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Anleihen-ETFs
O’zinst is für alle
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Von in ETFs & IndexfondsLesedauer: 6 Minuten
Oktoberfest in Frankfurt
Oktoberfest in Frankfurt: Bierbrauer wie Anheuser Busch gehören zu den gefragten Anleihen-Emittenten | Foto: Imago Images / Hartenfelser

Der Zins ist zurück und das gleich mit voller Kapelle. Selbst Titel der höchsten Sicherheitsstufe wie deutsche Staatsanleihen locken Anleger wieder mit vorzeigbaren Renditen. So gibt es für die sprichwörtlich teflonbeschichteten Schuldscheine des Bundes 2,7 Prozent Zinsen pro Jahr bei einer fünfjährigen Laufzeit. Zum Vergleich: Drei Jahre zuvor lag die Rendite für die gleichen Wertpapiere noch 1 Prozent im Minus. Das heißt, Anleger mussten damals diesen Prozentsatz als Gebühr zahlen, um dem Staat ihr Geld leihen zu dürfen.

Anleihen bieten Renditen wie seit 15 Jahren nicht mehr

Doch diese absurde Zins-Situation ist zumindest vorerst passé. „Die Entscheidungen vieler Zentralbanken weltweit, die Zinssätze zu erhöhen, haben die Aussichten deutlich verbessert. Anleihen bieten deshalb so attraktive Renditen wie seit 15 Jahren nicht mehr“, sagt Matthias Wang, Fixed-Income-Produktstratege bei Blackrock. Zugleich drohen Börsenkapriolen angesichts einer bevorstehenden Rezession. Das entgeht Anlegern nicht, wie die Kapitalflüsse des Fondsmarkts zeigen.

 

 

 

So ziehen Investoren innerhalb eines Jahres europaweit 70 Milliarden Euro aus Aktienfonds ab. Rentenportfolios dagegen fließen 65 Milliarden Euro frisches Kapital zu. Auf dem ETF-Markt entwickeln Anleger nun ebenfalls einen gewaltigen Appetit auf Fixed-Income-Strategien. Lange Zeit tief im Schatten der Aktien-Angebote, machen die zusammen 355 Milliarden Euro schweren Bond-ETFs mittlerweile mehr als 23 Prozent des europäischen Markts aus.

Dabei haben die Anleger klare Lieblinge. Portfolios mit Staatsanleihen erhalten seit Jahresbeginn das mit Abstand meiste Kapital. Der Grund liegt für die Analysten des Fondsdatenanbieters Morningstar auf der Hand: „Vor dem Beginn des Straffungszyklus gab es mit Ausnahme von Hochzinsanleihen keine nennenswerten Renditen“, erklärt José Garcia-Zarate, Leiter des Research-Bereichs für passive Strategien.

In dem Moment, als die EZB begann, ihre Leitzinsen anzuheben, habe sich die Situation völlig umgekehrt, so der Experte: „Anleger fanden eine ansprechende Rendite im sichersten Bereich des Anleihenmarkts, nämlich bei Staatsanleihen. Infolgedessen haben selbst diejenigen, die bislang festverzinsliche Wertpapiere untergewichtet hatten und keine High Yields wollten, nun die Möglichkeit, mit Staatsanleihen Wertzuwächse zu erzielen.“ Und das, ohne sich um Bonds unterhalb der als solide geltenden Investment-Grade-Kategorie kümmern zu müssen.

Zu den Angeboten, denen die Kundschaft momentan reichlich Vermögen anvertraut, zählt der iShares Euro Government Bond 3-7yr (ISIN: IE00B3VTML14). Dem 682 Millionen Euro schweren Portfolio flossen in den vergangenen sechs Monaten netto knapp 150 Millionen Euro frisches Kapital zu. Der Fonds bildet einen Bloomberg-Index ab, der Staatsanleihen der Eurozone mit Investment-Grade-Rating und 3 bis 7 Jahren Laufzeit umfasst.

Das größte Gewicht haben deutsche, französische und italienische Titel mit jeweils rund einem Viertel. Es folgen Anleihen aus Spanien mit 18 Prozent und den Niederlanden mit 6 Prozent. Die Risikokennziffer Volatilität liegt bei 4,4 Prozent auf Dreijahressicht, ein selbst für Anleihenfonds niedriges Niveau (siehe Tabelle rechts). Seit Jahresbeginn steht ein Plus von 1,7 Prozent zu Buche (Stand 15.09.2023).

