LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in InterviewsLesedauer: 7 Minuten

Anleihespezialisten am runden Tisch „Sind die Notenbanken Ihre Freunde oder Ihre Feinde?“

Teilnehmer des Roundtables auf dem Dach der DAS-INVESTMENT-Redaktion (von links): Jens Franck, Nordix; Christian Bender, Signal Iduna Asset Management; Redakteur Andreas Harms und Sven Pfeil, Aramea Asset Management
Teilnehmer des Roundtables auf dem Dach der DAS-INVESTMENT-Redaktion (von links): Jens Franck, Nordix; Christian Bender, Signal Iduna Asset Management; Redakteur Andreas Harms und Sven Pfeil, Aramea Asset Management | Foto: HP Studios, Hamburg

DAS INVESTMENT: Meine Herren, sind die Notenbanken Ihre Freunde oder Ihre Feinde?

Jens Franck: Als Feinde würde ich sie definitiv nicht bezeichnen. Sie sind ein weiterer Marktteilnehmer mit einer starken Marktposition.

Sie kaufen Ihnen alles weg und drücken die Renditen.

Jens Franck, Partner und Fondsmanager beim Anleihespezialisten Nordix
Foto: HP Studios, Hamburg

Franck: Sicherlich sind sie die größten Käufer am Markt. Das ist in der Tat insofern ein Problem, dass es das Zinsniveau unnatürlich nach unten drückt. Für Anleger, die nach prognostizierbaren Erträgen suchen, kann das aber Vorteile haben.

Ach ja?

Franck: Die Notenbanken senken durch ihre Käufe die Kursschwankungen. Gerade bei Großanlegern spielt die Volatilität eine Rolle, um Risikokapital in die eine oder andere Anlageklasse verlagern zu können.

Sven Pfeil: Es mag sein, dass die Zentralbanken das Zinsniveau drücken und so für Fehlanreize sorgen. Aber die Vorteile der Notenbankpolitik gleichen das mehr als aus. Sie haben mit ihrer Politik vieles zusammengehalten und arbeiten mit den Regierungen zusammen. Durch die Krise gehen die Staatsverschuldungen noch einmal stark nach oben, und irgendjemand muss diese Anleihen ja kaufen. Wenn die Notenbanken das nicht täten, wäre alles noch wesentlich schmerzhafter und teurer als jetzt mit dem Niedrigzins.

Was die Frage aufwirft, was passiert, wenn sie damit mal aufhören.

Franck: Das ist eine der größten Gefahren für die Kapitalmärkte. Sollte sich die Realwirtschaft wieder erholen, müssen die Notenbanken zumindest Teile ihrer aktuellen Kaufprogramme wieder zurücknehmen. Und dann könnten sich die Risikoprämien neu kalibrieren und die Märkte von ihren sehr teuren Niveaus erst einmal ausatmen.

Hält man sich jetzt besser aus den Kaufmärkten der Zentralbanken fern, oder nutzt man die Stütze, die sie bieten?

Pfeil: Man kann beides. Wenn bei den Staatsanleihen zum Beispiel der Spread von Italien sich zu stark ausweitet, kann man das nutzen und steht dabei Seite an Seite mit der Notenbank, die die Anleihen ja stützt. Wobei sich in der Tat die Frage stellt, was passiert, wenn die Notenbanken den Fuß vom Gas nehmen, angesichts einer erwarteten Schuldenquote von zirka 155 Prozent zum Ende des Jahres. Deshalb darf man nicht naiv sein. Im Moment sichert die Zentralbank, langfristig sehe ich dahinter aber ein großes Fragezeichen.

Franck: Es hängt alles auch vom Mandat ab. Viele institutionelle Anleger dürfen zum Beispiel nur in Staatsanleihen anlegen. Für die ist die Zentralbank von Vorteil, weil sie die Volatilität senkt und aus den jüngsten Sitzungen ablesbar zu einer Politik der Zinskurvenkontrolle übergeht. Das macht auch das absolute Zinsniveau prognostizierbarer.

Tipps der Redaktion