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Christoph Klink von Antler: Das ist der perfekte Gründer

Einmal im Leben früh in ein Unternehmen wie Apple, Facebook oder Netflix investieren - das ist der Traum eines jeden Investors. Das Unternehmen Antler möchte diesen Traum institutionalisieren. Nicht, indem es massenhaft in junge Start-ups investiert und auf den Durchbruch hofft. Es setzt einen Schritt früher an: Aus Tausenden Bewerbern castet es die besten Gründer, stellt mit ihnen skalierbare Tech-Unternehmen auf die Beine und investiert in deren Ideen am Tag Null. 800 Firmen befinden sich mittlerweile im Portfolio. Über Fonds-Strategien können Anleger an diesem Innovations-Rausch partizipieren.
Antler wächst schnell, in nur fünf Jahren hat das Unternehmen 26 Standorte auf der ganzen Welt eröffnet. Im Gespräch mit DAS INVESTMENT spricht Christoph Klink, Partner bei Antler Deutschland, über die Herausforderungen und Chancen des aktuellen wirtschaftlichen Umfeldes, wie man Fehleinschätzungen bei Innovationen vermeidet und die Eigenschaften, die ein Gründer im Jahr 2023 mitbringen muss.
DAS INVESTMENT: Herr Klink, Antler ist eine Firma aus Singapur und vereint Aspekte eines Startup-Studios, Inkubators, Accelerators und einer Risikofirma. Seit knapp zweieinhalb Jahren gibt es einen Ableger in Deutschland, den Sie von Berlin aus leiten. Was macht Antler eigentlich?
Christoph Klink: Wir sind ein globales Venture-Capital-Unternehmen, welches sich auf Early-Stage-Investments spezialisiert hat. Und Early Stage ist hier wörtlich gemeint: Wir steigen nicht erst bei einer Seed- oder Series-A-Finanzierung ein wie viele andere. Wir investieren in die meisten Unternehmen am Tag ihrer Gründung.
Am Tag Null? Sie gründen und investieren quasi in einem Atemzug?
Klink: Wir setzen sogar noch früher an. Bei uns bewerben sich weltweit jedes Jahr mehr als 80.000 Gründer. Die vielversprechendsten von ihnen laden wir regelmäßig in sogenannte Kohorten ein. Die Kandidaten haben alle einen völlig unterschiedlichen Background: Manche haben eine enorme thematische Fokussierung, andere sind gute Generalisten. So entstehen Gruppen von 40 bis 70 Personen, die sich zehn Wochen lang in unseren Büros kennenlernen und miteinander arbeiten. Es entstehen starke Teams und am Ende Unternehmen, in die wir investieren können. Auf dem Weg dorthin begleiten wir sie als Coach und Mentor.
Ein interessanter Ansatz, der jedoch nicht frei von Risiken ist. Denn wenn Sie einsteigen, gibt es nur eine Idee und ein Team, das sich eben erst kennengelernt hat.
Klink: An dem Punkt, an dem wir investieren, haben wir viel weniger Substanz eines Unternehmens, als man das üblicherweise bei Seed-Fonds, Series-A-Fonds oder Private Equity hat. Deshalb ist das einzig Sinnvolle, um das Risiko zu managen, dass man es streut. Dafür investieren wir über Technologien, Sektoren und Themen hinweg, vom Fintech über Healthcare bis zum Energiemanagement ist alles dabei. Ebenso bei den Geschäftsmodellen, wobei B2B für uns momentan etwas interessanter als das Endkundengeschäft ist. Wir sind auf eine Phase spezialisiert und nicht auf Industrien.
Was ist der Vorteil, bereits in die Idee zu investieren und nicht erst, wenn es bereits ein fertiges Produkt und erste Kunden gibt?
Klink: In der Pre-Seed- und Seed-Phase, in der es bereits erste Umsätze gibt, mischen viele Investoren mit. Der Markt ist kompetitiv, zumal wenn man wie wir eine neue Fonds-Strategie lanciert. Deshalb setzen wir früher an und bieten Zugang zu Opportunitäten, die sonst keiner hat. Das ist auch für die Gründer vorteilhaft. Denn es gibt quasi keine institutionalisierten Möglichkeiten, in dieser Form mit Investoren zusammenzuarbeiten. Manche Gründer haben womöglich fantastische Ideen, ihnen fehlt jedoch das Geld und Know-How. Denn normalerweise werden Unternehmen in dieser Phase von Bekannten, Freunden und Familie unterstützt. Wir institutionalisieren diese Investmentphase.
