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Trump-Effekt: Wall Street kehrt ESG den Rücken

Die amerikanische Wirtschaft erlebt einen fundamentalen Umbruch: Große Konzerne distanzieren sich zunehmend von den sogenannten ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance – Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) und Nachhaltigkeitszielen. Was als vereinzelte Unternehmensentscheidungen begann, hat sich zu einer Bewegung entwickelt, die die Finanzwelt in ihren Grundfesten erschüttert.
Nachhaltigkeitswende in der Finanzwelt
Den jüngsten Paukenschlag liefert ausgerechnet Blackrock, der weltgrößte Vermögensverwalter mit einem verwalteten Vermögen von 11,5 Billionen US-Dollar. Sein Ausstieg aus der „Net Zero Asset Managers Initiative“ (NZAMI) markiert einen interessanten Wendepunkt. Der Konzern vollzieht damit eine bemerkenswerte Kehrtwende – CEO Larry Fink hatte noch 2020 „Klimarisiken sind Anlagerisiken“ zum Leitmotiv erhoben. Vizechef Philipp Hildebrand begründet den Schritt in einem Kundenbrief mit rechtlichen Risiken – ein Argument, das in der aufgeheizten politischen Atmosphäre schwer wiegt.
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Die amerikanische Wirtschaft erlebt einen fundamentalen Umbruch: Große Konzerne distanzieren sich zunehmend von den sogenannten ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance – Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) und Nachhaltigkeitszielen. Was als vereinzelte Unternehmensentscheidungen begann, hat sich zu einer Bewegung entwickelt, die die Finanzwelt in ihren Grundfesten erschüttert.
Nachhaltigkeitswende in der Finanzwelt
Den jüngsten Paukenschlag liefert ausgerechnet Blackrock, der weltgrößte Vermögensverwalter mit einem verwalteten Vermögen von 11,5 Billionen US-Dollar. Sein Ausstieg aus der „Net Zero Asset Managers Initiative“ (NZAMI) markiert einen interessanten Wendepunkt. Der Konzern vollzieht damit eine bemerkenswerte Kehrtwende – CEO Larry Fink hatte noch 2020 „Klimarisiken sind Anlagerisiken“ zum Leitmotiv erhoben. Vizechef Philipp Hildebrand begründet den Schritt in einem Kundenbrief mit rechtlichen Risiken – ein Argument, das in der aufgeheizten politischen Atmosphäre schwer wiegt.
Die Entwicklung zieht den gesamten Finanzsektor mit. J.P. Morgan Chase, Goldman Sachs, Wells Fargo, Morgan Stanley, Citigroup und Bank of America – alle großen Namen der Wall Street haben sich bereits aus der „Net Zero Banking Alliance“ (NZBA) zurückgezogen. Die NZBA verliert damit massiv an Bedeutung: Ihr Anteil an den globalen Bankaktiva schrumpft von über 40 Prozent im Herbst 2024 auf nun 35 Prozent.
Europa hingegen geht einen anderen Weg: Während die US-Banken aussteigen, bekräftigen die Deutsche Bank und die Commerzbank ihr Bekenntnis zur NZBA.
Teure Folgen progressiver Unternehmenspolitik
Die Anti-ESG-Welle reicht weit über den Finanzsektor hinaus. Meta beendet seine Faktenprüfung in den USA vollständig, während Disney Gender-Thematiken aus kommenden Animationsfilmen entfernt. McDonald's vollzieht einen umfassenden Kurswechsel und stellt nicht nur seine Diversitätsziele für Führungspositionen ein, sondern beendet auch DEI-Trainings (Diversity, Equity, Inclusion – Vielfalt, Gleichberechtigung und Einbindung) und externe LGBTQ+-Bewertungen.
Wie riskant ESG-Initiativen für Unternehmen geworden sind, zeigen die Marktreaktionen. So verlor Target nach der Einführung einer LGBTQ+-Produktlinie zum „Pride Month“ etwa 12 Milliarden US-Dollar an Marktwert. Noch härter traf es Anheuser-Busch: Eine einzelne Werbekampagne mit einer Transgender-Influencerin für die Marke Bud Light führte zu einem Wertverlust von 5 Milliarden US-Dollar und dem Verlust der jahrzehntelangen Marktführerschaft im US-Biermarkt.
Verteidiger der Diversität
Doch es gibt auch Gegenbewegungen: Ausgerechnet aus dem Silicon Valley kommt Widerstand. Apple stellt sich demonstrativ gegen einen Aktionärsantrag des konservativen Thinktanks „National Center for Public Policy Research“ (NCPPR), der die Abschaffung der Diversitätsprogramme fordert. Auch die Warenhauskette Costco verteidigt ihre Position. Zwischen den Extremen suchen Unternehmen wie AT&T einen Mittelweg, indem sie verpflichtende DEI-Vorgaben in „Ermunterungen“ umwandeln.
Alternative Anlagestrategien im Trend
Die Investmentbranche entwickelt bereits seit längerem Anlageprodukte für ESG-skeptische Investoren. Vermögensverwalter legen verstärkt sogenannte Anti-ESG-Fonds auf, die gezielt in Branchen investieren, die klassische Nachhaltigkeitsfonds meiden. Die Begründung: Strikte ESG-Ausschlusskriterien übersehen oft substanzstarke, profitable Unternehmen – und verschenken damit Renditechancen.
Hard Value Fund – R dist. EUR
- Asset-Schwerpunkt: Aktienfonds All Cap Welt
- Auflegung: 19.01.2023
- Ertragsverwendung: ausschüttend
- Fondsgesellschaft: IPConcept (Luxemburg) S.A.
