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Artemis-Fondsmanager Paul Casson So wirken sich steigende Zinsen auf Aktien aus

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Wie werden sich Aktien verhalten?

Gedanken machen sollten wir uns allerdings um die Auswirkungen höherer Zinsen auf die Aktienbewertungen und insbesondere um die Folgen für die unterschiedlichen Sektoren. Steigt der Abzinsungsfaktor, mit dem künftige Erträge auf den Barwert zurückgerechnet werden, sinken alle Aktienkurse und somit auch das Kurs-Gewinn-Verhältnis.

Das weltweit zunehmende Wirtschaftswachstum lässt jedoch die Unterschiede zwischen den Unternehmen zutage treten. Firmen, die in Wachstumsphasen höhere Umsätze erzielen, können den Druck auf ihre Aktienbewertungen durch Ertragssteigerungen ausgleichen. Sie finden sich tendenziell in zyklischen, konjunktursensitiven Sektoren und bieten Wertpotenzial.

Viele einheimische zyklische Unternehmen und auch Banken weisen nach einem über mehrere Jahre hinweg verhaltenem Ertragswachstum günstige Bewertungen auf; hier scheint die Erwartung zu bestehen, dass die Zukunft so aussehen wird wie die letzten Jahre. Dies ist jedoch nicht zwangsläufig so, denn mit steigender Nachfrage wächst auch die Preissetzungsmacht. Uns gefällt die Kombination aus attraktiven Bewertungen und Ertragssteigerungspotenzial.

Steigende Inflationsrate als Gefahr

Es gibt aber auch Unternehmen, die selbst in Wachstumsphasen kaum Nachfrageveränderungen bei ihren Produkten verzeichnen. Sie haben keinen Spielraum, die höheren Diskontierungssätze auszugleichen. Viele dieser Aktien erscheinen zudem teuer, sodass höhere Zinsen und steigende Inflationsraten eine Gefahr darstellen.

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Natürlich unterscheidet sich die aktuelle Situation von der Vergangenheit. Hinter uns liegt eine Phase von Finanzmarktinterventionen durch Zentralbanken, die in Art und Umfang ihres Gleichen sucht. Dennoch sollten Versorger, nichtzyklische Konsumgüter und der Gesundheitssektor am besten gemieden werden, sofern sich nicht sehr überzeugende Argumente für diese Titel in die Waagschale werfen lassen.

Wesentlich interessanter scheinen Finanzwerte sowie Titel aus den Sektoren Grundstoffe und Energie. Bei Technologieaktien sind wir zugegebenermaßen etwas hin und her gerissen: Die Erwartungen für das künftige Ertragswachstum sind sehr optimistisch, die Bewertungen jedoch hoch.

Panik an den Aktienmärkten

Eine wichtige Rolle spielt auch das Tempo. Es wird einige Jahre dauern, bis sich die derzeit sehr niedrigen Zinsen wieder normalisiert haben. Daher sind wir – trotz der jüngsten Panik an den Aktienmärkten – der Auffassung, dass allmählich steigende Zinsen die Konjunkturbelebung nicht bremsen werden. Die Verkaufswelle vom Februar verstellte den Blick auf die sich seit einigen Monaten vollziehende Verschiebung hin zu konjunktursensitiven Sektoren. Wir denken, dass sich diese Entwicklung – begünstigt durch steigende Erträge – fortsetzen wird.

Auffällig an der Verkaufswelle war auch, dass selbst die traditionell als sicher geltenden Anlagen, wie etwa Staatsanleihen, in ihren Sog gerieten. Verkauft wurden Aktien, Rohstoffe und Anleihen gleichermaßen. In diesem Punkt unterscheidet sich der aktuelle Sell-Off von den Schocks der letzten Jahre, die jedes Mal mehr Anleger in Staatsanleihen trieben. Wir betrachten dies als weiteren Hinweis, dass eine neue Marktphase eingeleitet wird und dass die für niedrige Zinsen sorgenden Faktoren an Einfluss verlieren.

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