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Trump-Zölle: Apple droht iPhone-Preisschock von bis zu 43 Prozent

„Designed by Apple in California. Assembled in China.“ Dieser kleine Schriftzug auf der Rückseite des iPhones ist mehr als nur eine Herkunftsbezeichnung. Er steht für ein globales Produktionsmodell, das den Technologiesektor über Jahrzehnte definiert hat.
Das Smartphone aus dem Hause Apple besteht aus Dutzenden Komponenten, die auf der ganzen Welt hergestellt werden: Displays aus Südkorea, Speic...
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„Designed by Apple in California. Assembled in China.“ Dieser kleine Schriftzug auf der Rückseite des iPhones ist mehr als nur eine Herkunftsbezeichnung. Er steht für ein globales Produktionsmodell, das den Technologiesektor über Jahrzehnte definiert hat.
Das Smartphone aus dem Hause Apple besteht aus Dutzenden Komponenten, die auf der ganzen Welt hergestellt werden: Displays aus Südkorea, Speicherchips aus Japan, Prozessoren aus Taiwan und Batterien aus China. Die finale Montage findet hauptsächlich in chinesischen Fabriken statt, präzise und kosteneffizient. Doch dieses fein austarierte System gerät nun ins Wanken. Donald Trump hat mit seiner jüngsten Zollpolitik den Technologieriesen aus Cupertino in eine prekäre Lage gebracht.
Mit seiner Ankündigung, drastische Zölle auf Importe aus mehr als 180 Ländern zu erheben, erschüttert der amerikanische Präsident globale Lieferketten. Besonders hart trifft es China mit einem Zollsatz von 54 Prozent. Das Land hat bereits Gegenmaßnahmen angekündigt.
Doch auch andere Länder stehen im Fokus: etwa Vietnam mit 46 Prozent und Indien mit 26 Prozent. Was auf den ersten Blick wie ein gezielter Angriff auf asiatische Produktionsstandorte wirkt, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als fundamentales Problem für den gesamten Technologiesektor.
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Ein Smartphone aus der ganzen Welt
Die komplexe Lieferkette des iPhones verdeutlicht Apples globale Abhängigkeiten. Nach Analysen von Tech Insights kostet die Hardware eines iPhone 16 Pro mit 256 GB Speicher das Unternehmen etwa 550 US-Dollar. Die Komponenten stammen aus mindestens sechs verschiedenen Ländern: Der A18 Pro Prozessor (etwa 90 US-Dollar) wird in Taiwan gefertigt, das Display (38 US-Dollar) in Südkorea, der Speicher (21 US-Dollar) in den USA, die Kamera-Module (127 US-Dollar) stammen aus verschiedenen Regionen und die Batterie (4 US-Dollar) aus China.
Hinzu kommen Montage und Tests, die die Gesamtkosten für Apple auf etwa 580 US-Dollar erhöhen. Mit dem nun angekündigten 54-prozentigen Zoll auf chinesische Waren würden die Kosten auf rund 850 US-Dollar steigen – ohne dass Apple seine Marge anpasst.
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China-Abhängigkeit als strategische Schwäche
Apple ist in besonderem Maße von den neuen Zöllen betroffen. Rund 90 Prozent aller iPhones werden in China hergestellt, schätzen Analysten von Evercore ISI. Diese Abhängigkeit ist historisch gewachsen: China bietet eine einzigartige Kombination aus Fachkräften, Produktionseffizienz und einer perfekt eingespielten Zulieferkette.
„China macht etwa 80 Prozent der Produktionskapazität von Apple aus“, erläutert ein Bericht von Evercore ISI vom vergangenen Monat. Neben iPhones werden dort auch etwa 55 Prozent der Mac-Produkte und 80 Prozent der iPads montiert.
Zwar hat Apple in den vergangenen Jahren versucht, seine Produktion zu diversifizieren, doch der Erfolg blieb begrenzt. In Indien werden mittlerweile etwa 10 bis 15 Prozent der iPhones gefertigt, in Vietnam entstehen rund 20 Prozent der iPads und 90 Prozent der Apple Watches. Diese Verlagerungen reichen jedoch nicht aus, um die drohenden Zollbelastungen abzufedern – zumal auch diese Länder von Trumps Zollpolitik erfasst werden.
