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Klima, Artenvielfalt, Energie Nachhaltigkeit – viele Bausteine, zahlreiche Investmentchancen

Neugieriger Rotbauchmaki im Regenwald
Neugieriger Rotbauchmaki im Regenwald: Der Verlust der Artenvielfalt könnte bis zum Jahr 2030 Kosten in Höhe von 2,7 Billionen US-Dollar verursachen. | Foto: Imago Images / Imagebroker
Alexander Bernhardt, BNPP AM

Die Zahlen sind erschreckend: Bei der Lebensmittelherstellung entstehen 37 Prozent der weltweiten Emissionen – aber ein Drittel der Produktion wird verschwendet, während der Hunger im globalen Süden nach wie vor nicht besiegt ist.

„Das Lebensmittelsystem und die Ernährungsgewohnheiten müssen sich ändern“, betont Alexander Bernhardt, Global Head of Sustainability Research bei BNP Paribas Asset Management. „Pflanzliche und alternative Proteine werden künftig eine größere Rolle spielen, die Lieferketten müssen effizienter gestaltet und der Methanausstoß sowie die Abfälle reduziert werden. Darüber hinaus gilt es, die Abholzung zu bekämpfen.“

Verlust der biologischen Vielfalt als systemisches Risiko

Robert-Alexandre Poujade,
BNPP AM

Der Kampf gegen die Entwaldung spielt auch für die Bewahrung der biologischen Vielfalt eine zentrale Rolle. Die jährliche Finanzierungslücke für den Erhalt der Artenvielfalt wird vom Thinktank Paulson Institute auf 700 Milliarden US-Dollar beziffert. Auch wenn das eine gigantische Summe ist: „Die Kosten der Untätigkeit sind noch wesentlich höher“, sagt Robert-Alexandre Poujade, Biodiversity Lead bei BNP Paribas Asset Management. „Der Zusammenbruch der Ökosysteme würde jährliche Verluste verursachen, die sich bis 2030 auf 2,7 Billionen US-Dollar summieren.“ Nach Angaben der Weltbank auch hier am stärksten betroffen: Die ärmeren Länder.

 

Angesichts des Ausmaßes der Herausforderung plädiert Poujade, Kapital aus unterschiedlichen Quellen zu mobilisieren. „Investoren können sich über das kleine, aber wachsende Segment der Biodiversitätsfonds, die Kohlenstoffmärkte und Biodiversitätskredite engagieren.“ Dazu werde das Engagement der Investoren gegenüber Unternehmen und Regierungen von entscheidender Bedeutung sein. Denn: „Der Verlust der Natur stellt ein systemisches Risiko dar“, wie Poujade bekräftigt.

Nachhaltigkeitsherausforderungen eng miteinander verbunden

Jane Ambachtsheer, BNPP AM

Klima, Artenvielfalt, Energiesicherheit: Wie stark die globalen Nachhaltigkeitsherausforderungen miteinander verknüpft sind, hat der Krieg in der Ukraine gezeigt. Die Probleme bei der Energieversorgung und die gestiegenen Rohstoffpreise haben die Inflation angeheizt und Europa gezwungen, seine Energiepolitik zu überdenken.

Als Reaktion haben die Länder auf dem Kontinent beschlossen, die Energieversorgung zu diversifizieren und als Notlösung stärker auf Kohle zu setzen. „Damit die Europäische Union (EU) ihre Klimaziele erreichen kann, muss es sich dabei aber wirklich um eine vorübergehende Maßnahme handeln“, sagt Jane Ambachtsheer, Global Head of Sustainability bei BNP Paribas Asset Management. Besser wäre aus ihrer Sicht die kurzfristige Förderung kohlenstoffarmer Projekte, um die künftige Widerstandsfähigkeit zu erhöhen. „Die Infrastruktur für saubere Energie lässt sich schneller entwickeln als für thermische oder Kernenergie. Außerdem stärkt sie die Versorgungssicherheit und wirkt deflationär“, nennt Ambachtsheer die Vorzüge von Wind, Sonne und Co. Dieser Logik entspreche der US-amerikanische Inflation Reduction Act, der fast 400 Milliarden US-Dollar für Programme im Bereich saubere Energie vorsieht.

