Während Aktien-ETFs mittlerweile ein elementarer Bestandteil der privaten Geldanlage in Deutschland geworden sind, zeigt sich der Markt für Anleihen-ETFs noch weitestgehend unerschlossen.

Doch woran liegt das?

Ein Grund dafür ist sicherlich, dass Aktien-ETFs wesentlich leichter zu verstehen sind. Ein Beispiel hierfür ist die einfache Berechnung von Aktienindizes im Vergleich zu Anleihen-ETFs, da Aktien Schlusskurse aufweisen, während dies bei Anleihen nicht der Fall ist. Zudem gibt es bei Aktien zahlreiche ETFs auf einen einzigen Index, wohingegen es bei Anleihen häufig genau umgekehrt ist. Hier sind es meist mehr Indizes als ETFs – etwa bei US-Unternehmensanleihen. Es existieren zahlreiche ETFs, die angeben diese Anlageklasse abzudecken, aber sie basieren auf sehr unterschiedlichen Indizes, die zwischen 700 und 9.000 Anleihen enthalten können. Die Auswahl der Titel erfolgt also nach sehr unterschiedlichen Kriterien.

Anleihen profitieren von Zinssenkungen

Doch gerade seit dem Ende der Niedrigzinsphase – zu der wir nicht wieder so schnell zurückkehren werden, wie sich die meisten Experten einig sind – lohnt es sich für Anleger, diese Assetklasse genauer in den Blick zu nehmen. Daneben profitieren Anleihen zudem auch von ersten Zinssenkungen. Der Grund hierfür ist, dass fallende Zinsen zu steigenden Kursen bereits ausgegebener Anleihen führen. Dies macht sie aufgrund ihrer attraktiven Verzinsung für potenzielle Käufer interessant.

Anleihen-ETFs spiegeln wie Aktien-ETFs die Wertentwicklung eines bestimmten Index wider, der die Performance einer breiten Palette von Anleihen umfasst. Deswegen bieten Anleihen-ETFs im Allgemeinen die gleichen Vorteile wie vergleichbare Produkte, die Aktienindizes abbilden. Im Vergleich zu bekannten Aktienindizes wie dem FTSE-All World oder dem S&P 500 sind Rentenindizes bisher in der allgemeinen Wahrnehmung jedoch unterrepräsentiert. Dies kann es Anlegern erschweren, einen umfassenden Überblick zu erhalten und eine geeignete Auswahl zu treffen.

Anleihen sind von den Zinserwartungen abhängig

Mit Blick auf ein langfristig ausgerichtetes Portfolio empfiehlt es sich, in einen breit diversifizierten Anleihen-ETF zu investieren – gleiches gilt natürlich auch beim Aktien-Pendant. Ein effektiver Weg, um weltweit diversifizierte Anleihen-Investments zu realisieren, ist das Investment in einen ETF, der den Bloomberg Barclays Global Aggregate Index abbildet. Dieser Index umfasst etwa 30.000 Einzeltitel und fungiert als Referenz für die globalen Märkte festverzinslicher Anleihen mit einem Investment-Grade-Rating. Darunter fallen Staatsanleihen, regierungsnahen Anleihen, Unternehmensanleihen sowie verbrieften Anleihen.  

Wie Aktien-ETFs können auch Anleihen-ETFs gewissen Schwankungen unterliegen. Im Gegensatz zu Aktien, deren Kurse langfristig von den Gewinnen und Verlusten der Unternehmen beeinflusst werden, sind die Kurse von Anleihen von den Zinserwartungen des Marktes abhängig. Den optimalen Einstiegspunkt gibt es allerdings nicht, denn die Märkte sind so dynamisch, dass es vor allem auf den langfristigen Anlagehorizont ankommt. Anleihen gehören somit in jedes Portfolio – ganz unabhängig vom aktuellen Marktumfeld.

Multi-Asset-ETFs als bequeme Lösung?

Wie hoch der Anteil eines Anleihen-ETFs sein sollte, hängt dabei ganz von den Renditeerwartungen, der Risikobereitschaft der Anleger und dem geplanten Zeithorizont ab. Allerdings gilt auch hier, eine breite Streuung über mehrere Sektoren und einzelne Papiere minimiert das Risiko.

 

Anleger können es sich aber auch noch einfacher machen, indem sie in einen Multi-Asset-ETF investieren, der ein diversifiziertes Portfolio aus Aktien und Anleihen enthält. Diese Produkte bieten die Möglichkeit, zwischen verschiedenen Aktien- und Anleihequoten zu wählen und stellen regelmäßig die ursprünglichen Gewichtungen der beiden Anlageklassen wieder her. Dadurch werden die Vorteile beider Welten kombiniert. Eine aktuelle Studie des Instituts für Vermögensaufbau belegt, dass dieses regelmäßige sogenannte Rebalancing sich positiv auf die langfristige Performance auswirkt.

Mit ETFs von den Chancen am Anleihenmarkt profitieren

Weitere Informationen
Quelle Fondsdaten: FWW 2025

Hierbei besteht zudem die Möglichkeit, dass Anleger mit unterschiedlicher Risikobereitschaft ein Produkt vorfinden, das sich exakt an ihre persönlichen Bedürfnisse anpasst. Zum Beispiel bieten die Life-Strategy-ETFs von Vanguard maßgeschneiderte Anlageoptionen für verschiedene Investorentypen. Risikoaverse Anleger können von ETFs mit einem Aktien/Anleihen-Verhältnis von 60:40 oder 40:60 profitieren, während risikofreudigere Anleger Produkte mit einem Verhältnis von bis zu 80:20 wählen können.

In Anbetracht der zahlreichen Vorteile, die Anleihen in einem diversifizierten Portfolio bieten, ist es an der Zeit, dass auch Privatanleger verstärkt diese Assetklasse für sich entdecken. Mit der wachsenden Verfügbarkeit von Anleihen-ETFs eröffnen sich unkomplizierte und kostengünstige Wege, um von den Renditen dieses Marktsegmentes zu profitieren.

>> Wie sich ein Sparplan auf einen Multi-Asset-ETF im Vergleich zu einem Sparplan auf einen Anleihe-ETF oder einen Aktien-ETF entwickelt hätte, kannst du mit unserem Sparplanrechner herausfinden.

Über die Autorin

Chris Hofmann ist Head of Intermediated Wholesale Germany & Austria bei Vanguard.