. Fast neun Jahre lang hat die EZB ihre Bilanzsumme deutlich hochgefahren, jetzt soll die expansive Geldpolitik durch eine entschlossene Bilanzverkürzung zurückgedreht werden. Das heißt, dass EZB und Fed als Käufer von Anleihen ausfallen. Sie werden die auslaufenden Anleihen folglich nicht mehr wie gewohnt durch neue Wertpapierkäufe ersetzen. Neben den Leitzinsanhebungen wird die EZB mit dieser Maßnahme den geldpolitischen Impuls zusätzlich reduzieren und auf dem Markt für einen Liquiditätsabzug sorgen.

Die Inflation in den USA und im Euroraum ist von Unterschieden geprägt. Warum ist das so, was folgt daraus für die jeweiligen Notenbanken und die Zinskurve?

Eilers: In der jüngeren Geschichte der Geldpolitik sind die Zinsen schon immer unterschiedlich gewesen. Die US-Zinsen lagen immer über denen der EZB. Wir erinnern uns: In der Eurozone hatten wir sogar Negativzinsen, was es in den USA nicht gegeben hat. Die Unterschiede hängen letztlich auch damit zusammen, dass die USA die Inflation anders messen als die Europäer. Folglich sehen die Statistiken anders aus und daraus resultiert, dass energischer oder behutsamer an der Zinsschraube gedreht wird.

Einzelne Schwellenländer senken bereits wieder die Zinsen, in anderen Ländern wirken Besonderheiten auf die Inflation und die daraus folgende Zinsentwicklung ein. Könnten Sie Beispiele geben, wo es gegenläufige Entwicklungen gibt?

Eilers: Als Industrieland ähnelt Norwegen Europa oder den USA. Norwegens Zentralbank Norges Bank hat den Leitzins schon früher als die EZB und die Fed erhöht, der Zyklus ist hier ein anderer. Das ist für uns auch deshalb interessant, weil wir davon ausgehen, dass Norwegen am Zinsgipfel steht. Deshalb haben wir längerfristige norwegische Staatsanleihen in unserem Portfolio.

Der Blick auf Indien ergibt wiederum eine völlig andere Konstellation. Indien hat eine ganz andere Wirtschaftsstruktur als Europa und die USA und ist von beiden Wirtschaftsräumen in sehr hohem Maß unabhängig. Indien hat bislang nur eine wenig ausgeprägte Exportwirtschaft. Im Gegensatz zur niedrigen Exportquote ist der Binnenkonsum sehr stark. Deshalb ist das Land auch relativ unempfindlich gegenüber der Zinspolitik in den Industrieländern. Bei indischen Anleihen setzen wir auf mittlere Laufzeiten von drei bis fünf Jahren. Das Emittentenrisiko halten wir klein, indem wir hier auf supranationale Anleihen setzen. Weil wir davon ausgehen, dass sich die globale Konjunkturentwicklung abschwächt, setzen wir bei allen unseren Investitionen – sowohl in den Industrieländern als auch in den Schwellenländern – aktuell  auf Triple-A-Adressen. So setzen wir bei unseren Investitionen in Indien, Indonesien und Mexiko auf supranationale Emittenten wie beispielsweise die Weltbank oder die Asiatische Entwicklungsbank, wodurch wir keine unliebsamen Zinsspread-Ausweitungen befürchten müssen.

 

Welchen Anleihensegmenten und Laufzeiten sollten Anleger im skizzierten Umfeld Aufmerksamkeit schenken?

Eilers: Was wir jetzt machen: Wir gehen auf Nummer sicher und haben uns daher unter anderem sehr kurzfristige Bundesanleihen mit einer Laufzeit von einem Jahr in den Portfoliobestand geholt, die wir zum Teil als Parkpositionen für freiwerdende Liquidität einsetzen. Aus dem EU-Raum haben wir polnische Staatsanleihen im Portfolio, weil wir sie als stabil ansehen – erst recht mit der neuen Regierung, die nach der Parlamentswahl bald gebildet wird.

Wir werden unserer Strategie treu bleiben und in Europa, in Deutschland und in den USA weiterhin auf kurzlaufende Anleihen setzen. In stabilen Volkswirtschaften vertrauen wir auch auf mittelfristige Anleihen. Wenn wir in indische, indonesische oder mexikanische Wertpapiere investieren, sind wir davon überzeugt, dass diese Volkswirtschaften sich stabil entwickeln. Indem wir entschieden auf Solidität und Verlässlichkeit bei den Emittenten setzen – in Europa beispielsweise auf Anleihen der Europäischen Bank für Wiederaufbau und Entwicklung – gehen wir gezielt nur die Risiken ein, die sich schwer ausschließen lassen, wie Währungsrisiken, und für die wir die entsprechend höhere Verzinsung vereinnahmen.

Man sollte wissen was man tut und wie man es tut. Wir haben eine sehr klare Meinung und eine sehr klare Positionierung. Und die halten wir ein, solange wir nicht Änderungen im Umfeld sehen, die uns zum Handeln zwingen.

 

Disclaimer:

Die Angaben dienen ausschließlich Marketing- und Informationszwecken und stellen keine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Fondsanteilen dar. Das Sondervermögen weist aufgrund seiner Zusammensetzung und seiner Anlagepolitik ein nicht auszuschließendes Risiko erhöhter Volatilität auf, d.h. in kurzen Zeiträumen nach oben oder unten stark schwankender Anteilpreise. Alleinige Grundlage für den Anteilerwerb sind die Verkaufsunterlagen (Basisinformationsblatt, Verkaufsprospekt, Jahres- und Halbjahresbericht) zum Investmentvermögen. Verkaufsunterlagen zu allen Investmentvermögen der Universal-Investment sind kostenlos bei Ihrem Berater / Vermittler, der zuständigen Verwahrstelle / Depotbank oder bei Universal-Investment unter www.universal-investment.com erhältlich. Eine Zusammenfassung Ihrer Anlegerrechte in deutscher Sprache finden Sie auf www.universal-investment.com/media/document/Anlegerrechte. Zudem weisen wir darauf hin, dass Universal-Investment bei Fonds für die sie als Verwaltungsgesellschaft Vorkehrungen für den Vertrieb der Fondsanteile in EU-Mitgliedstaaten getroffen hat, beschließen kann, diese gemäß Artikel 93a der Richtlinie 2009/65/EG und Artikel 32a der Richtlinie 2011/61/EU, insbesondere also mit Abgabe eines Pauschalangebots zum Rückkauf oder zur Rücknahme sämtlicher entsprechender Anteile, die von Anlegern in dem entsprechenden Mitgliedstaat gehalten werden, aufzuheben.

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