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Trotz steigender Zinsen Warum Anleihen im Portfolio unverzichtbar sind

Europäische Zentralbank
Europäische Zentralbank: Auch in der Währungsunion stehen die Zeichen auf Zinsanstieg. Deswegen auf festverzinsliche Wertpapiere zu verzichten, ist für Fondsmanager Marcel Huber aber keine Option. | Foto: Imago Images / Schöning
Marcel Huber BlackPoint
Marcel Huber © Blackpoint AM

Bei allen Unwägbarkeiten am Kapitalmarkt – eines scheint sicher: Die Zinsen werden weiter anziehen. Aber: Steigende Zinsen bedeuten grundsätzlich fallende Anleihekurse, sofern die Risikoprämien unverändert bleiben. Daher stellt sich für viele Anleger die Frage, ob sie im aktuellen Umfeld überhaupt noch in Anleihen investieren sollten.

Im Jahr 2021 legte die Inflation weltweit zu. Das sorgte nicht nur in den USA und in Europa, sondern auch in vielen anderen Ländern für steigende Kapitalmarktzinsen. Für den breiten Anleihemarkt resultierte daraus das schlechteste Jahr seit 1999: Der globale Bloomberg Global Aggregate Bond Index verlor 4,7 Prozent an Wert (siehe Grafik 1).

Grafik 1: Globaler Anleihemarkt massiv unter Druck

Anleihemarkt unter Druck
Quelle: Bloomberg (Stand: 25.05.2022)

Alle Teile des Anleihemarkts mit Kursverlusten

Im Jahr 2022 weisen Anleihen bislang sogar noch eine deutlich schlechtere Wertentwicklung auf. Mehr als ein Drittel des Bloomberg Global Aggregate Bond Index besteht aus US-Anleihen. Allein dort ist die Inflation auf ein Vierjahrzehnthoch von 8,3 Prozent geschossen, die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen ist von 1,6 Prozent zu Beginn des Jahres auf zwischenzeitlich knapp über 3 Prozent gestiegen.

Die Zweijahresrenditen legten noch deutlicher von 0,8 Prozent auf zwischenzeitlich knapp 2,8 Prozent zu. Dieser Zinsanstieg sorgte neben der aktuell zu beobachtenden Risikoaversion der Marktteilnehmer für eine stark negative Kursentwicklung von Anleihen – und das über sämtliche Marktsegmente hinweg (siehe Grafik 2).

Grafik 2: Sämtliche Anleihesegmente deutlich im Minus

Wertentwicklung der Anleihemarktsegmente
Quelle: Bloomberg (Stand: 27.05.2022)

Während Hochzinsanleihen mit spekulativen Ratings im vergangenen Jahr dank ihrer hohen Risikoprämien die Zinsbewegung noch deutlich überkompensieren konnten, scheuen Anleger aktuell die Kreditrisiken dieser Papiere. Risikobehaftete Anleihen entwickeln sich aktuell noch schwächer als defensive Investments. Das fällt insbesondere beim Blick auf die Schwellenländer auf. Diese sind nicht nur anfällig für einen Zinsanstieg in den sicheren Heimatmärkten vieler Investoren, sondern leiden unter anderem an der Wachstumsschwäche in China. Gründe für diese sind fortwährende Probleme im Umgang mit der Corona-Pandemie (Zero-Covid-Strategie), regulatorische Eingriffe und die Schwierigkeiten am Immobilienmarkt. Ohnehin ist die pandemische Entwicklung in vielen Schwellenländern weiterhin herausfordernd und verbunden mit ausbleibendem Tourismus sowie Einbrüchen in der Wirtschaftsleistung.

Zinsen dürften steigen – sowohl in den USA als auch in Europa

Die in den USA besonders hohe Inflation zwingt die Notenbank Federal Reserve zum Handeln. Neben den steigenden Energiepreisen, die für rund ein Viertel der dortigen Preisanstiege direkt verantwortlich sind, spielen steigende Lohnkosten eine gewichtige Rolle. Die Marktteilnehmer haben aktuell eine aggressive Erhöhung der US-Zinsen auf ~2,6 Prozent bis zum Jahresende eingepreist. Für die Eurozone wird immerhin ein Anstieg von ~-0,6 Prozent auf ~0,4 Prozent bis Jahresende erwartet. Hier verursachen steigende Energiekosten sogar mehr als die Hälfte der Preisanstiege direkt.

Gleichzeitig wächst aber auch die Sorge vor einer deutlichen Abkühlung der Wirtschaft in den USA und Europa bis hin zu einer Rezession. Ein Szenario langanhaltender Zinsanhebungen passt jedoch nicht zu einem Umfeld deutlich schwächerer wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit. Daher erwarten wir, dass Investoren im laufenden Jahr immer wieder deutlich in ihrer Erwartungshaltung schwanken werden.

Je nach aktueller Datenlage, dem daraus resultierenden Verhalten der Notenbanken sowie laufender Unternehmensveröffentlichungen werden mal das Inflations-, mal das Stagflations- oder gar das Rezessions-Szenario die Oberhand haben.

Zinsanhebungen könnten schwächer ausfallen als erwartet

Aufgeregte Kommentare zu stärker oder schwächer steigenden Zinsen an den Kapitalmärkten und stärkerer beziehungsweise schwächerer Wirtschaftsleistung dürften auch in der zweiten Jahreshälfte für Wirbel sorgen.

Bislang schlägt sich die viel diskutierte konjunkturelle Abschwächung jedoch kaum in der Zinserwartung nieder, da noch auf eine nachweisbare Trendumkehr bei den Inflationsdaten gewartet wird. Eine schwächer wachsende Weltwirtschaft wird aber immer wahrscheinlicher. Insofern sind weniger stark steigende Leitzinsen im Vergleich zu den gegenwärtigen Annahmen nicht auszuschließen. Daher lässt sich weiterhin trefflich darüber diskutieren, ob es nicht verfrüht ist, einen schlechten Ausblick für Anleihen über die kommenden Jahre auszustellen.