Wie viel Geld investieren Sie in ein Unternehmen, das aus einer Ihrer Kohorten entsteht?
Klink: Zu Beginn sind wir mit kleinen Tickets unterwegs. Je nach Geografie sprechen wir von 100.000 bis 250.000 Euro für 10 Prozent Unternehmensanteil. In weiteren Finanzierungsrunden investieren wir gerne weiter mit. Über eine längere Dauer können wir derzeit bis zu 20 Millionen Euro in eine Portfolio-Firma investieren.
Treiben Sie die weiteren Finanzierungsrunden auch voran?
Klink: Nein. Wir sichern uns den frühen Zugang, sind bei Folgerunden aber nicht im Lead. Wir bepreisen die Unternehmen also auch nicht. Wir investieren weiter, wenn es externe Validierungen von anderen Fonds gibt.
Antler hat 2018 in Singapur angefangen, mittlerweile haben Sie 26 Büros rund um den Globus. Wie viele Unternehmen befinden sich im Portfolio?
Klink: Zunächst einmal muss ich betonen, dass wir noch im Ramp-up stecken. Viele der neu eröffneten Büros wurden erst in den letzten 12 Monaten eröffnet. Global haben wir mittlerweile um die 800 Investments, aus Berlin stammen davon um die 30. Im September eröffnen wir mit München einen weiteren Standort im deutschsprachigen Raum.
Wozu brauchen Sie Büros an so vielen Standorten?
Klink: Das war eines unserer wichtigsten Learnings der ersten Jahre: Wir müssen so nah wie möglich an die potenziellen Gründer heran. Denn nur die wenigsten Gründer springen ins kalte Wasser und gehen für ihren Traum direkt nach Singapur oder New York. München ist neben Berlin mittlerweile eine bedeutende Metropole, was Technologie und Gründertum angeht.
Wie kann man als Investor an diesen 800 Firmen partizipieren?
Klink: Wir haben zwei Fonds-Strategien: Eine frühphasige Fonds-Strategie, die die ersten 3 Tickets abdeckt. Und eine späterphasige Fonds-Strategie mit Schwerpunkt Series A bis C. Die frühe Phase hat regionale Schwerpunkte, die zweite ein globales Mandat. Der Fonds ist aktuell jedoch geschlossen.
Wer sind Ihre Kunden?
Klink: Wir haben eine wachsende Basis von institutionellen Investoren, die gemeinsam mit uns zusammenarbeiten und mit uns in die Unternehmen investiert sind. Der Kern sind jedoch Family Offices und Ultra-high-net-worth Individuals, insbesondere in den jeweils regionalen Vehikeln. Das sind oftmals Leute, die nicht nur ihr Portfolio im Blick haben, also eine gewisse Summe in Venture allokieren wollen, sondern selbst unternehmerisch an die ganze Sache herangehen. Sie haben ein sehr ausgeprägtes Interesse für die Inhalte und die darunter liegenden Strukturen.
Kommen wir nochmal zurück auf die Teams. Wie sieht der ideale Gründer im Jahr 2023 aus?
Klink: Am vielversprechendsten sind Leute mit substanzieller Vorerfahrung in ihrem jeweiligen Bereich, im Schnitt sind das 9 Jahre. 60 Prozent von ihnen haben bereits gegründet und dabei hilfreiche Erfahrungen gemacht. Manche hatten sogar schon kleine Exits. Die restlichen 40 Prozent kommen fast alle aus großen Startup-Organisationen. Die sind dort üblicherweise in der zweiten oder dritten Reihe, haben einen sehr guten Blick auf ihr Marktsegment und fragen sich zunehmend, ob sie nicht selbst etwas gründen sollten.
Die Person entscheidet sich, das erwachsene Startup zu verlassen. Sie hat bereits eine Idee und bewirbt sich bei Antler. Wie kommen Sie von 80.000 Bewerbern im Jahr auf maximal 70 Kohorten-Teilnehmer?
Klink: Die 80.000 Bewerber sind ein globaler Wert. Es wird greifbarer, wenn wir das auf eine einzelne Kohorte herunterbrechen. In Berlin gibt es drei Durchgänge pro Jahr, für jeden bekommen wir 1500 bis 2000 Bewerbungen. Am Ende laden wir also drei bis vier Prozent der Bewerber ein. Um die vielversprechendsten zu identifizieren, machen wir mit ihnen eine Reihe von Interviews, zusätzlich holen wir uns Referenzen aus deren Umfeldern ein. Am Ende geht es darum, drei Aspekte zu verstehen. Wir nennen sie Drive, Grit und Spike.

