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Anleihenanalyst schwimmt erfolgreich gegen den Strom „Manche Investoren dachten, wir wären völlig irre“

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Die Anleihenkäufe, wie sie die Zentralbanken in den 1940-er Jahren zur Finanzierung des Kriegs und des folgenden Wiederaufbaus in Westeuropa durchgeführt hatten, dürften auch heute den Anstieg der Renditen begrenzen.

Laut Deutscher Bank haben die Notenbanken seit der Krise ihre Volkswirtschaften mit 10 Billionen Dollar an billigem Geld überschwemmt. Daten von HSBC zeigen, dass die Vermögenswerte der Fed bei etwa 24 Prozent vom BIP liegen - mehr als die 20 Prozent nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Bank von England hält Schuldtitel im Umfang von rund 30 Prozent vom BIP.

Beide Notenbanken kaufen zwar keine weiteren Anleihen mehr auf, aber sie reinvestieren Geld aus fällig werdenden Papieren in weitere Bonds. Die Bank von Japan hat ihre Konjunkturstimuli ausgeweitet, und nachdem die Inflationsrate im Euroraum im Dezember unter null gefallen ist, könnte auch die Europäische Zentralbank Staatsanleihen kaufen.

Stärkster Renditeanstieg seit 2009?


“Wir haben ein Umfeld, das sehr wie in den 40-er Jahren aussieht, als die Regierungen nach dem Krieg hohe Schulden hatten und die Zentralbanken einen großen Teil davon hielten”, sagt Major. In den zehn Jahren ab 1945 lagen die Zinsen amerikanischer Referenzanleihen im Schnitt bei etwa 2,46 Prozent, wie Sidney Homer und Richard Sylla in ihrem Buch “A History of Interest Rates” schreiben.

Trotzdem erwartet die Wall Street für dieses Jahr einen Renditeanstieg. Auf Basis ihrer Prognosen über alle Laufzeiten hinweg gehen die Analysten vom stärksten Anstieg seit 2009 aus.

In den Protokollen zu ihrer Dezembersitzung signalisierten die Geldpolitiker der Fed, dass ein stärkeres Wirtschaftswachstum und Verbesserungen am Arbeitsmarkt wohl die inflationären Dämpfungseffekte durch den Ölpreisverfall ausgleichen werden.

Geringere Treibstoffkosten würden stattdessen wie eine Steuersenkung wirken und das Wachstum ankurbeln, sagt Mark Dowding von BlueBay Asset Management. “Die Leute schlussfolgern, dass niedrige Ölpreise schwächeres Wachstum bedeuten, aber wir teilen diese Meinung nicht”, so Dowding. Er erwartet einen Anstieg der zehnjährigen Renditen in Richtung 3 Prozent, wenn die Fed ihre Zinsen, die zurzeit nahe null liegen, anhebt. Ökonomen erwarten, dass das im dritten Quartal passieren wird.

Auch wenn die Arbeitslosigkeit in den USA auf den niedrigsten Stand seit 2008 zurückgeht, könnte das uneinheitliche Lohnwachstum die Erwartungen der Fed untergraben und Lehrmeinungen wieder einmal Lügen strafen. So sind die Stundenlöhne im Dezember um 0,2 Prozent zurückgegangen, so stark wie noch nie. Stagnierende Löhne trugen 2014 dazu bei, die Inflation unter dem Fed-Ziel von zwei Prozent zu halten. Und sie befeuerten Gewinne bei den Anleihen, was fast niemand erwartet hatte.

Es sei nicht leicht, ein Prognostiker zu sein, erklärt Major. Dass er im abgelaufenen Jahr richtig gelegen habe, habe jedoch den Vorteil, dass er jetzt weniger Anrufe von skeptischen Kunden erhalte. “Manchmal sind Prognosen aus den falschen Gründen richtig, oder sie kommen zur falschen Zeit, aber diese war genau richtig”, sagt Major zu seiner Voraussage von 2014. “Wir sollten das genießen, so lange es geht.”

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