„Apple ist die Phantasie abhanden gekommen“ Apple oder Samsung? Das raten 5 Vermögensverwalter
Was ist mit der Apple-Aktie los? Fünf Vermögensverwalter geben Antworten.
Rainer Laborenz, Geschäftsführer von Privatinvestor Vermögensmanagement in Offenburg
„Der IT-Riese Apple meldet erstmals seit 13 Jahren einen Umsatzrückgang. Schuld ist die Flaute im iPhone-Geschäft. Apple hat sich immer mehr zu einem Hersteller von Mobiltelefonen entwickelt. Das iPhone kommt inzwischen für 65 Prozent der Einnahmen auf. Umso härter schlägt die Flaute im Handymarkt durch: Gemessen an der Vorjahresperiode ist der iPhone-Absatz um 16 Prozent auf knapp 51 Millionen Stück geschrumpft.
Das ist ein Novum, hat Apple seit der Einführung des Smartphones im Jahr 2007 doch stetig höhere Verkaufszahlen gemeldet. Der Smartphone-Markt ist mittlerweile gesättigt, wie folgende Grafik eindrucksvoll belegt. Die Hersteller sind auf Innovationen angewiesen, um die wegbrechenden Gewinne aufzufangen.
Rasche Besserung ist nicht in Sicht. Die nächste iPhone-Generation wird voraussichtlich erst im Herbst lanciert, womit es Apple vorerst an Schub fehlen wird. Für das laufende Quartal prognostiziert das Unternehmen 41 bis 43 Milliarden Dollar Umsatz. Das ist erneut ein Rückgang verglichen mit der Vorjahresperiode (49 Milliarden Dollar) und deutlich weniger als die gut 47 Milliarden Dollar, die Analysten bislang geschätzt haben.
Am Smartphone-Sektor interessierte Anleger kommen an Apple nicht vorbei. Niemand verdient besser. Die Zahlen beeindrucken: 84 Prozent des operativen Gewinns der Smartphone-Industrie sackt Apple ein, 16 Prozent Samsung. Und die anderen? Die gehen leer aus. Apple wird die Konsolidierung der Branche mit hoher Wahrscheinlichkeit gut bewältigen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis 2017 von 10 sowie einer Dividendenrendite von 2 Prozent bleiben die Titel auf den ersten Blick attraktiv. Sollte es aber aufgrund zunehmenden Preisdrucks zu einer Erosion der Margen kommen, kann die derzeit optisch günstige Bewertung schnell der Vergangenheit angehören. Dieses Risiko sollten Anleger bei einem Investment nicht unterschätzen.
Samsung kämpft ebenfalls gegen die Absatzflaute in seinen Märkten und eine schwache Währung – sowie Rivalen, die mit Kampfpreisen locken. Das neueste Smartphone-Modell S7 verkauft sich solide, wird aber nicht zum Bestseller-Modell. Denn viele haben schon ein Smartphone und überlegen sich gut, ob sie das neueste und damit teuerste brauchen. Für Anbieter wie Samsung wird das zum Problem. Allerdings ist Samsung deutlich breiter aufgestellt, nicht einseitig abhängig vom Smartphone-Markt wie Apple. Der Bereich „Smartphones“ trägt die Hälfte des Umsatzes und rund ein Drittel des Betriebsgewinns. Das zweite wichtige Segment: das Geschäft mit Halbleitern.
Der Wettbewerb in den Kerngeschäften verschärft sich weiter
Samsung liefert 60 Prozent aller DRAM-Speicherchips weltweit für Computer beispielsweise sowie gut ein Drittel aller NAND-Speicherchips, auf denen etwa in Digitalkameras die Bilder gespeichert werden. Dazu kommen die Produktion von Displays sowie das TV-Segment, beide mit einigem Umsatz, aber wenig Profit. Im Fernsehgeschäft führt Samsung den Markt genauso wie im Smartphone- und im Speicherchipgeschäft, doch auch hier herrscht Flaute. Der Wettbewerb in den Kerngeschäften verschärft sich weiter.
An der Börse schlagen sich die schweren Zeiten in zurückgehenden Bewertungskennziffern nieder. Im historischen Vergleich liegen alle Kennzahlen unter ihren Höchstwerten, dazu mit Trend nach unten. Das historische Kurs-Gewinn-Verhältnis erreicht 9, allerdings lag es auch in den guten Zeiten selten über 10. Apple kommt auf 10. Das historische Kurs-Buchwert-Verhältnis rangiert seit gut drei Jahren um einen Wert von 1. Angesichts der schwierigen Märkte, in denen sich Samsung bewegt, scheint die Bewertung fair. Ein Engagement drängt sich derzeit nicht auf."