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Kapital für grüne Projekte Wie sich der Kampf gegen den Klimawandel finanzieren lässt

Solaranlage in Hongkong
Solaranlage in Hongkong: Mit nachhaltigen Staatsanleihen können Länder Kapital für Maßnahmen zur Dekarbonisierung aufnehmen. | Foto: Imago Images / Panthermedia
Malika Takhtayeva, BNPP AM

In den vergangenen Jahren ist der Markt für Anleihen, mit denen ausschließlich grüne, soziale und nachhaltige Projekte finanziert werden, deutlich gewachsen: Das jährliche Emissionsvolumen solcher Papiere stieg laut Bloomberg von 95 Milliarden US-Dollar 2018 auf 735 Milliarden US-Dollar im Jahr 2021.

Das vergangene Jahr war jedoch schwierig für das Marktsegment: Im Umfeld konjunktureller Herausforderungen sank das Volumen der ausgegebenen Papiere auf 572 Milliarden US-Dollar.

Während aber der Markt für festverzinsliche Wertpapiere 2022 insgesamt gelitten hat, hat das Segment der nachhaltigen Anleihen den Abschwung besser verkraftet: In den ersten drei Quartalen des Jahres machten diese 20,8 Prozent der gesamten Anleiheemissionen in Europa aus – 2021 waren es lediglich 19,9 Prozent, wie die Association for Financial Markets in Europe (AFME) mitteilte.

Da die Inflation nachlässt und sich das Tempo der Zinserhöhungen im Laufe des Jahres 2023 abschwächt, erwarten wir, dass sich die Aussichten für nachhaltige Anleihen verbessern werden.

Nachhaltige Staatsanleihen immer beliebter

Xuan Sheng Ou Yong, BNPP AM

Laut dem auf der letztjährigen Klimakonferenz COP27 im ägyptischen Sharm El-Sheikh vorgestellten Fahrplan für den Kampf gegen den Klimawandel sind für den Übergang zu einer kohlenstoffarmen Weltwirtschaft Investitionen in Höhe von mindestens 4 bis 6 Billionen US-Dollar nötig – pro Jahr.

Den Vereinten Nationen zufolge müssen Zentralbanken, Geschäftsbanken, institutionelle Anleger und Regierungen rasch handeln, um den Mangel an Finanzmitteln zu beheben. Es wird erwartet, dass nachhaltige Staatsanleihen eine große Rolle bei der Schließung der Finanzierungslücke spielen werden.

Auf der COP27 aktualisierten mehrere Länder ihre national festgelegten Beiträge (Nationally Determined Contributions, NDCs), also ihre jeweiligen Pläne zur Verringerung der Emissionen im Land und zur Anpassung an die Auswirkungen des Klimawandels. Wir sind der Meinung, dass Finanzinstrumente wie nachhaltige Anleihen einen großen Beitrag zur Erfüllung dieser Ziele leisten können.

Im Januar 2023 haben Hongkong, Slowenien, Irland und die Philippinen bereits eine Reihe entsprechender Staatsanleihen begeben. Hongkong nahm mit der größten jemals in Asien begebenen nachhaltigen Anleihe 5,75 Milliarden US-Dollar auf, während es in Slowenien rund 1,35 Milliarden US-Dollar waren. Indien sammelte mit seiner ersten grünen Staatsanleihe rund 1 Milliarde US-Dollar ein. Das Papier wurde größtenteils von lokalen Banken und Versicherungsunternehmen gezeichnet.

 

Im Jahr 2022 hat die Ratingagentur Moody's einen Bericht über die Herausforderungen für die Schwellenländer bei der Verwirklichung eines gerechten nachhaltigen Übergangs veröffentlicht. Darin betont sie die Rolle, die nachhaltige Anleihen bei der Finanzierung der Lücke zwischen den aktuellen Staatshaushalten und den prognostizierten Kosten spielen können. Die Experten stellen fest, dass die aufstrebenden Volkswirtschaften 2022 einen Anteil von 16 Prozent an der Gesamtemission entsprechender Staatspapiere gehabt haben dürften – gegenüber 1 Prozent im Jahr 2017.

