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, Aktualisiert am 28.01.2020 - 16:25 Uhrin AnalysenLesedauer: 4 Minuten

Artemis-Fondsmanager über US-Aktien „Anleger haben sich an Trump gewöhnt“

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Es liegt auf der Hand, dass politische Ereignisse die Marktentwicklung 2020 bestimmen werden. Die Anleger haben sich an Donald Trump und den durch ihn verkörperten republikanischen Populismus gewöhnt. Dennoch ziehen sie zunehmend die Möglichkeit in Betracht, dass es mit den Kandidaten der Demokraten Bernie Sanders und Elizabeth Warren einen Schwenk nach links geben könnte. Momentan liegt bei den Demokraten aber noch der moderatere Joe Biden vorne. Im Falle einer Nominierung würde er laut aktuellen Umfragen Donald Trump im November 2020 besiegen. In diesem Fall müsste sich der Markt darauf einstellen, dass die Tage der Deregulierung und marktfreundlichen Politik, wie sie von Trump praktiziert wurde, gezählt sind, und überlegen, ob die Beendigung des Handelskriegs dadurch in den Hintergrund tritt.

Könnte sich Trump behaupten, hätte dies insgesamt positive Auswirkungen auf die Aktienmärkte, während ein Sieg von Biden marktneutral wäre. Doch das Rennen um die Nominierung ist noch längst nicht vorbei. Sollte Warren nominiert werden, wäre sie mit ihrer aktuellen Politik aus unserer Sicht unwählbar. Entsprechende Nachrichten hätten also einen zu vernachlässigenden Effekt auf die Märkte. Wir befinden uns jedoch erst ganz am Anfang. Es kann noch viel passieren, bevor nächsten Sommer die Kandidaten feststehen. Anfang März, nach dem sogenannten Super Tuesday in den Vorwahlen der Demokraten, wissen wir dann schon mehr.

Zinsen dürften auf aktuellem Niveau bleiben

Nachdem die Federal Reserve die letzten beiden Jahre sehr aktiv war, erwarten wir für 2020 nicht allzu viel Tatendrang. Die Notenbank hat sich von ihrer restriktiven Geldpolitik abgekehrt und dreimal die Zinsen gesenkt. Erstmals sprach sie auch von einer neuen Handhabung der Geldpolitik. So würde sie bei Erreichen des Inflationsziels von 2 Prozent nicht automatisch zu Zinserhöhungen schreiten. Diese doch recht expansiven Töne bieten den Märkten Unterstützung.

Sollte es entgegen unserer Erwartung zu einer Rezession kommen, würde die Fed natürlich einen proaktiveren Kurs verfolgen. Gleichzeitig greifen die Zentralbanken rund um den Globus zu stimulierenden Instrumenten, und in Europa entwickelt sich gerade eine bemerkenswerte Debatte über die Notwendigkeit, in größerem Maße fiskalpolitische Stimulierung zu betreiben, Auch in den USA wird diese Diskussion wahrscheinlich geführt werden.

Im dritten Quartal 2019 lag die Wachstumsrate der Unternehmensgewinne erstmals seit 2016 im negativen Bereich. Zum Teil war dies den handelspolitischen Spannungen geschuldet. Doch auch ein Basiseffekt kommt hier zum Tragen, denn 2018 fielen die Gewinne der Unternehmen aufgrund von Steuersenkungen höher aus und sind somit schwieriger zu toppen.

Ferner verweisen die Unternehmen auf Kostendruck im Zusammenhang mit den chinesischen Zöllen. In einigen Bereichen müssen die Löhne angehoben werden, um Mitarbeiter zu halten beziehungsweise zu gewinnen. Trotz alledem erwarten wir, dass die Unternehmensgewinne ab jetzt wieder steigen werden. Für 2020 rechnen wir mit einer Zuwachsrate von etwa 5 Prozent.


Über die Autoren:
Cormac Weldon ist Fondsmanager des Artemis US Select und des Artemis US Smaller Companies. William Warren managt den Artemis US Extended Alpha und den Artemis US Absolute Return.

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