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Argentiniens Staatsbankrott Hedgefonds-Streit könnte Präzedenzfall schaffen

Max Schott: Geschäftsführer von Sand und Schott (Foto: Sand und Schott)
Max Schott: Geschäftsführer von Sand und Schott (Foto: Sand und Schott)
Man könnte sagen: „Business as usual“. Der aktuelle Staatsbankrott von Argentinien ist schließlich weltweit die 56. Staatspleite in den vergangenen 25 Jahren. Dies zeigt, dass Staaten auch bei grundsätzlich guter weltweiter Konjunktur in die Insolvenz gehen können. Und es zeigt auch, dass höhere Zinsen von Schwellenländer-Anleihen ein reales Ausfallrisiko tragen. Das wird von vielen Anlegern ignoriert.

Allerdings liegt der aktuelle Fall etwas anders. Zum einen kommt es alles anders als überraschend. Die Ursache liegt in der Abwicklung der chaotischen Staatsinsolvenz 2001 und der Restrukturierung der Anleihen im Jahr 2005.

Doch viel schwerer wiegt das Verhalten des Anleihe-Gläubigers Elliot Management. Inklusive aufgelaufener Zinsen klagt Elliot Management vor einem US-Gericht auf die Zahlung von 1,5 Milliarden US-Dollar.

Das ist schließlich das Geschäftsmodell des Unternehmens, das vom Hedgefondsmanager Paul Elliot Singer geführt wird. Billige Schulden aufkaufen und mit Profit verkaufen oder den Schuldner verklagen, die gesamte geschuldete Summe zu zahlen.

Das Vorgehen des Hedgefonds ist legal, aber problematisch. Wenn dies Schule macht und sich Investoren künftig Schuldenschnitten widersetzen, besteht für in Insolvenz geratene Länder kaum eine Möglichkeit sich zu restrukturieren.

Somit hat der Vorfall eine hohe Brisanz, denn es geht um einen für die Weltwirtschaft gefährlichen Präzedenzfall. Hätten die Gläubiger 2012 nicht zugestimmt, wäre Griechenland in die Insolvenz gegangen und die damals ohnehin hochgradig verunsicherte Finanzwelt wäre in schwere Turbulenzen geraten.

Sollte sich diese Vorgehensweise durchsetzen, dann stehen weitere Länder mit wirtschaftlichen Ungleichgewichten und politischen Unwägbarkeiten auf der Liste spekulativer Investoren. Die Risiken von Anleihen aus Ländern wie Venezuela und Thailand, aber auch Portugal und Griechenland müssten völlig neu bewertet werden. Daher ist ein striktes Risikomanagement auch in Zeiten einer relativ guten Konjunktur dringend nötig.

Die wirklich leidtragenden der aktuellen Entwicklung sind die argentinischen Bürger. Die Inflation schätzt der IWF auf über 30 Prozent. Die offizielle Inflationsmessung (seit 2007 ist die Statistikbehörde Indec unter Regierungskontrolle) wird mutmaßlich manipuliert. Aktuelle Inflationsraten werden zurzeit nicht veröffentlicht. Die relative Armut, die in allen OECD-Ländern gemessen wird, liegt in Argentinien bereits bei rund zwei Dritteln der Bevölkerung - Tendenz steigend.

Unsere Einschätzung ist, dass die Argentinien-Pleite kurzfristig an den Kapitalmärkten zu Verwerfungen führen kann, denn es ist aktuell eine von mehreren Krisen, die negativen Einfluss auf das globale, wie auch auf das europäische Wirtschaftswachstum hat.

Zum Autor: Max Schott ist Geschäftsführer von der Stuttgarter Vermögensberatung Sand und Schott.

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