Eines scheint jedoch sicher: Der Pfad der weiteren wirtschaftlichen Erholung und die geldpolitische Straffung sollten sich, auch im Interesse der Notenbanken, die Waage halten.

5 Gründe, warum wir an Anleihen festhalten

Aus unserer Sicht gibt es mehrere gute Gründe, weiterhin in Anleihen investiert zu sein. Sie sind allesamt auf die Zusammenstellung unseres BlackPoint Evolution Fund (ISIN: LU2369268425), dessen Streuung sowie die langfristige Anlagestrategie zurückzuführen.

1. Streuung von Risiken und Liquiditätspuffer

Wir legen nicht alle Eier in einen Korb. Vielmehr ist es unser Ziel, Schwankungen des Portfolios in schwierigen Marktphasen abzumildern. Da der Fonds zu einem großen Teil in Aktien investiert, eignet sich ein global ausgerichteter Anleiheanteil sehr gut, um Verluste auf Portfolioebene in Stressphasen zu begrenzen.

Neben weniger defensiven Anleihen befinden sich im BlackPoint Evolution Fund auch hochliquide Staatsanleihen mit kürzeren Laufzeiten. Diese sind ein schwankungsarmer Liquiditätspuffer, der uns jederzeit zur Verfügung steht. So können wir kurzfristig beispielsweise die Aktienquote erhöhen oder Chancen bei alternativen Investments ergreifen.

2. Attraktive Verzinsung

Blackpoint Asset Management investiert global in Staatsanleihen aus entwickelten Ländern, Pfandbriefen und Unternehmensanleihen – und das sowohl im Bereich der nicht-spekulativen Ratings („Core“-Bereich) als auch im Hochzinsbereich sowie in Staatsanleihen aus Schwellenländern („Satellite“-Bereich). Mit dieser, speziell für den BlackPoint Evolution Fund entwickelten Mischung verschiedener Anleihen, erzielen wir eine hohe durchschnittliche Rendite.

3. Fokus auf individuelles Ausfallrisiko

Die Bewertung von Anleihen ist von vielen Faktoren abhängig. Nicht immer beeinflussen diese nachhaltig das Ausfallrisiko einer Anleihe. Beispiele hierfür sind strauchelnde Konkurrenten eines Unternehmens, die teilweise unabhängig von Branchenrisiken für erhöhte Risikoprämien sorgen, oder steigende Zinsen. Aufgrund unseres langfristigen Anlagehorizonts können wir solche Schwankungen in den Bewertungen durchhalten, sofern wir davon überzeugt sind, eine attraktive laufende Verzinsung und am Ende der Laufzeit die Tilgung zu erhalten. Durch eine fortlaufende, rollierende Investitionstätigkeit passen wir die Investments dabei stetig an den jeweils aktuellen Marktzins an.

4. Auswahl nach der Darwin-Portfoliostrategie

Quelle Fondsdaten: FWW 2024

Beim BlackPoint Evolution Fund verfolgen wir die eigens entwickelte Darwin-Portfoliostrategie. Dabei untersuchen wir systematisch die wesentlichen Eigenschaften möglicher Investments: Diversifikation, Attraktivität, Resilienz, Wachstum, Interaktion und Nachhaltigkeit. Eine tiefgreifende, fundamentale Analyse der Anleihe-Emittenten und -strukturen geht somit all unseren Investments voraus und wird bei bestehenden Engagements auf fortlaufender Basis durchgeführt. Dabei werden Makro- und Länder-Risiken ebenso bei der Entscheidungsfindung berücksichtigt wie Sektor-Risiken und Nachhaltigkeits-Scorings.

Im Bereich der Unternehmensanleihen bringen wir unser Wissen über die gesamte Kapitalstruktur von Unternehmen und Banken ein, identifizieren Risiken und ergreifen konsequent Chancen. Unser Anspruch ist es, in Emittenten zu investieren, die auch langfristig Bestand haben werden, und gleichzeitig eine attraktive Gesamtrendite zu erzielen. Damit setzt das Portfoliomanagement nicht einfach auf den breiten Anleihemarkt, sondern wählt gezielt die im aktuellen Umfeld am besten für die Strategie geeigneten Titel aus.

5. Ausgewogene Zusammenstellung

Die Sensitivität gegenüber Zinsveränderungen ist bei den verschiedenen Anleihetypen unterschiedlich stark ausgeprägt. Unser Ziel ist es, ein in sich ausgewogenes Anleiheportfolio in unserem Fonds zu integrieren. Hierzu analysieren die Fondsmanager laufend die Gewichtungen der einzelnen Segmente und Produkte und deren Wechselwirkung zueinander. Auch die Interaktion mit den anderen Anlageklassen innerhalb des Fonds wird regelmäßig mittels Szenarioanalysen überprüft und anschließend bei Bedarf optimiert. So erhalten wir ein ausgewogenes, gut balanciertes Gesamtportfolio, das auf langfristigen Wertzuwachs bei moderater Schwankungsbreite ausgerichtet ist.

Über den Autor:

Marcel Huber ist Senior Portfolio Manager bei Blackpoint Asset Management und Co-Fondsmanager des BlackPoint Evolution Fund. Er blickt auf mehr als zehn Jahre Erfahrung im Fondsmanagement des Munich Re Konzerns zurück, zuletzt als Senior Portfoliomanager im Multi-Asset-Team und zuvor im Fixed Income Credit-Team der MEAG Munich Ergo Assetmanagement GmbH.

 

 

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