Was meinen Sie mit Drive?
Klink: Drive meint vereinfacht gesagt, wie groß und ambitioniert jemand denkt. Denn am Ende suchen wir nach skalierenden Technologiefirmen. Man muss schon etwas verrückt sein, denn so ein Unternehmen aufzubauen macht ja nicht nur Freude. Da darf man nicht nur für Hamburg oder Osnabrück denken, sondern sollte mindestens Europa ins Auge fassen, wenn nicht sogar die Welt.
Und die anderen beiden Fähigkeiten?
Klink: Unter Grit verstehen wir die Durchbeißungsfähigkeit. Als Gründer wird man immer wieder, aus welchen Gründen auch immer, auf Ablehnung stoßen oder Rückschläge erleben. Wir wollen herausfinden, wie sie mit solchen Situationen umgehen. Denn sich durchbeißen und mit dem Kopf durch die Wand gehen liegt sehr nah beieinander. Spike meint die Stärken der individuellen Person. Dabei geht es nicht nur darum, dass sie ein gutes Produkt bauen kann, sondern auch eine gute Organisation darum, die dann das nächste und übernächste Produkt entwickelt. Dieses Zusammenspiel zu beherrschen ist keine Selbstverständlichkeit.
Wie sieht die perfekte Kohorte aus?
Klink: Bei unter 40 Teilnehmern ist die Gruppe zu klein, vor allem wenn man Leute mit spitzen Themenbereichen hat. Denn am Ende wollen wir sowohl das Start-up, welches Trockenbluttests revolutioniert, aber auch das nächste Fintech, das Künstliche Intelligenz in die Kreditvermittlung bringt. Zu groß darf die Gruppe allerdings auch nicht sein, sonst wird es zu anonym.
Es kommt also auf eine gute Mischung der Kandidaten an.
Klink: Im Kern suchen wir nach drei Archetypen von Gründern: CTOs und CPOs, also Leute mit Technologie- oder Produkthintergrund, die zweite Gruppe sind starke Generalisten, die dritte sind Domain-Experten. Das sind Menschen mit einem Background aus einer Branche und einem ausgeprägten Problem-Verständnis. Das können Journalisten sein, Labormitarbeiter, Fixed-Income-Trader, aber auch Psychologen. Diese Menschen müssen sich in den 10 Wochen untereinander kennenlernen. Und ganz wichtig: miteinander arbeiten. Denn man kann 100 Kaffee miteinander trinken und sich als Mensch sehr gut kennenlernen. Dann hat man aber noch keine Ahnung, wie gut man unter Stress miteinander arbeitet. Und das ist am Ende das Entscheidende.
Wie findet man heraus, ob die Kandidaten sich nicht nur gut verstehen, sondern auch beruflich harmonieren?
Klink: Da gilt: Einfach mal machen. Mal bilden wir Gruppen, die technische Prototypen bauen müssen. Ein anderes Mal besteht die Aufgabe darin, mit Hilfe von GPT-4 in 48 Stunden ein Produkt zu bauen. Die Sachen müssen am Ende gar nichts mit der eigentlichen Idee der Kandidaten zu tun haben. Es geht vielmehr darum, zu schauen, ob man sich gegenseitig ergänzt oder gar nicht miteinander harmoniert. Man weiß nach 24 Stunden intensivem Arbeiten, ob man das vertiefen möchte oder nicht. Denn die Chemie zwischen den Gründern ist in Start-ups brutal wichtig.
Diese Phase liefert Ihnen ebenfalls wichtige Erkenntnisse.
Klink: Das ist unsere Due Dilligence. Denn wir können noch kein fertiges Produkt testen und auch nicht 100 Kunden fragen, wie es bei ihnen ankommt. Wir können auch nicht das Wachstum der vergangenen zwei Jahre im Detail analysieren. Es gibt nur die Idee und die Leute. Wir müssen beides so gut wie möglich verstehen, um unsere Investment-Hypothese zu schärfen.
Sie haben bereits mehrere dieser Phasen begleitet. Was haben Sie durch solche Matches über Menschen gelernt?
Klink: Dass Leidenschaft nicht alles ist. Am Anfang beschäftigen sich Gründer mit etwas, wofür sie brennen. Im Healthtech-Segment kann das etwa die Lösung für die eigene Krankengeschichte oder die eines nahen Familienmitglieds sein. Das ist eine hohe intrinsische Motivation, bedeutet jedoch nicht, dass man auf dieser Grundlage auch eine gute Firma bauen kann.
