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Aktualisiert am 02.04.2013 - 16:23 Uhrin DAS INVESTMENT ArtikelLesedauer: 6 Minuten

Anleihen aus Schwellenländern: Zahltag in 98 Jahren

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Das führt zum selben Effekt, wie ihn DAS INVESTMENT in der Titelgeschichte in Heft 02/2013 beschrieben hat: Die enorme Nachfrage lässt die Anleihekurse steigen und damit die Renditeaussichten für Neueinsteiger sinken. Schon gibt es – gemessen an Anleihe-Indizes – lediglich noch einstellige Renditen zu erzielen. Wie in den Märkten der Industrieländer riecht es verdächtig nach einer Spekulationsblase.

Weshalb sich auch schon einige Mahner finden. „Es verblüfft uns, dass Marktteilnehmer nicht aus früheren Fehlern lernen und ihre Disziplin bei der Anleiheauswahl verlieren, wenn die Zinsen niedrig sind“, sagt Paul DeNoon. Er meint damit Anleger, die wegen der sinkenden Renditen ihre Risiken erhöhen. „Es ist nicht der richtige Zeitpunkt, das langfristige Anlageziel auf der Suche nach höheren Zinsen aus dem Auge zu verlieren“, so der Manager des ACM-Bernstein Emerging Market Debt Portfolio. Er beobachte bereits, dass die Qualität neu ausgegebener Unternehmensanleihen mieser wird.


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Aber auch DeNoon traut sich was. So hat er seit anderthalb Jahren eine Staatsanleihe der Elfenbeinküste übergewichtet. Dabei hat das Land bis zum Schuldenerlass Mitte 2012 nicht einmal fällige Zinsen bedient. „Unser Analyst reiste dorthin und war sich sicher, dass die neue Regierung unter internationalem Druck die Zahlungen wieder aufnimmt“, berichtet DeNoon. Zudem habe die Elfenbeinküste wirtschaftlich besser dagestanden, als es Rating und Rendite vermuten ließen. Die Rechnung ging auf. Die Anleihe gewann 2012 in Euro gerechnet 82 Prozent an Wert.

Während bei Staatsanleihen die Geldmasse auf ein nur gering wachsendes Angebot trifft, sieht das bei einem weiteren Segment anders aus. So registrierte J.P. Morgan Asset Management, dass Unternehmen aus den Schwellenländern 2012 mit deutlich mehr als 300 Milliarden Dollar so viel Geld über Anleihen einkassierten wie nie zuvor.

Doch sie sind die untere Hälfte einer Zweiklassengesellschaft. Sie zahlen höhere Zinssätze für ihre Anleihen als Konkurrenten aus Industrieländern mit denselben Ratings. In der Stufe BBB liegt der Unterschied zwar nur bei 0,4 Prozentpunkten, bei B ist er dagegen schon deutlich größer (siehe Grafik). Ein Grund ist laut Michael Mewes, dass die Investorenschar noch immer kleiner ist als bei Anleihen aus Industrienationen. Was für geringere Nachfrage sorgt. „Zudem scheint ein subjektiver Faktor eine Rolle zu spielen. Das politische Risiko, was ja streng genommen in der Bewertung der Rating-Agenturen bereits enthalten ist, wird gern nochmals in die Waagschale geworfen“, so Mewes. Standortnachteil Schwellenland.

Schroders mit Dreierpack

Trotzdem: Die Fondsbranche steigt voll ein. 23 Gesellschaften haben inzwischen ein passendes Produkt auf dem Markt, davon zwei Indexfonds von Ishares und SPDR. Nur fünf Fonds sind älter als drei Jahre. Erster war die DWS mit ihrem Emerging Markets Corporates. Der jüngste Streich kommt von Schroders – ein Paket aus drei neuen Rentenfonds. Einer enthält Staatsanleihen, einer Unternehmensanleihen und der dritte ist gemischt. Mit Co-Fondsmanager Rajeev De Mello ist ein Experte am Werk, den Dachfondsmanager Eckhard Sauren mit zwei von drei möglichen Goldmedaillen ausgezeichnet hat.