Mehr als doppelt so viel können Anleger bereits mit Unternehmensanleihen-ETFs einstreichen. Der Xtrackers iBoxx Euro Corporate Bond Yield Plus (IE00BYPHT736) etwa weist seit dem 1. Januar ein Plus von 4,2 Prozent aus. Das Xtrackers Euro High Yield Corporate Bond geht allerdings mit einer stärker schwankenden Wertentwicklung einher, wie die Volatilität von 6,9 Prozent belegt. Eine Anleihe der Credit Suisse hat mit 0,25 Prozent aktuell das höchste Gewicht. Der zugrundeliegende Index listet mehr als 1.600 Positionen.

Neben Banken und Energiekonzernen wie BP und Total findet sich auf den Top-Positionen auch eine Anleihe des deutschen Autobauers Volks- wagen. Dass die Renditen auf längere Sicht erheblich schwächer ausfallen – in den zurückliegenden drei Jahren resultierte bei diesem Xtrackers-ETF zum Beispiel ein Minus von 3,5 Prozent jährlich –, ist ebenfalls den Zinsanstiegen geschuldet. So lässt die Emission von Anleihen mit üppigen Renditen die Kurse älterer Papiere mit vergleichsweise dürrem Kupon abstürzen. Und damit auch den Wert von entsprechenden Anleihenportfolios.

Die jüngste Produktidee des Branchenprimus Blackrock soll dies umschiffen. Dazu bekommen die ETFs feste Laufzeiten, der iShares iBonds Dec 2026 Term Euro Corp (IE000SIZJ2B2) etwa soll eine Lebensdauer bis Dezember 2026 haben. So können die Fonds passend gewählte Anleihen bis zur Fälligkeit halten, statt sie zu verkaufen und durch neue Anleihen zu ersetzen. Anleger dürfen somit zu einem festen Zeitpunkt mit der Rückzahlung rechnen. „Daher eignen sich Anleihen für Menschen, die ihr Kapital schützen wollen“, so Stratege Wang. Um möglichst vielen individuellen Finanzplänen gerecht zu werden, stehen unterschiedliche Laufzeiten für zeitlich gestaffelte Investments zur Wahl.

Kurz nach Produktstart reicht die Palette der ersten neun ETFs von 2025 bis 2028, acht investieren in Unternehmensanleihen, einer in Staatsanleihen. Der Nachteil gegenüber unbegrenzten ETFs: Ein Angebot zum Investieren und Vergessen stellen die Vehikel nicht dar. Kunden müssen ihr Kapital nach Laufzeitende selbstständig wieder anlegen. Die übrigen Pluspunkte aber bleiben. Dazu gehören regelmäßige Einkünfte, die für gewöhnlich die Einlagenzinsen übertrumpfen.

 

 

 

Zudem dämpfen Anleihenfonds meist die Kapriolen des Aktienmarkts, sodass ein über mehrere Anlageklassen gestreutes Depot einen stabileren Wertzuwachs zeigen kann. Nicht zuletzt ermöglichen Anleihen-ETFs den Zugriff auf Unternehmenstitel, die private Anleger sonst nicht oder nur teuer bekommen. Der Börsenhandel spricht zudem dafür, dass ETFs selbst in Krisenzeiten fungibel bleiben.

Wer auf höhere Rendite-Niveaus kommen möchte, kann Hochzinsanleihen ins Visier nehmen. Diese weisen zwar schwächere Ratings auf, belohnen Investoren aber mit höheren Zinsen. Zu den stärksten Offerten gehört der SPDR Bloomberg Euro High Yield Bond (IE00B6YX5M31), der seit Jahresbeginn bereits 6,5 Prozent zugelegt hat. Selbst über einen Zeitraum von drei Jahren liegt der ETF 0,4 Prozent im Plus, das schafft ansonsten nur noch der ebenfalls auf High Yields konzentrierte Xtrackers II Euro High Yield Corporate Bond (LU1109943388). Beide Angebote schwanken mit 6,8 Prozent und 7,4 Prozent kaum mehr als Portfolios mit Unternehmensanleihen. 

Hier finden Sie die Übersicht aller Anleihen-ETFs.

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