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Carmignac-Anleihechefin „Festverzinsliche Wertpapiere steuern auf den Sweet Spot zu“

Architekturmuseum in Paraná, Brasilien
Architekturmuseum in Paraná, Brasilien: Brasilianische und mexikanische Anleihen sind aus Sicht der Carmignac-Experten aktuell besonders vielversprechend. | Foto: Imago Images / Cavan Images
Rose Ouahba, Carmignac

Die abrupte Normalisierung der Geldpolitik nach fast 15 Jahren umfangreicher Liquiditätsspritzen hat an den Märkten zu einer noch nie dagewesenen Volatilität geführt. Diese bietet allerdings auch viele Chancen – gerade an den Rentenmärkten, wo die Renditen so hoch sind wie seit über zehn Jahren nicht mehr.

„Wir erleben eine Zeit hoher Inflation und glauben, dass diese auch in Zukunft anhalten wird“, sagt Rose Ouahba, Fondsmanagerin und Leiterin der Abteilung für festverzinsliche Wertpapiere bei Carmignac. „Aus diesem Grund benötigen Anleger Investmentprodukte, die Renditen erwirtschaften und auf diese Weise in der Lage sind, den inflationsbedingten Verlust auszugleichen.“

Anleihen als Anlageprodukt der Stunde

Ouahba ist der Meinung, dass insbesondere Anleihen diese Voraussetzungen erfüllen können: „Die Notenbanken haben zur Zeit nur ein Ziel: Die Nachfrage abzukühlen. Dafür erhöhen sie die Zinsen, die inzwischen ein Niveau erreicht haben, das Anleihen sehr attraktiv macht.“ Aber auch, wenn die Zentralbanken wieder auf niedrigere Zinsen setzen, werden Investoren mit Anleihen im Depot profitieren.

„Das alles gibt uns Hoffnung, dass Anleihen wirklich das Anlageinstrument sind, das man jetzt braucht“, sagt die Expertin.

Wirtschaftliche Unsicherheit hält an

Doch auch, wenn die Wirtschaft aktuell gut aussieht, hält die Unsicherheit an. „Das liegt zum einen an Russlands Krieg, immer wichtiger wird aber auch Chinas Rolle in diesem Krieg“, erläutert die Expertin. „Unsere Modelle zeigen deutlich, dass wir uns auf eine Verlangsamung zubewegen. Wir gehen davon aus, dass diese in der zweiten Hälfte des Jahres beginnt.

 

Konkret erwarten die Experten von Carmignac für die USA in diesem Jahr noch 1 Prozent Wachstum, im kommenden Jahr dann negative Wachstumsraten. „Das liegt daran, dass sowohl die Fiskal- als auch die Geldpolitik die Wirtschaft nach und nach abkühlen“, erklärt Ouahba.

„Das ist sehr, sehr wichtig zu verstehen: Wir haben die Rezession aufgeschoben, aber wir haben sie nicht abgewendet.“

Dass die Rezession später beginnt, ist laut Ouahba vor allem darauf zurückzuführen, dass die Arbeitsmärkte sich bislang als äußerst widerstandsfähig erwiesen haben. „Das könnte daran liegen, dass es am Arbeitsmarkt Ungleichgewichte gibt, für deren Auflösung eine noch stärkere Straffung vonnöten ist. Aus diesem Grund sind unsere US-Ökonomen sehr sicher, dass eine Rezession in den USA unausweichlich ist, um den Arbeitsmarkt wieder ins Gleichgewicht zu bringen.“

Chancen bei Schwellenländern-Anleihen

Ganz anders zeigt sich die Situation in den Schwellenländern. „Ihre Erholung hat nicht nur schneller begonnen, sondern wir sehen hier auch die ersten positiven Elemente der Inflation“, erklärt die Anleihe-Chefin. „Die ersten Zentralbanken konnten ihre Zinsen bereits wieder senken. Für Anleger bedeutet das, dass die Realzinsen der Anleihen nur noch steigen und ihnen mehr Rendite bringen.“

Besonders viele Chancen gibt es aus Ouahbas Sicht in Lateinamerika, wo ihr und ihren Kollegen „die brasilianischen und die mexikanischen Anleihen besonders gut gefallen“. Aber auch die osteuropäischen Märkte scheinen aussichtsreich. „Nun, da die Energieprobleme erst einmal gelöst scheinen, bieten die osteuropäischen Länder massive Möglichkeiten, da die Zinsen auch hier bereits wieder gesenkt werden können.“

Gutes Umfeld für Unternehmensanleihen

„Für Unternehmensanleihen ist die Phase der sanften Landung mit schwächerem Wachstum, ohne signifikante Gewinneinbrüche oder Entlassungen und Inflation nahezu perfekt“, erläutert Ouahba. Das liege daran, dass Unternehmen in dieser Phase Kosten und Dividenden deckeln, um zu garantieren, dass sie weiter günstigen Zugang zu Geld haben.

„Wir sehen, dass sich Unternehmensanleihen aktuell als sehr widerstandsfähig erweisen. Das Umfeld ist wirklich gut für sie.“

Wenn sie gefragt wird, was besser ist, Investment Grade oder High Yield, dann sagt Rose: „Keins von beidem und beides. Du willst nicht im Bereich AAA, AA, A unterwegs sein, weil die Rating-Komponente hier zu groß ist. Du willst aber auch nicht im Bereich CCC sein, weil du hier eine schwere Zeit hast und Unternehmen, die wirklich ein Ausfallrisiko bergen. Deshalb picken wir uns die Kirschen heraus.“

Bei den Kirschen handelt es sich aus Sicht der Carmignac-Experten vor allem um die europäischen CLO-Märkte. „Da die Zinssätze hier fließend sind, profitiert man auch von Steigerungen, was ein großer Vorteil ist“, sagt Rose Ouahba. „Man muss aber auch sagen, dass CLOs eine Menge Aufmerksamkeit erfordern. Die BBB-Umgebung ist aus unserer Sicht wirklich sehr attraktiv und da nicht jeder in sie investieren kann, zahlt es sich aus, hier mit Experten unterwegs zu sein. Die CLOs haben uns während der Straffung der Geldpolitik aber wirklich sehr geholfen.“

Fazit für Anleihen:

  1. Die Inflation wird noch länger hartnäckig bleiben und die Weltwirtschaft beeinträchtigen.
  2. Die bevorstehende Rezession wird in den effektiven Zinssätzen und Zinskurven immer mehr eingepreist.
  3. Unter diesen Bedingungen bieten spezifische idiosynkratische Ideen im Bereich Unternehmens- und Emerging-Markets-Anleihen Chancen.
  4. Der Bereich der festverzinslichen Wertpapiere ist für aktive Portfoliomanager der Sweet Spot der Zukunft.

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