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Anleihespezialisten am runden Tisch „Sind die Notenbanken Ihre Freunde oder Ihre Feinde?“

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Branchenseitig unterscheidet der Markt zwischen Corona-Verlierern wie Freizeit und Transport und -Nichtverlierern wie Versorgern, Technik und Telekoms. Die Renditen klaffen weit auseinander. In welchem Teich fischt man am besten?

Franck: Wir sind stark bei den Banken unterwegs. Die lagen lange Zeit hinter anderen Branchen zurück. Mit dem Paradigmenwechsel im Frühjahr, als der Markt von Growth auf Value umstellte, holten auch die Banken wieder auf. Wir befinden uns in einer Phase der Deregulierung, und die Zentralbanken stützen die Banken mit allen Mitteln, damit der Geldmechanismus intakt bleibt. Manche Nachranganleihen dort sind nur noch regulatorisch getrieben, die wirtschaftlichen Fakten treten in den Hintergrund.

Welche Renditen sind da noch zu holen?

Franck: Zeitweise gab es selbst im vorrangigen Bereich Einstandsrenditen von bis zu 7 Prozent, in Einzelfällen sogar leicht höher. Das ist inzwischen aber wieder um mehrere Prozentpunkte gesunken. Manche Neuemissionen liegen nur noch bei 3 Prozent Rendite oder tiefer. Das ist uns generell schon zu teuer. Aber es ist ein idiosynkratischer Markt geworden, die Unterschiede zwischen den Emittenten sind beträchtlich.

Pfeil: Die Regulatorik bietet unfassbare Chancen, weil viele nachrangige Anleihen für die Emittenten zu teuer werden. Das trifft auf Banken durch Basel III und Versicherungen durch Solvency II zu. Bestimmte Anleihen gelten dann nicht mehr als Eigenkapital, sondern nur noch als Fremdkapital. Die Emittenten brauchen aber hauptsächlich Eigenkapital. Deshalb nutzen sie ihre Kündigungsrechte und nehmen die Anleihen vom Markt. Diese Wahrscheinlichkeit war und ist immer noch bei vielen Titeln nicht eingepreist, weshalb sie zu niedrig notieren.

Zu welchen Konditionen nehmen Ihnen die Emittenten die Anleihen dann ab?

Pfeil: Das Kündigungsrecht greift klassischerweise zu einem Kurs von 100 Prozent.

Wenn die Anleihe über 100 notiert, ist das kein gutes Geschäft.

Pfeil: Deshalb ist es wichtig, welcher Kupon auf der Anleihe steht und wie sie kündbar ist. Das muss man sich alles vorher ansehen, ansonsten könnte es zu unliebsamen Überraschungen kommen.

Klassische Arbeit eines Fondsmanagers.

Franck: Exakt. Wir müssen Anleihen finden, deren Kurs in einem Missverhältnis zum regulatorischen Umfeld steht. Schon vor Corona gab es viele Möglichkeiten. Und in der Krise haben diese Anleihen nochmal 20 oder 30 Prozentpunkte an Wert verloren. Solche Einstandsrenditen sehen Sie vielleicht nie wieder.

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