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Aktualisiert am 24.08.2023 - 12:35 Uhrin Aktiver Ansatz aus ÜberzeugungLesedauer: 5 Minuten
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Sinkende globale Realzinsen Warum Anleger wieder auf Schwellenländer-Anleihen setzen

Indiens Premier Narendra Modi (m.) mit Firmenchefs auf dem jährlichen India Mobile Congress
Indiens Premier Narendra Modi (m.) mit Firmenchefs auf dem jährlichen India Mobile Congress: Die wirtschaftliche Expansion dürfte sich in den Schwellenländern weiter fortsetzen. | Foto: Imago Images / Hindustan Times
Chris Cooke

Laut Barron‘s haben die Schwellenländer in den ersten beiden Wochen des laufenden Jahres Anleihen im Wert von 39 Milliarden US-Dollar platziert, was fast der Hälfte des Gesamtbetrags für das Jahr 2022 entspricht (Quelle: Barron’s. Emerging Market Debt Is Hot. Further Gains Could Be Harder to Find. Craig Mellow, 28. Januar 2023). Der Anstieg veranlasste die Financial Times (Financial Times, Investors pour money into emerging markets at near-record rate. Jonathan Wheatley, 26. Januar 2023) zu der Bemerkung, dass die Anleger „sich beeilen, einen Fuß in die Schwellenländer zu bekommen“. Die Nachrichtenplattform stellte fest, dass die Geschwindigkeit der grenzüberschreitenden Zuflüsse in Schwellenländer-Anlagen „nur von den Zuflüssen übertroffen wird, die sich aus der Aufhebung der Corona-Lockdowns Ende 2020 und Anfang 2021 ergaben“.

Es gibt eine ganze Reihe von ganz rationalen Gründen, warum sich die Anleger wieder stärker für Schwellenländer-Anleihen interessieren.

Anleger halten sich bei Schwellenländer-Investments noch zurück

Steigende Zinsen in den Industrieländern bedeuten, dass ein Teil der Kapitalflüsse, die normalerweise auf der Suche nach Rendite in die Schwellenländer fließen würden, 2022 vor Ort investiert wurde. Darüber hinaus löste der Krieg in der Ukraine Unsicherheit aus und dämpfte die Risikobereitschaft der Anleger, was zu einer erheblichen Ausweitung der Spreads bei Schwellenländer-Anleihen beitrug. Zugleich wirkt sich die Stärke des US-Dollars unverhältnismäßig stark auf die Währungen der aufstrebenden Volkswirtschaften aus, wodurch die Wechselkursanbindung unter Druck gerät und die Inflation durch die höheren Dollarpreise für Lebensmittel und Energie angeheizt wird. Diese Entwicklung hat die Märkte für Schwellenländer-Anleihen hart getroffen.

 

Insgesamt hat der Ertragsrückgang der US-Staatsanleihen im Jahr 2022 mehr als die Hälfte der Rendite von auf Hartwährung lautende Staatsanleihen der Schwellenländer aufgezehrt. Im Jahr 2023 beginnt sich die Situation indes zu entspannen.

Mit Blick auf die US-Geldpolitik ist zu erwarten, dass die Zinsvolatilität gedämpft wird, sobald sich die US-Notenbank ihrem Endzins nähert. Die Anleger gehen danach von stabilen und dann sinkenden globalen Realzinsen aus, was Risikoanlagen, einschließlich Schwellenländer-Anleihen, Aufwind verschaffen wird.

China klinkt sich wieder in die Weltwirtschaft ein

Chinas Abkehr von der Nullzins-Politik bedeutet für viele aufstrebende Länder einen enormen makroökonomischen Schub. Den chinesischen Behörden ist es bereits gelungen, den in Schieflage geratenen Immobiliensektor des Landes zu stabilisieren. Auch die Aussichten für eine Erholung der Verbrauchernachfrage sind vielversprechend.

Mit der Wiedereröffnung befindet sich China indes in einer anderen Phase des Wachstumszyklus als andere Länder, da der Nachholbedarf aus den Lockdowns noch nicht gedeckt ist. Wir gehen davon aus, dass Nachholeffekte das BIP-Wachstum in diesem Jahr um etwa 5,5 Prozent nach oben treiben werden, womit China eines der wenigen Länder ist, die im Jahr 2023 expandieren können. Angesichts der Handelsverflechtungen Chinas mit anderen aufstrebenden Volkswirtschaften entstehen hier wichtige Impulse, weil die Volkswirtschaften der Industrieländer nur noch langsam wachsen und manche sogar in die Rezession rutschen.

Der technische Hintergrund signalisiert Chancen

Die Renditen von Schwellenländer-Anleihen (gemessen am JPMorgan Emerging Market Bond Index) liegen auf einem Niveau, das dem der vergangenen zehn Jahre entspricht oder besser ist (Bloomberg, JPMorgan, Stand: 30. Januar 2023). Zusätzlich zum Nominalwert dieser Rendite bietet das hohe Renditeniveau einen Puffer, der bei kurzfristigen Spread- beziehungsweise US-Treasury-Preisänderungen einen beträchtlichen Ausgleich bietet.

Grafik: Zinsentwicklung im J.P Morgan Emerging Market Bond Index (EMBI, in den Jahren 2010 bis 2023)

Aus technischer Sicht haben viele Anleger nach den starken Abflüssen im Jahr 2022 in den Schwellenländern derzeit ein zu geringes Exposure. Die Emissionstätigkeit hat zwar zugenommen, aber die Nachfrage bleibt bislang noch verhalten, wodurch sich günstige Einstiegsmöglichkeiten ergeben.

Geld- und Geopolitik bleiben Risiken

Das soll nicht heißen, dass 2023 keine Herausforderungen zu erwarten sind. Die straffe Geldpolitik, Rezessionsgefahren und die fiskalische Bremse in den Industrieländern werden das Wachstum in den Schwellenländern in diesem Jahr beeinträchtigen – auch wenn wir davon ausgehen, dass sich die wirtschaftliche Expansion der Schwellenländer fortsetzt und sich das Gefälle der konjunkturellen Entwicklung zwischen den Schwellenländern und den Industrieländern wieder vergrößert.

Auch die Geopolitik bleibt ein beträchtliches Risiko. Der Ukraine-Konflikt bedroht weiterhin die Lieferketten und die globale Stabilität, während die Spannungen zwischen China und den USA weiter zunehmen. Letztlich geben auch Ereignisse wie die landesweiten Proteste in Peru, die immer mehr Todesopfer fordern, Anlass zu ernster Sorge. Auch Brasilien ist noch nicht über den Berg, was das Potenzial für Unruhen in der Bevölkerung angeht.

Interessante Relative-Value-Gelegenheiten

Alles in allem bieten Schwellenländer-Anleihen risikobewussten Anlegern jedoch eine attraktive Anlagerendite und eine breite, willkommene Diversifizierungsmöglichkeit. In unseren Portfolios haben wir unsere Gesamtrisiko-Position erhöht, die Untergewichtung der Duration verringert und den Anleiherenditen ausgewogenere Risiken zugewiesen.

Da die Spreads über die gesamte Bonitätsskala hinweg einen Großteil ihrer Ausweitung von 2022 wieder zurückgenommen haben, erwarten wir in diesem Jahr keine weitere signifikante Spread-Kompression. Wir suchen weiterhin nach Relative-Value-Gelegenheiten, denen starke Renditetreiber zugrunde liegen.

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Hinweis: Diese News ist eine Mitteilung des Unternehmens und wurde redaktionell nur leicht bearbeitet.