Bis heute hat Antler 800 Unternehmen begleitet. Wie viele haben es geschafft und wie viele sind durchs Raster gefallen?
Klink: Das kann man Stand heute schwer sagen. Wenn man am Tag Null investiert, braucht es im Durchschnitt 7 bis 8 Jahre, bis es zu einem Exit kommt. Uns gibt es in Asien seit fünf Jahren, in vielen Märkten sind wir erst 1 bis 2 Jahre aktiv. Insofern haben wir bislang nur wenige Exits gesehen.
Aber zwischen Gründung und Exit gibt es ja einige Phasen.
Klink: Wir sehen in unserem Portfolio viele Unternehmen, die bis zu diesem Zeitpunkt gut funktionieren, starke Produkte anbieten und gesunde Geschäftsmodelle aufbauen. Und zumindest die Ausfallquote ist bislang deutlich geringer als zu diesem Zeitpunkt üblich. Für die Performance unserer Fonds ist die Ausfallquote jedoch nicht der primäre Treiber, sondern die Existenz von positiven Ausreißern. Wenige Top-Unternehmen werden am Ende den Großteil der Rendite erwirtschaften.
Das aktuelle Marktumfeld ist angespannt. Kapital hat plötzlich wieder einen Preis, es geht nicht mehr um Wachstum über alles. Ist das gut für Ihr Business oder schlecht?
Klink: Viele Venture-Investoren schauen nun deutlich stärker auf die Zahlen. Geschäftsmodelle, die nicht profitabel sind oder keinen klaren Pfad zur Profitabilität haben, werden es schwer haben. Insgesamt profitieren wir vom derzeitigen Umfeld. Denn es gibt angesichts der Entlassungen in Tech-Konzernen mehr gute Leute, die darüber nachdenken, zu gründen. Seit 3 Jahren befinden wir uns in einer Phase von tiefgreifenden Veränderungen. Viele Märkte werden parallel disruptiert. Einige Gründer sehen das als Chance, andere schreckt dieses Umfeld eher ab. Dass letztere nun ausgesiebt werden, ist gut. Denn Unternehmertum ist hart und macht nicht jeden Tag gleich viel Spaß. Das ist eine Reise, für die man sich bewusst entscheiden muss. Zumal man den Friedhof der gescheiterten Unternehmen nun viel deutlicher sieht als in den Vorjahren, als man in Medien nur die. Erfolge zu Gesicht bekam.
Die Menschen, die sich jetzt bei Ihnen bewerben, wollen es also wirklich wissen.
Klink: Absolut. Deshalb blicken wir positiv auf die derzeitige Situation. Schließlich sind Innovationen heute nicht weniger wert als gestern und die Talente auch nicht schlechter. Ganz im Gegenteil.
Sie verantworten das Deutschland-Geschäft von Antler. Wie nehmen Sie denn die Situation für Gründer im Vergleich zu den USA wahr? Sind die Amerikaner so viel weiter, wie es immer heißt?
Klink: In vielen Punkten ist der US-Markt tatsächlich weiter. Es gibt dort nach wie vor einen anderen Zugang zu Kapital, selbst große Pensionskassen allokieren dort in Venture Capital. Zudem ist die Gründerkultur in der amerikanischen DNA tiefer verankert. Wir holen in Europa aber diesbezüglich auf. Wir schauen nicht mehr einfach über den Ozean und kopieren Geschäftsmodelle, sondern entwickeln unseren eigenen Weg. Auch Deutschlands ist insgesamt auf einem guten Kurs. Allerdings stehen wir uns als Kontinent häufig immer noch selbst im Weg.
Was meinen Sie damit?
Klink: Wer in den USA gründet, hat einen riesigen Binnenmarkt mit der gleichen Sprache und trotz der vielen Bundesstaaten regulatorisch halbwegs gleichen Regeln. Wer in Europa versucht ein Healthtech-Business aufzubauen, hat direkt mit 20 Regulatoren zu tun. Viele der Märkte sind nicht harmonisiert, dabei muss man aber vom ersten Tag an überregional denken. Diese Fragmentierung von Märkten ist ein Bremsklotz. Auch der Zugang zu Kapital ist trotz aller Fortschritte der vergangenen Jahre immer noch schwieriger.

Apropos Kapital: Sie haben 26 Büros weltweit, bislang aber kaum profitable Unternehmen im Portfolio. Wie finanziert Antler diesen enormen Kostenapparat?
