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Arag reduziert Kinder-Tarife und kürzt Beitragsrückerstattung

Der Private Krankenversicherer Arag führt Einschränkungen bei der Annahme von Kinderalleinversicherungen ein und senkt die erfolgsabhängige Beitragsrückerstattung (BRE). Das geht aus einem Blog-Beitrag des Versicherungsmaklers und DAS-INVESTMENT-Experten Walter Benda hervor. Die Information hatten Vermittler Anfang der Woche per Rundbrief erhalten.
Keine Alleinversicherung mehr für Kinder unter drei Jahren
Demnach können Kinder unter 36 Monaten ab sofort nicht mehr alleine bei der Arag versichert werden. Diese Regelung gilt sowohl für Vollversicherungen als auch für Zusatztarife mit Option auf PKV und Beihilfe. Konkret betroffen sind die Tarife „482“, „483“ und „Flexipro“.
Benda zitiert in seinem Beitrag aus dem Schreiben, wonach Vorabanfragen für Kinderalleinversicherungen unter 36 Monaten nicht mehr berücksichtigt und neue Anträge abgelehnt werden. Anträge, die bis zum 28. Februar 2025 eingehen, werden noch nach den alten Annahmerichtlinien geprüft.
Branchenkritiker sieht Unterkalkulation

© Walter Benda / Josephina Rollinger mit Canva
Benda, als scharfzüngiger Kritiker der Branche bekannt, sieht in dieser Verschärfung ein schlechtes Zeichen für die Bestandsentwicklung des Versicherers, deren Krankenversicherung in München sitzt. Denn wenn ein PKV-Unternehmen keine Kunden mehr gewinnen wolle, müsse es dafür rechtliche oder mathematische Gründe geben. Rechtliche Gründe seien nicht genannt worden, weshalb Benda „Böses“ ahnt.
Er spielt damit auf die aus seiner Sicht unzureichende Kalkulation des Anbieters an. Wiederholt kritisiert Benda in seinem Beitrag einen unverantwortlichen Preiswettbewerb und zu billige Tarife, bei denen langfristig massive Prämiensprünge drohten.
Kaum noch Auswahl in Sachen hochwertiger PKV-Kindertarife
Er bedauert, dass der sowieso bereits kleine Markt für hochwertige PKV-Kindertarife durch die Entscheidung der Arag weiter schrumpfen wird. „Kaum noch eine PKV-Gesellschaft bietet die Kinderalleinversicherung ohne Bedingungen an. Bei denen, die es tun, werden die Bedingungen kontinuierlich verschärft“, schreibt der Blog-Autor. Ein Grund sei der, dass Kinder generell in der PKV als Zuschussgeschäft gelten. „Wenn es um Qualität geht, bleibt nur noch die Barmenia für die PKV-Kinderalleinversicherung, bis auf sehr spezielle Ausnahmen.“
Erfolgsabhängige Beitragsrückerstattung wird reduziert
Eine weitere Änderung, die das Rundschreiben mitteilt, betrifft die erfolgsabhängige Beitragsrückerstattung für das laufende Jahr in den Tarifen „Komfort“, „Med-Extra“ und „Med-Best“ sowie den Beihilfetarifen „BHB“, „BHEB“ und „27“. Sie wird von bisher 2,5 Monatsbeiträgen auf nunmehr zwei Monatsbeiträge gesenkt.
Benda wertet Maßnahme als Alarmzeichen
Diese Anpassung bewertet der Makler als ein Alarmzeichen, weil die BRE der einzige Wert sei, der Vermittlern und Kunden in Vergleichsprogrammen angezeigt werde. „(...) Bestandsverbesserungen (mehr Leistungen, zum Beispiel höhere Sublimits in einer Zahnstaffel) oder Beitragsstabilisierungen für das Alter sehen die Leute im Vertrieb nicht und es hilft auch nichts für etwaige Neuabschlüsse; egal ob echte Neukunden oder Umdeckungen“, schreibt Benda.
Weiteres Problem: Bisher wurden dort die Änderungen laut des Autors noch nicht umgesetzt. Im Rundschreiben heißt es, dass dies „zeitnah“ erfolgen soll.
Bei der Frage der Aufteilung von Geldmitteln auf Bestandsverbesserung, Beitragsstabilisierungen oder Neukunden bringende BRE, werde ein Vorstand nach seiner Meinung immer bei BRE zuletzt kürzen. Benda: „Reicht die Substanz nicht, um diesen Wert zu bedienen, ist das ein schlechtes Vorzeichen, zumal es quasi in allen Tarifen gesenkt wurde.“
Arag begründet Anpassungen – keine angespannte finanzielle Lage
Die Arag selbst hat gegenüber mehreren berichtenden Medien zu den Vorwürfen bereits Stellung genommen. Der Produktgeber verweist zunächst darauf, dass nicht alle Kinder betroffen seien. So versichere man sehr wohl weiterhin Kinder im Rahmen der Kindernachversicherung ab Geburt, wenn die Eltern bereits einen Vollvertrag haben.
In Sachen Alleinversicherung, die nach Arag-Angaben nur wenige hundert Verträge im Jahr ausmachen soll, sei für ein solides PKV-Geschäft „eine adäquate Risikoeinschätzung notwendig, was oftmals in den ganz jungen Jahren bis zum 36. Monat nicht hinreichend gewährleistet werden kann“. Unklar bleibt, warum der Anbieter erst jetzt zu dieser Erkenntnis gekommen ist.
Zum zweitem Kritikpunkt von Benda schreibt die Arag: „Die Anpassung erfolgte mit dem Ziel, auch langfristig eine ausgewogene Mittelverwendung für BRE und Limitierung zu gewährleisten sowie zusätzliche finanzielle Puffer für den Bestand aufzubauen.“ Auch mit den gesenkten BRE sehe man sich „sehr gut am Markt aufgestellt“. Der Versicherer betont, dass die Kürzung nicht auf eine angespannte finanzielle Lage hindeute, und verweist auf wichtige Kennzahlen-Ratings und den stetigen Ausbau der Rückstellung für Beitragsrückerstattung (RfB).
Auch die Andeutung, man würde PKV-Tarife absichtlich zu günstig kalkulieren, sei falsch.
Deftige Worte als Reaktion von Walter Benda
Benda kritisiert diese Argumentation jedoch als widersprüchlich. In seinem Blog-Beitrag fallen derbe Begriffe wie „Fake News“, „Pseudo-Wissenschaft“, „schlechter Treppenwitz“ und „Unsinn“. Seiner Ansicht nach würde man die BRE nicht senken, wenn man gleichzeitig steigende RfB-Werte hätte. Auch die Bilanzkennzahlen hätten keine Aussagekraft zur Tarifstabilität. Er rät Verbrauchern, die eine gute Kinderalleinversicherung suchen, Alternativen zu prüfen.
Bei der Wahl einer PKV sei ohnehin eine ordentliche Beratung notwendig, bei der Themen wie Unterkalkulation und Warnhinweise auf zu billige Tarife Bestandteil sein sollten.