Das iPhone-Preisdilemma
Die Zölle, sollten sie längerfristig bestehen und nicht nur eine von Trumps Drohgebärden für bessere Deals sein, stellen Apple vor ein Dilemma: Entweder die Mehrkosten an die Verbraucher weitergeben oder die eigenen Margen opfern. Analysten wie Barton Crockett von Rosenblatt Securities gehen davon aus, dass Apple die Preise für seine Produkte deutlich anheben muss, um die Zollbelastungen auszugleichen.
Seine Prognose: Apple müsste den iPhone-Preis um 43 Prozent anheben, um die zusätzlichen Kosten zu decken.
Dies würde bedeuten, dass das günstigste iPhone 16, das bisher für 799 Dollar angeboten wird, künftig 1.142 Dollar kosten könnte. Das Premium-Modell iPhone 16 Pro Max mit 1 Terabyte Speicher würde von 1.599 Dollar auf fast 2.300 Dollar steigen – ein Preisschock für Verbraucher.
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Angelo Zino, Aktienanalyst bei CFRA Research, hält es für unwahrscheinlich, dass Apple die gesamte Kostensteigerung an die Kunden weitergeben kann. „Wir erwarten, dass Apple mit größeren Preiserhöhungen bis Herbst wartet, wenn das iPhone 17 auf den Markt kommt, da dies typischerweise der Zeitpunkt ist, zu dem geplante Preisanpassungen vorgenommen werden.“
„Made in USA“ – eine unrealistische Alternative
Die Idee, die iPhone-Produktion in die USA zu verlagern, um Zölle zu vermeiden, erscheint wirtschaftlich kaum umsetzbar. Selbst wenn die Endmontage in den USA stattfinden würde, müsste Apple immer noch Zölle auf importierte Komponenten zahlen. Zudem wäre es ein logistisch komplexes und teures Unterfangen, das Jahre dauern würde.
Wayne Lam, Analyst bei Tech Insights, sagt dem „Wall Street Journal“: „Die Montagearbeit, die in China etwa 30 US-Dollar pro Telefon kostet, könnte in den USA 300 US-Dollar kosten.“ Eine Verlagerung der gesamten Produktion in die USA erscheint daher illusorisch – trotz der politischen Forderungen nach mehr heimischer Fertigung.
Weltweite Risiken für das Apple-Ökosystem
Der Effekt der Zölle geht weit über die Hardware-Produktion hinaus. 64 Prozent von Apples Umsatz im Geschäftsjahr 2024 stammten aus dem Ausland. In einer Welt zunehmender Handelskonflikte könnten andere Länder mit eigenen Zöllen oder digitalen Dienstleistungssteuern reagieren, was auch Apples lukratives Service-Geschäft treffen würde.
Besonders problematisch: Die Services-Sparte, die zweitgrößte und am schnellsten wachsende Geschäftseinheit mit einer Bruttomarge von 74 Prozent, könnte unter digitalen Dienstleistungssteuern leiden, die bereits in mehreren Ländern existieren und deren Raten angesichts der amerikanischen Zollpolitik steigen könnten.
Ein französischer Regierungssprecher hat bereits die Idee einer EU-weiten digitalen Dienstleistungssteuer auf Apple, Alphabet, Amazon, Meta und Microsoft ins Spiel gebracht.
Aktionäre in Sorge
Die Finanzmärkte haben auf Trumps Zollankündigung mit einem Ausverkauf von Apple-Aktien reagiert. Der Kurs fiel am Donnerstag um 9,3 Prozent – der stärkste Tagesverlust seit März 2020. Insgesamt hat die Aktie seit der Ankündigung mehr als 20 Prozent an Wert verloren, ist auf Sicht von einem Jahr allerdings immer noch im Plus.
Die Sorge der Anleger ist berechtigt: Apple steht vor der schwierigen Aufgabe, gleichzeitig seine Margen zu schützen, den Absatz zu sichern und langfristig seine Lieferkette zu diversifizieren – und das alles in einem zunehmend protektionistischen globalen Umfeld.
Für Verbraucher und Investoren bleibt vorerst nur abzuwarten, ob es zu Verhandlungen zwischen Apple, China und dem Weißen Haus kommen wird. Denn trotz der markanten Ankündigungen aus Washington – ein Ende des globalisierten Produktionsmodells, das das iPhone erst möglich gemacht hat, scheint vorerst unrealistisch. Zu komplex sind die Lieferketten, zu hoch die Kosten einer Verlagerung, zu groß die gegenseitigen Abhängigkeiten. Die Frage bleibt: Wie viel sind Verbraucher bereit, für den bekannten Slogan „Designed by Apple in California“ zu zahlen?



