Anleiheprogramm unter dem Makroskop Warum das EZB-Geld keine Inflation erzeugt
Rumpelstilzchen konnte Stroh zu Gold spinnen. Keine schlechte Leistung, das muss man neidlos anerkennen. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat einen ähnlichen Trick drauf: Sie kann aus Nichts Geld machen. Auch nicht übel. Bald macht sie das wieder, indem sie Anleihen kauft und sich in die Bilanz legt.
Dabei hofft EZB-Chef Mario Draghi folgendes: Anleihekäufe bringen Geld auf den Markt und drücken das Zinsniveau. Beides sorgt dafür, dass mehr Geld unterwegs ist, was am Ende zu Inflation führt. Denn für die EZB ist die Arbeit getan, wenn die Preise in der Eurozone im Schnitt um nicht ganz 2 Prozent steigen. Das nennt sie dann stabil.
In der kaufmännischen Ausbildung lernt man aber, dass solche Vorgänge immer aus Buchung und Gegenbuchung bestehen. Zur Aktiva-Position muss immer auch eine Passiva-Position entstehen. Wenn die EZB also massenweise Anleihen verspeist, muss es parallel dazu etwas geben, womit sie das finanziert. Und wenn man sich das genau ansieht, erkennt man auch, warum das mit der Geldflut in Europa mal so gar nicht klappt.
Was in der EZB-Bilanz passiert
Die Position mit den Anleihen ist in der Bilanz schnell gefunden. Sie ist die größte von allen, 2.611 Milliarden Euro machten die „zu geldpolitischen Zwecken gehaltenen Anleihen“ am 2. August aus. Das ist mehr als Italien Schulden hat (2.364 Milliarden Euro). Und weil es für die Zentralbank Vermögenswerte sind, steht die Position in der Bilanz-Aktiva. Die gesamte Bilanz ist zurzeit übrigens 4.679 Milliarden Euro schwer.
1.200% Rendite in 20 Jahren?
Wenn ein Posten in der Aktiva auseinandergeht, muss entweder ein anderer Aktiv-Posten schrumpfen oder ein Passiv-Posten im gleichen Maß aufquellen. Hier ist Letzteres der Fall. Denn beim Anleihekauf schreibt die EZB dem Verkäufer den Gegenwert aufs Zentralbankkonto gut. Das passiert selbst dann, wenn es ein Privatmensch ist, denn auch der bekommt das Geld über eine Bank ausgezahlt, und die kriegt es von der EZB.
Beleg dafür ist der Passiv-Posten mit dem schönen Titel: „Verbindlichkeiten an Kreditinstitute der Eurozone in Zusammenhang mit geldpolitischen Operationen in Euro“. Heißt auf kurz: Kontoguthaben von Euro-Banken. Und die werden seit Frühjahr 2016 mit einem Strafzins von minus 0,4 Prozent belegt, damit Banken mit dem Geld etwas anderes machen. Genutzt hat es bisher wenig.