Langfristig denken – kurzfristig handeln

„Nachhaltige Investitionen müssen langfristig ausgelegt sein – aber jetzt getätigt werden“, betont Ambachtsheer. Dies sei oft schwer in die Regulatorik zu übersetzen, wie sich im vergangenen Jahr am Kohlenstoffmarkt gezeigt habe. Kohlenstoffpreise sollen Anreize für die Vermeidung von Treibhausgasen bieten. Als im europäischen Handelssystem EU-ETS (European Union Emission Trading System) die Preise 2022 in die Höhe schossen, reagierte die Europäische Kommission mit der Bereitstellung von Finanzhilfen für die Marktteilnehmer. „Obwohl dies mit Blick auf die politischen Zwänge verständlich war: Solche Entscheidungen spiegeln wider, dass die Abwägung im Krisenfall oft zugunsten kurzfristiger Entlastungen gegenüber langfristigen Nachhaltigkeitszielen ausfällt“, sagt die Nachhaltigkeitsexpertin. Dies müsse aber nicht der Fall sein.

Ein anderer Ansatz bestehe darin, die steigenden Kohlenstoffpreise und ihre positiven Effekte anzunehmen. „Die europäische Regulierung könnte noch weiter gehen und grenzüberschreitende Emissionen besteuern. Das würde die Wettbewerbsbedingungen für Unternehmen, die den EU-ETS-Vorschriften unterliegen, angleichen und gleichzeitig andere Märkte dazu bringen, eigene Kohlenstoffsteuern zu entwickeln“, erläutert Ambachtsheer. Derweil würden EU-Unternehmen, die zuerst ihren Treibhausgasausstoß reduzieren, einen Wettbewerbsvorteil erlangen, da sie ihre immer wertvoller werdenden Emissionsrechte verkaufen können.

 

Insgesamt erfordert der Klimawandel strukturelle Veränderungen und ehrgeizige Maßnahmen. „Diese müssen der Tatsache Rechnung tragen, dass wir in einer vernetzten Welt leben“, betont Ambachtsheer. Daher können sie nicht losgelöst von Geopolitik, Ernährungssicherheit, biologischer Vielfalt oder auch der öffentlichen Gesundheit betrachtet werden. „58 Prozent der Infektionskrankheiten, mit denen die Menschheit weltweit konfrontiert ist, wurden laut der Zeitschrift Nature in irgendeiner Weise durch klimatische Gefahren begünstigt.“

Wie Anleger am Wandel teilhaben können

Ulrik Fugmann, BNPP AM

Anleger können von der nachhaltigen Dynamik profitieren, indem sie in die wichtigsten technologischen Triebkräfte für eine widerstandsfähige Wirtschaft investieren. „Nachhaltigkeit und Effizienz sind der Kern des Versprechens der Industrie 4.0“, sagt Ulrik Fugmann, Co-Leiter Umweltstrategien bei BNP Paribas Asset Management. Wie bei früheren industriellen Revolutionen werde diese auf der Grundlage einer Infrastrukturplattform entstehen – basierend auf Fortschritten im Bereich der vernetzten Fabrik, autonomen Systemen, 3D-Druck und maschinellem Lernen. „Die Kombination dieser Technologien könnte eine immer effizientere Nutzung von Kapazitäten und Ressourcen ermöglichen“, sagt Fugmann.

Wie schnell diese Entwicklung gehen könne, dürfe man nicht unterschätzen, sagt Fugmann und gibt ein Beispiel: „Die Internationale Energieagentur (IEA) rechnete 2012 damit, dass die weltweite Solarenergieerzeugung im Jahr 2030 bei 550 Terrawattstunden (TWh) erreichen würde – im Jahr 2021 waren es bereits über 1.000 TWh.“

Trotz dieser positiven Aussichten stehen Investoren, die sich am nachhaltigen Wandel beteiligen möchten, vor Herausforderungen. Dazu gehört, das Ausmaß sowie die Verflechtung der Herausforderungen und Chancen zu verstehen – und die Unternehmen aus den Zukunftsbranchen zu finden, die wachsen und erfolgreich sein werden.

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