Klink: Ein Büro ist eine kleine Investment-Unit mit etwa 10 Leuten, und die meisten haben wir erst in den letzten 12 Monaten geöffnet. Wir sind also noch in der Skalierung, auch was die Assets under Management angeht.
Sie sind also noch nahezu komplett fremdfinanziert.
Klink: Unsere Kapitalausstattung ist passend für das, was wir angehen. Man muss aber erst die Maschine vorne aufbauen, um hinten heraus etwas zu verdienen. Viele unserer Firmen sind noch jung. Wir investieren mit einem langfristigen Fokus.
Wie versuchen Sie, falsche Investments zu minimieren?
Klink: Wir fragen uns bei jedem Investment: Warum sollte man gerade jetzt einsteigen? Es ist wichtig, dass neue Technologien greifbar sind. Das Autonome Fahren etwa ist laut Experten seit 20 Jahren genau 5 Jahre entfernt. Wenn man darauf blind vertraut, kann das gefährlich werden.
Andere Fonds-Anbieter haben viel größere Research-Teams als Sie, und irren sich dennoch bei Markteinschätzungen.
Klink: Die steigen aber in anderen Stadien ein als wir. Damit sind die Kosten des Falschliegens viel höher. Aus Fonds-Perspektive ist bei uns eingepreist, dass nicht alle Firmen funktionieren können. Wir müssen Risiken eingehen. Gewinne ohne Risiko sind nicht möglich. Um das zu reduzieren, streuen wir jedoch breit. Denn trotz sorgfältigster Prüfung können Dinge schiefgehen: Es kann zu Regulierungen kommen, zu technologischen Risiken, schwierigen Marktphasen. Wir sind jedoch überzeugt, dass am Ende der Anteil an Breakout-Unternehmen bei uns deutlich höher liegen wird.
Damit das gelingt, vertrauen Sie auch auf das Know-How der Mentoren. Wie wichtig sind die im Prozess?
Klink: Sie können helfen, sehr starke Gründer noch erfolgreicher zu machen. Sie sind aber keine Steigbügelhalter für jemanden, der nicht reiten sollte, um es bildlich zu formulieren.
Wer steht den deutschen Gründerinnen und Gründern zur Seite? Nennen Sie bitte Namen.
Klink: Zum Team gehört etwa Emma Tracey, sie hat mit Honeypot eine der wichtigsten Recruiting-Plattformen im Techsektor aufgebaut. Ebenfalls an Bord sind Nikolaus Föbus, Robert Sünderhauf, Saskia Appelhoff und viele weitere erfolgreiche Gründer.
Welche Person, egal ob historisch oder noch am Leben, hätten Sie gerne als Antler-Coach an Bord?
Klink: Jeff Bezos wäre ein extrem spannender Mentor. Gemeinsam mit einem sehr starken Team ist es ihm gelungen, verschiedene Bereiche systematisch zu disruptieren. Er hat eine starke Fokussierung auf das Detail gepaart mit ambitioniertem, großem Denken. Von ihm kann man sich viel abschauen.
Heute kennen wir die Erfolgs-Story von Amazon. Aber denken wir zurück an den jungen Jeff Bezos, der die ersten Bücher noch selbst ausgeliefert. Hätte der es durch die Kohorte geschafft?
Klink: Ich hoffe es. Wir hätten ja quasi 10 Wochen Jeffs Garage direkt bei uns im Büro gehabt. Sie glauben nicht, wie weit Gründer, die für etwas brennen, in so einem Umfeld in 10 Wochen kommen können.
Sie sagen „hoffen“. Haben Sie in den fast 6 Jahren bereits Gründer abgelehnt, deren Ideen sich später als gutes Investment herausstellten?
Klink: Natürlich gab es das auch bei uns. Ich möchte nicht über einzelne Namen sprechen. Aber wir schauen uns solche Fälle an und haben auch schon unsere Schlüsse daraus gezogen.
Die wären?
Klink: Für uns ist es deutlich teurer, eine tolle Opportunität zu verpassen, als Jahre später danebenzuliegen.
Was haben Sie noch gelernt?
Klink: In den ersten Jahren waren wir der Meinung: Gründer-Teams sind immer erfolgreicher als Einzelpersonen. Deshalb haben wir kaum in Individuen investiert. Da haben wir es uns rückblickend zu einfach gemacht. Denn natürlich gab es auch da positive Ausreißer. Mittlerweile investieren wir auch in Solo-Gründer. Um erfolgreich zu sein, haben wir sämtliche dogmatischen Filter abgeschafft.