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Aktualisiert am 16.05.2018 - 16:57 UhrLesedauer: 5 Minuten
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Anzeichen für höhere Gesamtnachfrage Kommt die Inflation – oder kommt sie nicht?

Jahrelang bereiteten Anlegern vor allem wirtschaftliche Stagnation und tief sitzende Ängste vor einer Deflation Sorgen. Diese Sorgen sind inzwischen einer wesentlich optimistischeren Stimmung gewichen. Grundsätzlich teilen wir diesen Optimismus zwar; nicht zuletzt, weil die Preissteigerungsrate nur noch unweit der Inflationsziele der Zentralbanken liegt. Was aber, wenn sich die globale Reflation nicht einstellt? Was, wenn die Anleiherenditen nicht deutlich steigen, sondern stattdessen wieder sinken? Werfen wir einen Blick auf das scheinbar Unmögliche.

Der derzeit feste Glaube an einen nachhaltigen Anstieg der weltweiten Inflation basiert auf zwei Faktoren:

•    so genannten Nachfragefaktoren wie stärkerem Wachstum, insbesondere in den USA, aber auch in China und der Eurozone und

•    Angebotsfaktoren wie steigende Löhne, höhere Einfuhrpreise und aufwärts tendierende Rohstoffpreise.

Belebung in China hat zu soliderem US-Wachstum geführt

Seit vergangenem Sommer zeigen die harten und die weichen Wirtschaftsdaten nach oben. Entsprechend sind die Anleiherenditen nach der Wahl von Donald Trump deutlich gestiegen, beflügelt durch Erwartungen auf beschleunigtes Wachstum und anziehende Inflation. Sie wurden vor allem durch die Hoffnungen auf eine expansive Fiskalpolitik in den Vereinigten Staaten geschürt. Das war die Geburtsstunde des sogenannten Reflation-Trade oder Trump-Trade.

Verbirgt sich dahinter aber mehr als die bloße Erinnerung an frühere Stimulierungsmaßnahmen und den immensen Vertrauensvorschuss für die Politik des neuen US-Präsidenten? Werden die harten Daten gegenüber den Stimmungsbarometern aufholen oder werden sie enttäuschen? Und inwieweit geht die wirtschaftliche Erholung auf das Konto von Donald Trump?

Meines Erachtens waren die erfreulichen Wirtschaftsindikatoren der vergangenen Monate zu einem großen Teil der wirtschaftlichen Belebung in China zuzuschreiben, die durch die Stimulierungsmaßnahmen im Jahr 2015 bewirkt wurde. Die massive Stimulierung in China beflügelte die US-Exporte ins Reich der Mitte und nach Asien allgemein. Sie fachte die Rohstoffnachfrage an und beschwichtigte die letzten Ängste vor einer Deflation. Das wiederum kam den Aktivitäten im verarbeitenden Gewerbe zugute, wie der US-Einkaufsmanager-Index des Institute of Supply Management belegt. Das alles sind Anzeichen für eine höhere Gesamtnachfrage.

Bleibt Öl günstig, geht die Inflation weiter zurück

Der bei Weitem wichtigste Faktor für den Preisauftrieb in diesem Jahr waren die Energiekosten. Der Preis für ein Barrel Öl erholte sich kräftig und war – trotz der relativ geringen Gewichtung im Verbraucherpreisindex (CPI) – hauptverantwortlich für den Anstieg der Gesamtinflation. Der Anstieg ist hauptsächlich darauf zurückzuführen, dass die letzten Ölpreisrückgänge aus dem jährlichen Vergleich herausgefallen sind. Die deutlich höhere Volatilität der Energiepreise gegenüber den meisten anderen CPI-Werten ist weder neu noch überraschend. Aus diesem Grund konzentrieren sich Währungshüter und Marktbeobachter meist auf die zugrunde liegende Kerninflation ohne die stark schwankenden Segmente Lebensmittel und Energie.

Sofern der Ölpreis nicht weiter anzieht, wird die Gesamtinflation wieder sinken. Die mathematische Logik der Rechnung ist simpel. Für eine hohe oder gar steigende Inflation muss entweder der Ölpreis in ähnlichem Tempo weiter steigen (nicht unsere Kernannahme) oder durch sogenannte Zweitrundeneffekte ersetzt werden. Das würde bedeuten, dass die Angebotsseite allgemein einspringen muss.

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