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Anleiheprofi im Gespräch „Macht das Geschäft mit Anleihen noch Spaß, Herr Peters?“

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Muss man doch sowieso nicht. Die Zentralbank kauft die Schulden doch einfach auf.

Peters: Sagen wir mal so: Die EZB stellt sicherlich die Weichen, dass das alles noch finanzierbar ist.

Ist Anleihemanagement komplizierter geworden?

Peters: Ein bisschen schon. Es haben sich einige Maßstäbe und Kriterien geändert. Bundesanleihen zum Beispiel sind schon eine ganze Weile scheinbar teuer, wurden aber jedes Mal noch teurer. Andererseits haben sich manche Dinge auch nicht geändert. Man steuert weiter Zins- und Durationsrisiko und versucht, gut durch den Kreditzyklus zu kommen.

Gibt es den überhaupt noch?

Peters: Schwache Jahre wie 2015 legen das nahe. Auch im vergangenen Jahr liefen Anleihen mit CCC-Rating allen anderen Anlagen hinterher. Da glaube ich schon, dass der Zyklus noch intakt ist. 2020 und 2021 werden wieder einige Anleihen fällig, vor allem in den niedrigbonitären Teilen des Hochzinsbereichs, was auf die Kurse drücken kann.

Warum haben die sich nicht einfach länger verschuldet als mit den üblichen fünf Jahren? Heute wird man doch fast jede Anleihe los.

Peters: Nicht ganz. Als CCC-Unternehmen haben Sie durchaus Probleme, Anleihen abzusetzen. Selbst in Zeiten wie diesen herrscht noch eine gewisse Disziplin am Markt.

Sie erwähnten aktives Management. Was verstehen Sie darunter?

Peters: Wir bauen es auf drei Säulen auf. Die erste ist fundamentale Analyse, bei der wir uns jeden Schuldner und jede Anleihe möglichst genau ansehen aber auch das wirtschaftliche Gesamtbild auseinandernehmen und einschätzen. Zweitens fahren unsere Quantanalysten frei von Emotionen systematische Modelle. Anschließend suchen wir die Positionen, bei denen fundamentale und quantitative Analysen in dieselbe Richtung zeigen. Und drittens sehen wir technische Faktoren, zu denen auch die Aktionen der Zentralbanken gehören. Die drei Säulen versuchen wir, mit geeigneten Portfolios umzusetzen. Dabei achten wir darauf, dass wir mithilfe einer guten Handelsabteilung flexibel bleiben.

Apropos Handel – halten Sie Anleihen heute kürzer als früher?

Peters: Nein. Man darf nicht vergessen, dass die Handelskosten nicht gerade niedrig sind. Zwar stehen keine ausdrücklichen Gebühren drauf. Aber die Spanne zwischen An- und Verkaufskurs kann gerade bei Hochzinsanleihen 50 bis 100 Basispunkte ausmachen. Wir müssen uns zwar taktisch bewegen, aber wenn wir zu oft umschichten, kann das ziemlich teuer werden.

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