Anleiheprogramm unter dem Makroskop Warum das EZB-Geld keine Inflation erzeugt
Was in der Bankbilanz passiert
Hier muss man unterscheiden, ob die Bank die Anleihe selbst besitzt oder einer ihrer Kunden. Gehört die Anleihe der Bank, steht sie als Vermögensgegenstand in deren Aktiva. Greift die EZB nun zu, fliegt die Anleihe raus, und das Zentralbankguthaben (auch auf der Aktivseite) steigt. Das Ganze nennt sich Aktiv-Tausch, die Bankbilanz bleibt in dem Fall genau gleich lang.
Gehört einem Anleger – Menschen, Unternehmen, Stiftungen, Fonds und so weiter – die Anleihe, taucht sie in keiner Bankbilanz auf. Das gilt sogar für die Bestandteile eines Investmentfonds. Als sogenannte Sondervermögen bleiben auch sie bilanztechnisch außen vor.
Die EZB kauft also zum Beispiel dem X-Y-Pensionsfonds eine Bundesanleihe ab. Die fliegt aus seinem Portfolio, dafür bekommt er Geld auf sein Konto. Seine Hausbank verbucht das auf ihrer Schuldenseite (sprich: in der Passiva) als sogenannte Verbindlichkeit. In ihrer Aktiva entsteht hingegen ein Guthaben auf dem Zentralbankkonto. Schließlich muss die EZB den Kaufpreis ja auch irgendwohin buchen. Somit verlängert sich die Bilanz der Bank um den Kaufpreis.
Ist aber in einem der Fälle Geld ins Wirtschaftssystem gekommen? Nein, nicht direkt. Der Pensionsfonds wird das Geld entweder unangelegt lassen oder ein anderes Wertpapier kaufen. Wenn man sich Aktien- und Rentenmärkte in den vergangenen Jahren ansieht, drängt sich der Gedanke auf, dass Letzteres im großen Stil passiert ist. Immerhin: Die steigenden Kurse könnten dazu führen, dass Anleger Kasse machen (Gewinnmitnahme) und das Geld ausgeben oder sich einfach reich fühlen und deshalb eigenes sonstiges Geld ausgeben. Beides würde die Wirtschaft stützen. Passiert es auch wirklich? Schwer nachzuweisen.
Beim Aktivtausch in der Bank hingegen sitzt selbige nun auf einem Guthaben bei der EZB. Deren Chef Mario Draghi sind diese Guthaben ein Dorn im Auge, deshalb ja auch der Strafzins. Er will, dass die Banken das Geld als Kredite vergeben.