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Aktualisiert am 22.10.2023 - 10:13 Uhrin NewsLesedauer: 4 Minuten

Von Tech zu Finanzen 4,15 Prozent Zinsen: Wie Apple die Bankenwelt disruptiert

Apple-Chef Tim Cook: Er wandelt das Unternehmen immer stärker vom Hardware-Hersteller zum Services-Anbieter
Apple-Chef Tim Cook: Er wandelt das Unternehmen immer stärker vom Hardware-Hersteller zum Services-Anbieter | Foto: IMAGO / Xinhua

Apple, das ist für viele nur iPhone, iPad und Macbook. Doch der Tech-Gigant aus Cupertino ist längst viel mehr als ein Anbieter hochglanzpolierter Geräte. Unternehmens-Chef Tim Cook hat bereits vor Jahren die Transformation zu einer Services-Company eingeläutet: Mit Abo-Diensten wie Apple Music oder der iCloud verdient der Konzern bereits Milliarden (mehr Hintergründe zu den Einnahmequellen von Apple gibt es hier). Bei diesem Expansionskurs stößt Apple auch zunehmend in die Welt der Banken und Fintechs vor.

Apple startet Zins-Aktion

Im Jahr 2019 startete der Konzern in den USA die eigene Kreditkarte Apple Card. Partner für diese Dienstleistung sind Goldman Sachs und Mastercard. Dieser Service sorgt in den USA nun für Schlagzeilen. Denn Apple bietet seinen US-amerikanischen Nutzern künftig ein digitales Sparkonto mit einer jährlichen Guthabenverzinsung von 4,15 Prozent an. Das entspricht dem Vielfachen dessen, was herkömmliche Banken derzeit zahlen.

Daten der Federal Deposit Insurance Corporation (FDIC) zufolge lag der durchschnittliche Guthabenzinssatz für Sparkonten in den USA im März 2023 bei 0,37 Prozent – also weniger als einem Zehntel dessen, was Apple seinen Nutzern nun zahlt. Sogar Goldman Sachs, Partner der Apple Card, bietet über seine Digitalbank Marcus lediglich 3,9 Prozent Zinsen.

Gebühren gibt es für den Dienst nicht, ebenso ist kein Mindestguthaben erforderlich. Allerdings ist das Guthaben auf 250.000 US-Dollar beschränkt. Der Service kann innerhalb der Wallet-App eingerichtet werden. Sämtliche Prämien, die über das Programm Daily Cash verdient werden, werden automatisch auf das Sparkonto eingezahlt.

 

Banken geraten unter Druck

Mit der Zins-Aktion will der Konzern den Bezahldienst Apple Pay stärken und die Kunden enger an sich binden. Mit der neuen Spar-Funktion können Kunden nun „Geld ausgeben, versenden und sparen – alles von einem Ort aus“, erklärt Apple-Managerin Jennifer Bailey, die für die Entwicklung von Apple Pay und der Wallet zuständig ist.

Zugleich setzt der Konzern andere Finanzinstitute unter Druck. Denn nach der Pleite der Silicon Valley Bank (SVB) im März leiden vor allem kleine und mittlere Geldhäuser unter einer Vertrauenskrise. Die Folge sind vermehrte Einlagenabflüsse.

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Apples Vorstoß ist gut getimed, denn viele Privatanleger schauen sich zunehmend nach Alternativen um. Geldmarktfonds, die etwa in als sicher geltende kurzfristige US-Staatsanleihen investieren, haben zuletzt Rekordzuflüsse verzeichnet. Daten des Analysehauses Refinitiv Lipper zufolge verzeichneten Geldmarktfonds bis Mitte März 2023 Kapitalzuflüsse in Höhe von insgesamt 96,8 Milliarden US-Dollar. So viel Geld gab es in dem kurzen Zeitraum zuletzt 2008. Allerdings gibt es bei diesen Fonds keine Einlagensicherung. Diese liegt in den USA bei 250.000 Euro.

Unklar ist, ob Apple das Zins-Angebot nach Deutschland bringt. In der Regel startet das Unternehmen neue Dienste zuerst im Heimatmarkt USA, gefolgt von anderen englischsprachigen Ländern wie Großbritannien, Kanada und Australien. Eine Einführung in der EU wäre zudem aufwendiger, da das Kreditkartengeschäft in Europa durch gedeckelte Interchange-Gebühren komplexer ist.

 

Apple Pay wird weiter ausgebaut

Den Bezahldienst Apple Pay wurde 2014 in den USA eingeführt, 2018 folgte der Schritt nach Deutschland. Einer GfK-Studie im Auftrag von Mastercard zufolge ist Apple Pay mittlerweile die bevorzugte Zahlart beim Mobile Payment in Deutschland, der Anteil liegt bei 33 Prozent.

Wie viel Apple mit dem Dienst verdient, ist nicht bekannt. Der „Financial Times“ zufolge verdient das Unternehmen bei jeder Transaktion mit, der Anteil liegt bei 0,15 Prozent. Heißt: Bei einem 100-Dollar-Einkauf wandern 15 Cent direkt nach Kalifornien. Bei mehr als zwei Milliarden aktiven Geräten weltweit dürfte der Zahlungsstrom nicht unerheblich sein.

Mit „Apple Pay Later“ bietet der Konzern seit vergangenem Jahr auch eine „Buy now, pay Later“-Funktion (BNPL) und tritt so in direkte Konkurrenz zu Diensten wie Klarna, Affirm und Paypal. Mit dieser Funktion können Nutzer ihre Zahlungen über einen längeren Zeitraum in vier Raten strecken, das Maximum sind sechs Wochen.

Während die meisten BNPL-Dienste lediglich als Mittler auftreten, will Apple die Kreditvergabe selbst abwickeln. Das Geld dafür stammt aus den mehr als 200 Milliarden US-Dollar großen Rücklagen des Konzerns. Eine Banklizenz besitzt Apple nicht. Der Techkonzern stützt sich für seinen BNPL-Dienst auf eine von Goldman Sachs ausgestellte Zahlungsberechtigung. Abwicklung und Kreditprüfung übernimmt das Tochterunternehmen Apple Financing LLC.

Wird Apple noch weiter in den Finanzsektor vordringen?

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