Das Analysehaus Ascore hat Scoring-Ergebnisse von insgesamt 49 Lebensversicherungsgesellschaften in den Bereichen Einkommenssicherung sowie Pflege- und Todesfallabsicherung veröffentlicht.
Neun Produkt-Scorings
Aktualisiert wurden dabei gleich mehrere Produkt-Scorings. In der Einkommenssicherung stehen aktualisierte Ergebnisse für die Produktarten Berufsunfähigkeit, Berufsunfähigkeitszusatz, Berufsunfähigkeit Direktversicherung, Dread Disease, Erwerbsunfähigkeit sowie Grundfähigkeiten zur Verfügung. Hier wurden insgesamt 319 Tarife aktualisiert oder neu aufgenommen. In der Pflege- und Todesfallabsicherung wurden in den Bereichen Risikoleben, Sterbegeld und Pflegerente 125 Tarife berücksichtigt. In Kürze sollen laut Ascore weitere 39 Tarife hinzukommen, bei denen zum Zeitpunkt der Veröffentlichung die Freigabe der Gesellschaften fehlte.
So funktioniert die Methodik
Die Bewertung erfolgt anhand definierter Kriterien und Benchmarks. Letztere orientieren sich am Durchschnitt der analysierten Tarife. Die Benchmarks können um eine von Ascore festgelegte Toleranz über- beziehungsweise unterschritten werden. Wird die Hürde unter Berücksichtigung der Toleranz erfüllt, erhält der Versicherer jeweils einen Punkt. Wie gut der vorgegebene Maßstab erfüllt wird, bleibt unberücksichtigt. Wird die Messlatte verfehlt, vergeben die Analysten keine Punkte. Das Unterschreiten einer Benchmark kann auch nicht durch ein Übererfüllen bei einem anderen Kriterium kompensiert werden.
Die Kriterien werden in Score-relevante und sogenannte Individual-Research-Kriterien unterteilt. Während die Score-relevanten Kriterien die Bewertung maßgeblich beeinflussen, ergänzen die IR-Kriterien den Katalog um weiterführende, spezifische Themen, so die Studienautoren. Dabei verzichtet Ascore nach eigener Aussage bewusst auf Gewichtungsfaktoren. Unklar bleibt, wie viele Kriterien einbezogen wurden. Die Skalierung erfolgt durch eine Umrechnung der erreichten Punktezahl in Kompasse. Dabei bedeuten sechs Kompasse – Herausragend, fünf Kompasse – Ausgezeichnet, vier Kompasse – Sehr gut, drei Kompasse – Gut, zwei Kompasse – Ausreichend, ein Kompass – Schwach.
Anbieterfreundliche Benotung
Diese Einteilung muss als anbieterfreundlich bezeichnet werden, entspricht sie doch nicht der üblichen Benotungssystematik. In der Folge gehören bei der Vielzahl von vermeintlich „herausragenden“ und „ausgezeichneten“ Tarifen „sehr gute“ und „gute“ Produkte bei Ascore regelmäßig schon zu den vergleichsweise schwächeren im Markt. Das aktuelle Rating bildet hier keine Ausnahme. Diese Vorgehensweise ist erfahrungsgemäß den eigenen Vermarktungsabsichten der Untersucher geschuldet. Von Ascore ausgezeichnete Versicherer können kostenpflichtige Siegel zu Marketing- und Vertriebszwecken erwerben.
Zahlreiche Anpassungen in der Abfragen
Für den diesjährigen Jahrgang wurden die Scorings umfangreich überarbeitet. Die wichtigsten Anpassungen im Überblick:
• Erweiterte Gesundheitsfragen im Antragsprozess: Bisher beschränkten sich die überprüften Gesundheitsfragen im Antragsprozess auf allgemeine ambulante und stationäre Informationen. Ab sofort werden jedoch detailliertere Angaben zu schwerwiegenden Krankheiten wie Krebs, bestehenden Beschwerden, Drogenkonsum und laufenden Behandlungen abgefragt. Zudem werden nun auch Informationen zur Einnahme von Medikamenten sowie zu möglichen vorherigen Ablehnungen oder mit Erschwernissen angenommen Verträgen übergreifend in der Lebensversicherung abgefragt.
• Verbesserte Nachversicherung und konkrete Verweisung: Eine weitere wesentliche Änderung betrifft die Nachversicherung. Hier sind die Ereignisse aktualisiert worden, weiterhin werden die Altersgrenzen expliziter erfragt und die Anzahl der aufgelisteten Ereignisse. Weitere Aktualisierungen betreffen die konkrete Verweisung. Hier sind Kriterien aufgeteilt worden und es sind weitere dazugekommen. So wird jetzt erfragt, ob auf eine konkrete Verweisung verzichtet wird, auch vielleicht nur für gewisse Berufsgruppen.
• Umorganisation bei Selbstständigen: Auch bei der Umorganisation für Selbstständige sind Kriterien, für eine bessere Genauigkeit der Beantwortung der Fragen, gesplittet worden. Auch hier wird jetzt erfragt, unter welcher Voraussetzung die Versicherungsgesellschaft auf eine Umorganisation verzichtet.
Die Ergebnisübersicht
Ascore veröffentlichte von sieben der neun Produktgruppen Ergebnisübersichten. Sie zeigen das für das Analysehaus typische Bild stets hervorragender Ergebnisse. Schlechte Tarife gibt es demnach überhaupt nicht. Mit „Ausreichend“ werden gerade mal zwei Offerten in der Risikolebensversicherung bewertet. In fünf Scorings ist gar die Note „Sehr Gut“ die schwächste vergebene Bewertung.
In der wohl wichtigsten Produktart der Berufsunfähigkeitsversicherung für Angestellte und Selbstständige wurden folgende Unternehmen bei mindestens einem Tarif mit sechs Kompassen ausgezeichnet: Alte Leipziger, Baloise, Continentale, Dialog, Gothaer, Hannoversche, HDI, Nürnberger, Swiss Life, Volkswohl Bund und Zurich. Die Scoring-Ergebnisse aller bei hinterlegten Tarife, sortiert nach Gesellschaften, können hier eingesehen werden.