- ISIN: DE000A3D1ZP1
- Maximal Drawdown seit Auflage: 8,90%
- Performance 1 Jahr: 18,43%
- Sum. lfd. Kosten: 2,47%
- Volatilität 1 Jahr: 9,95%
- Volumen in Mio. EUR: -
- Währung: EUR
Ein Beispiel für diese Investmentstrategie ist der Anfang 2023 aufgelegte Hard Value Fund. Er verfolgt einen rein kennzahlenbasierten Ansatz, bei dem ESG-Kriterien bewusst keine Rolle spielen. Das spiegelt sich auch im Portfolio wider: Rund ein Viertel des Fondsvermögens ist in Atom-, Öl- und Gasunternehmen investiert, gefolgt von Luftfahrt und Verteidigung mit 16,4 Prozent sowie dem Bergbausektor mit 12,7 Prozent. Zu den größten Positionen zählen der Triebwerkshersteller Rolls-Royce, der Energiekonzern Marathon Petroleum und der Uranproduzent Kazatomprom.
In seinem ersten Jahr erwirtschaftete der Fonds eine Rendite von 18,43 Prozent, bei einem maximalen Drawdown von 8,90 Prozent. Die laufenden Kosten betragen 2,43 Prozent. Mit einem zusätzlichen Ausgabeaufschlag von 5 Prozent ist der Fonds eher teuer für Investoren. Wer trotzdem eine solche Anlagestrategie verfolgen möchte, findet in dem Hard Value Fund ein passables Investment.

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ESG vs. Anti-ESG: Der Renditecheck
Aber schlagen sich Anti-ESG-ETFs wirklich besser als ihre grünen Pendants? Oder anders gefragt: Verhageln woke Investments, bei denen Klimaschutzziele und Diversitätskriterien berücksichtigt werden, Anlegern die Rendite?
Um das zu beurteilen, haben wir beispielhaft den Deka MSCI USA Climate Change ESG ETF unter die Lupe genommen, der es im Ranking der besten US-Aktien-ETFs im Wahljahr 2024 immerhin auf Platz 5 geschafft hat.
Deka MSCI USA Climate Change ESG ETF
- Asset-Schwerpunkt: Aktienfonds All Cap Welt
- Auflegung: 26.06.2020
- Ertragsverwendung: ausschüttend
- Fondsgesellschaft: Deka Investment GmbH
- ISIN: DE000ETFL573
- Maximal Drawdown seit Auflage: 23,36%
- Performance 1 Jahr: 40,10%
- Performance 3 Jahre: 53,51%
- Sum. lfd. Kosten: 0,30%
- Volatilität 1 Jahr: 13,31%
- Volumen in Mio. EUR: 990
- Währung: EUR
Auch wenn sich die beiden Fonds nicht direkt vergleichen lassen, zeigt die Gegenüberstellung doch interessante Unterschiede: Während der Anti-ESG-Fonds mit einer respektablen Rendite von 18 Prozent in den vergangenen zwölf Monaten aufwartet, setzt der Deka MSCI USA Climate Change ESG ETF noch einmal deutliche Akzente. Mit einem Kurswachstum von beeindruckenden 40 Prozent im gleichen Zeitraum hebt sich der Fonds klar hervor. Auch bei den laufenden Kosten punktet der ESG-ETF: Mit nur 0,30 Prozent stellt er eine kostengünstige Option dar, die Nachhaltigkeit mit einer starken Performance kombiniert.
Das Fondsvolumen von 990 Millionen Euro unterstreicht das Vertrauen, das Anleger diesem Produkt entgegenbringen. Der maximale Drawdown seit Auflage liegt bei 23,36 Prozent und zeigt, dass der Fonds auch in turbulenten Marktphasen eine gewisse Stabilität bewahren konnte.
Für Anleger, die Wert auf nachhaltige Anlagestrategien legen, bietet der Deka MSCI USA Climate Change ESG ETF eine attraktive Möglichkeit, ökologisches und gesellschaftliches Engagement mit wirtschaftlichem Erfolg zu verbinden.
Gespaltene Märkte als Chance
Die neue Situation macht die Investmentlandschaft für Anleger komplexer. Investoren hinterfragen zunehmend die lange vorherrschende Überzeugung, dass Nachhaltigkeit automatisch bessere Renditen bringt.
Die Märkte zeigen jetzt ein vielschichtigeres Bild: Europa hält an ESG-Kriterien fest, während die USA einen anderen Weg einschlagen. Auch innerhalb der USA öffnet sich eine Kluft – zwischen der progressiven Westküste mit ihrer Technologieindustrie und den stärker traditionell geprägten Regionen im Osten und Süden.
Der Blick auf verschiedene Fonds-Rankings wie die besten US-Aktien-ETFs im Wahljahr 2024, die besten ETFs weltweit oder die besten aktiven Fonds weltweit zeigt zudem, dass Produkte, die ESG-Kriterien berücksichtigen, im Renditevergleich keineswegs chancenlos sind.
Auf die Anfrage von DAS INVESTMENT, ob der Kurswechsel der amerikanischen Großbanken oder Unternehmen wie McDonald's Auswirkungen auf die Zusammensetzung insbesondere von ESG-Indizes haben wird, äußerte sich der Indexanbieter SP Global nur bedingt. Eine Unternehmenssprecherin teilte mit: „Dies ist kein Thema, zu dem wir uns äußern können, da wir nicht über mögliche Indexänderungen spekulieren können.“
Die bevorstehende zweite Präsidentschaft Donald Trumps dürfte die aktuelle Polarisierung am Markt noch verstärken. Anleger werden die wachsende Kluft zwischen globalen Nachhaltigkeitszielen und regionalen Wirtschaftsinteressen zukünftig verstärkt bei ihrer Portfolioallokation berücksichtigen müssen. Der Markt verlangt nun differenzierte Ansätze, die den neuen Bedingungen Rechnung tragen.



