Klima, Artenvielfalt, Energie Nachhaltigkeit – viele Bausteine, zahlreiche Investmentchancen
Langfristig denken – kurzfristig handeln
„Nachhaltige Investitionen müssen langfristig ausgelegt sein – aber jetzt getätigt werden“, betont Ambachtsheer. Dies sei oft schwer in die Regulatorik zu übersetzen, wie sich im vergangenen Jahr am Kohlenstoffmarkt gezeigt habe. Kohlenstoffpreise sollen Anreize für die Vermeidung von Treibhausgasen bieten. Als im europäischen Handelssystem EU-ETS (European Union Emission Trading System) die Preise 2022 in die Höhe schossen, reagierte die Europäische Kommission mit der Bereitstellung von Finanzhilfen für die Marktteilnehmer. „Obwohl dies mit Blick auf die politischen Zwänge verständlich war: Solche Entscheidungen spiegeln wider, dass die Abwägung im Krisenfall oft zugunsten kurzfristiger Entlastungen gegenüber langfristigen Nachhaltigkeitszielen ausfällt“, sagt die Nachhaltigkeitsexpertin. Dies müsse aber nicht der Fall sein.
Ein anderer Ansatz bestehe darin, die steigenden Kohlenstoffpreise und ihre positiven Effekte anzunehmen. „Die europäische Regulierung könnte noch weiter gehen und grenzüberschreitende Emissionen besteuern. Das würde die Wettbewerbsbedingungen für Unternehmen, die den EU-ETS-Vorschriften unterliegen, angleichen und gleichzeitig andere Märkte dazu bringen, eigene Kohlenstoffsteuern zu entwickeln“, erläutert Ambachtsheer. Derweil würden EU-Unternehmen, die zuerst ihren Treibhausgasausstoß reduzieren, einen Wettbewerbsvorteil erlangen, da sie ihre immer wertvoller werdenden Emissionsrechte verkaufen können.
Insgesamt erfordert der Klimawandel strukturelle Veränderungen und ehrgeizige Maßnahmen. „Diese müssen der Tatsache Rechnung tragen, dass wir in einer vernetzten Welt leben“, betont Ambachtsheer. Daher können sie nicht losgelöst von Geopolitik, Ernährungssicherheit, biologischer Vielfalt oder auch der öffentlichen Gesundheit betrachtet werden. „58 Prozent der Infektionskrankheiten, mit denen die Menschheit weltweit konfrontiert ist, wurden laut der Zeitschrift Nature in irgendeiner Weise durch klimatische Gefahren begünstigt.“
Wie Anleger am Wandel teilhaben können
Anleger können von der nachhaltigen Dynamik profitieren, indem sie in die wichtigsten technologischen Triebkräfte für eine widerstandsfähige Wirtschaft investieren. „Nachhaltigkeit und Effizienz sind der Kern des Versprechens der Industrie 4.0“, sagt Ulrik Fugmann, Co-Leiter Umweltstrategien bei BNP Paribas Asset Management. Wie bei früheren industriellen Revolutionen werde diese auf der Grundlage einer Infrastrukturplattform entstehen – basierend auf Fortschritten im Bereich der vernetzten Fabrik, autonomen Systemen, 3D-Druck und maschinellem Lernen. „Die Kombination dieser Technologien könnte eine immer effizientere Nutzung von Kapazitäten und Ressourcen ermöglichen“, sagt Fugmann.
Wie schnell diese Entwicklung gehen könne, dürfe man nicht unterschätzen, sagt Fugmann und gibt ein Beispiel: „Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnete 2012 damit, dass die weltweite Solarenergieerzeugung im Jahr 2030 bei 550 Terrawattstunden (TWh) erreichen würde – im Jahr 2021 waren es bereits über 1.000 TWh.“
Trotz dieser positiven Aussichten stehen Investoren, die sich am nachhaltigen Wandel beteiligen möchten, vor Herausforderungen. Dazu gehört, das Ausmaß sowie die Verflechtung der Herausforderungen und Chancen zu verstehen – und die Unternehmen aus den Zukunftsbranchen zu finden, die wachsen und erfolgreich sein werden.