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Anleihen-Experte von Schroders Schwellenländer-Investments stehen vor der Kehrtwende

James Barrineau, Leiter Schwellenländeranleihen bei Schroders

Seit die Türkische Lira Anfang August abstürzte, fliehen Anleger aus den Schwellenländern. Kein Wunder: Wie in einem Lauffeuer scheinen sich dort Währungskrisen auszubreiten und die Börsen brechen ein. Anleger in Südkorea, China, Brasilien und Chile mussten Verluste hinnehmen. Gleichzeitig brachen mehrere lateinamerikanische Währungen ein. Sind Schwellenländer in eine Abwärtsspirale geraten und sollten sich Investoren von China und Co. fernhalten?

Tatsächlich sieht es für die Schwellenländer augenblicklich düster aus. Jedoch zeigt die Geschichte: Drei Ereignisse im Zyklus der Emerging Markets veranlassen Investoren in der Regel dazu, Schwellenländeranleihen zu verkaufen. Sind diese irgendwann alle eingetreten, ist ein Wendepunkt erreicht – und die Papiere werden für Investoren wieder spannend.

1. Verkaufssignal: Der US-Dollar erstarkt

Der US-Dollar hat in diesem Jahr relativ stark aufgewertet (US-Dollar Index gegenüber Währungskorb). Getrieben wurde diese Stärke von steigenden Zinsen in den USA und der damit verbundenen Ausweitung der transatlantischen Risikoaufschläge, die US-Anleihen für Anleger noch interessanter machen – und das bei einem geringen Ausfallrisiko. Im Gegensatz dazu ist der JP Morgan EMBIGD-Index – ein in US-Dollar denominierter Index für Schwellenländeranleihen – um rund 4 Prozent gefallen. Sein auf Lokalwährungen laufendes Pendant, der JP Morgan GBI-EM-Index, ist sogar um mehr als 8 Prozent im Minus.

Mit dem Absturz der Lokalwährungen wurde der Wert der Investments in den betroffenen Ländern drastisch verringert. Ein Beispiel: Besaß eine Geldanlage am 7. August 2018 einen Wert von 1.000 Türkischen Lira, betrug dieser umgerechnet 164 Euro. Als der Kurs der Lira in den folgenden vier Tagen abstürzte, waren 1.000 Türkische Lira plötzlich nur noch 136 Euro wert – ein Verlust von 17 Prozent.

Gleichzeitig steigen auch die Kosten, um Währungskurse abzusichern (Hedging-Kosten). Die errechnet man aus der Zinsdifferenz, also aus dem Unterschied der kurzfristigen Zinsen jenes Landes, in dessen Währung man investiert, und des Landes, in dessen Währung man die Gewinne umrechnet (häufig das Heimatland des Investors). Steigt das Zinsniveau der Ausgangswährung gegenüber dem der Zielwährung, wird auch die Währungsabsicherung teurer. Geht man davon aus, dass die von Währungskrisen betroffenen Länder ihre Geldpolitiken straffen, um der Geldentwertung entgegenzuwirken, werden ihre Leitzinsen steigen – und damit auch die Hedging-Kosten.

Dies ist einer der Gründe, warum Investoren bei starkem US-Dollar und schwachen Lokalwährungen in den Schwellenländern in großem Umfang fliehen.