Länder wie Thailand, Malaysia, Brasilien und Kolumbien haben bereits Taxonomien für nachhaltige Finanzen entwickelt. Diese können dazu beitragen, Leitlinien und Standards für Investoren bereitzustellen. Das kann den Kapitalfluss in grüne Projekte erhöhen und die Entwicklung innovativer Anlageprodukte wie nachhaltiger Anleihen erleichtern.

Nachhaltige Unternehmensanleihen für die Energiewende

Ebenso wie Staaten haben auch Unternehmen die Möglichkeit, mit nachhaltigen Anleihen das für die Energiewende benötigte Kapital zu beschaffen. Das gilt insbesondere für kohlenstoffintensive Bereiche.

Die Sektoren Energie, Gebäude und Verkehr sind große Emittenten nachhaltiger Anleihen. So hat beispielsweise ein deutsch-niederländischer Netzbetreiber im Oktober 2022 eine grüne Anleihe im Volumen von 3 Milliarden Euro für sein Onshore-Netz begeben, um die Übertragung erneuerbarer Energien zu verbessern.

Im Rahmen ihrer Bemühungen, ihr Portfolio an Unternehmensanleihen zu dekarbonisieren, hat die Europäische Zentralbank erklärt, dass sie grünen Anleihen auf ihrem Primärmarkt den Vorrang geben würde. Sollten andere Zentralbanken eine ähnliche Haltung einnehmen, könnte dies Unternehmen dazu ermutigen, mehr grüne Anleihen auszugeben.

Aus Sicht der Ratingagentur Moody's hat die Energiekrise die Aussicht auf eine zunehmende Emission langfristiger nachhaltiger Anleihen zur Finanzierung der Energiewende in Europa verstärkt, da die Region unabhängiger von fossilen Brennstoffen aus Russland werden möchte. Um eine solche Umstellung zu beschleunigen, müssen erhebliche Summen in die Infrastruktur investiert werden. Ein Großteil davon könnte mit nachhaltigen festverzinslichen Wertpapieren finanziert werden, so Moody's.

Zunehmende Regulatorik stärkt das Vertrauen

In den vergangenen Jahren wurden darüber hinaus große Fortschritte bei der Entwicklung von Standards für den Markt nachhaltiger Anleihen erzielt. Das führende Regelwerk sind die Green, Social and Sustainability Bond Principles der International Capital Markets Association (ICMA). Sie geben Emittenten eine Anleitung für die Auswahl passender Projekte und setzen Standards für die Einhaltung der Vorschriften und die Berichterstattung nach der Emission.

Die Europäische Kommission hat einen europäischen Standard für grüne Anleihen (EUGBS) ausgearbeitet. Dieser ist derzeit noch freiwillig, könnte aber in Zukunft für Emittenten verbindlich werden. Darüber hinaus hat die Climate Bonds Initiative den Climate Bond Standard veröffentlicht, der die internationalen Best Practices für die Kennzeichnung grüner Investitionen beschreibt.

Weitere Regulierungsbehörden arbeiten an der Definition nachhaltiger Anleihen. Die chinesische Wertpapieraufsichtsbehörde (China Securities Regulatory Commission) hat ein Regelwerk eingeführt, um den Inlandsmarkt zu vereinheitlichen. Dieses bezieht sich auf die ICMA-Standards. Wie im ICMA-Rahmenwerk stehen vier Kernkomponenten im Zentrum: Verwendung der Erlöse, Projektbewertung und -auswahl, Verwaltung der Erlöse und Dauer der Offenlegung von Informationen. Nach Einschätzung von Sustainable Fitch, einem Ableger der Ratingagentur Fitch Ratings, gibt es jedoch noch Unklarheiten.

Im Januar hat die indische Börsenaufsichtsbehörde (Securities and Exchange Board of India) ein Rahmenwerk verabschiedet, in dem das Konzept der grünen Anleihen eingeführt und grundlegende Regeln für sie festgelegt wurden.

In dem Maße, in dem sich die Standards weiterentwickeln und das Vertrauen der Anleger wächst, dürfte sich auch der Markt für nachhaltige Anleihen weiterentwickeln.

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