LinkedIn DAS INVESTMENT
Suche
in MegatrendsLesedauer: 4 Minuten
ANZEIGE

Artenschwund und Aktien Wie man mit Investments die Biodiversität schützen kann

Vor rund 250 Millionen Jahren wurden knapp 96 Prozent der Tier- und Pflanzenarten bei einem der fünf größten Massensterben auf der Erde ausgelöscht. Das sogenannte „Perm-Trias-Aussterben“ wurde durch eine Reihe von Naturkatastrophen ausgelöst – gewaltige Vulkanausbrüche in Sibirien, bei denen die Atmosphäre mit Milliarden Tonnen Kohlendioxid gefüllt wurde und die Temperatur überall auf der Welt um 10 Grad stieg. Die Wissenschaft geht mittlerweile davon aus, dass uns ein sechstes Massensterben bevorsteht. Im Gegensatz zu den anderen fünf Ereignissen wäre dieses aber ausschließlich menschengemacht.

Aus einem viel beachteten UN-Bericht geht hervor, dass die Aktivitäten des Menschen wie Abbau von Bodenschätzen und intensive Landwirtschaft für einen katastrophalen und in der Form noch nie dagewesenen Verlust biologischer Vielfalt verantwortlich sind. Der Bericht warnt, dass ein Drittel aller Amphibienarten und riffbildenden Korallen, 1.000 domestizierte Säugetierrassen, die für Nahrung und Landwirtschaft genutzt werden, und rund 10 Prozent der Insekten gefährdet sind. Insgesamt sind eine Million Arten unmittelbar vom Aussterben bedroht. Damit sind auch die Ökosysteme gefährdet, die aber Grundvoraussetzung für menschliches Leben auf der Erde sind.

Biodiversität genauso wichtig wie CO2-Bilanz

Das Problem ist, dass der Schutz der Biodiversität in der Großindustrie keine hohe Priorität im Umweltengagement der Unternehmen hat. Der Schwerpunkt liegt vielmehr auf der Reduzierung der CO2-Emissionen, sodass die Unternehmen gar nicht auf die Idee kommen, die Bekämpfung des Verlusts von Artenvielfalt zu einem Thema unternehmerischer Verantwortung zu machen. Diese Haltung ist gefährlich kurzsichtig. Wie das Pictet Research zeigt, müssen Unternehmen – und ihre Investoren – der Biodiversität genauso viel Beachtung schenken wie ihrer CO2-Bilanz.

Für die Analysen, die unten ausführlicher beschrieben sind, greifen die Experten auf zwei weltweit anerkannte Analyseinstrumente zurück – das Planetary Boundaries (PB)-Konzept und die Life Cycle Analysis (LCA), um den Beitrag der Unternehmen zum Artenschwund zu quantifizieren. Damit sich Veränderungen in der Artenzusammensetzung in Zukunft auf natürlichem Niveau vollziehen, muss dem Modell zufolge  die jährliche Aussterberate unter 0,13 pro Million Arten pro eine Billion US-Dollar erwirtschaftetem Umsatz liegen. Wendet man dieses Konzept auf die Unternehmen im MSCI All-Country World Index an – die im vergangenen Jahr zusammen einen Umsatz von mehr als 30 Billionen US-Dollar erzielten –, wird deutlich, dass die weltweit größten Unternehmen 22 Mal mehr zum Aussterben von Tier- und Pflanzenarten beitragen als die privaten Haushalte.

Quelle: Pictet Asset Management

Die Analysen zeigen, dass die Leder-, Gerbungs- und Oberflächenbehandlungsindustrie sowie Biokraftstoffe den größten Schaden anrichten.