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Schwellenländer in der Pandemie Asiens Wirtschaft wieder auf dem Höhenflug

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Statt Corona-Ampel herrscht dort nun Party-Alarm. Nach einem monatelangen Leben unter harten Quarantäne-Regeln holen die Menschen nach, was sie an Feiern verpasst haben. Das Nachtleben blüht nicht nur im einstigen Epizentrum der Pandemie wieder auf, im ganzen Land feiern die Menschen ausgelassen und ohne Abstandsvorschriften.

Dass damit der heimische Konsum genauso wie der Dienstleistungssektor wieder in Schwung kommt, liegt auf der Hand. Während in vielen westlichen Chefetagen die Sorgenfalten zunehmen, breitet sich an der Spitze chinesischer Unternehmen statt Corona-Viren gute Laune aus. Die Konjunktur-Barometer zeigen aktuell steil nach oben. So fällt die Stimmung im herstellenden Gewerbe so gut aus wie seit einem Jahrzehnt nicht mehr. Der Einkaufsmanagerindex des Wirtschaftsmagazins „Caixin“ kletterte im November auf den höchsten Stand seit 2010. Damit stieg der Indikator den siebten Monat in Folge. Konkret demonstriert die Beschäftigungslage den Aufwärtstrend. Die Zahl der Arbeitsplätze legte im November so stark zu wie zuletzt im Mai 2011.

Das Lächeln der Führungskräfte wird schon seit dem zweiten Quartal vergangenen Jahres zunehmend breiter, weil die Wirtschaft seitdem mit raschen Zuwächsen glänzte und dieser Aufschwung kein Ende fand. Die Exporte der hinter den USA zweitgrößten Ökonomie der Welt schossen im November gegenüber dem Vorjahr um 21,1 Prozent nach oben. Das Tempo nimmt dabei noch zu. Im Oktober hatten sich die Ausfuhren im Jahresvergleich nur um 11,4 Prozent beschleunigt. Die Exporteure im Reich des Drachen profitieren wohl auch von der unterbrochenen Produktion in den Fabriken vieler anderer Länder.

Dass neben der inländischen Erholung die Corona-bedingte hohe Auslandsnachfrage für den enormen Konjunkturschub verantwortlich ist, bestätigt Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank: „All die Waren, die von uns in Corona-Zeiten besonders kräftig nachgefragt werden, kommen überwiegend aus China.“ Die Bandbreite der Produkte, die europäische und amerikanische Konsumenten derzeit verstärkt nachfragen, reicht von Schutzmasken über Möbel bis hin zu elektronischen Gütern wie Handys.

Die chinesische Wirtschaft kommt somit ordentlich auf Touren. Der IWF beziffert selbst für das Krisenjahr 2020 den Zuwachs des Bip mit 1,9 Prozent. Keine andere nennenswerte Volkswirtschaft konnte dieses Kunststück vollbringen, überall sonst stehen Minuszeichen vor der prozentualen Wirtschaftsentwicklung. Union-Investment-Vorstand Jens Wilhelm bestätigt: „China ist die einzige große Volkswirtschaft, die zurzeit eine V-förmige Erholung erlebt.“

Nach Einschätzung der IWF-Analysten handelt es sich lediglich um das Vorspiel. Gigantische 8,2 Prozent Wachstum sagen sie für dieses Jahr voraus. China allein sorgt damit für mehr als ein Drittel der weltweiten Produktionszunahme. Viele Analysten deuten in die gleiche Richtung: „2021 wird Asien-Jahr“, „Weltwirtschaft erholt sich dank China schneller“, „Schwellenländer werden die Gewinner sein“, „Beginn der asiatischen Dekade“, „China auf der Pole-Position“. Die Liste ließe sich nahezu beliebig fortsetzen.

Zu den außergewöhnlichen Konjunkturdaten kommt bei vielen Schwellenländern noch eine solide Kassenlage, insbesondere verglichen mit den meist hoch verschuldeten Industriestaaten (siehe Grafik). Der IWF prognostiziert Schwellenländern für das Jahr 2025 Staatsschulden in Höhe von 69 Prozent des Bip. In den Industriestaaten sollen diese den Experten zufolge bei 124 Prozent liegen.

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Auch für Tilmann Galler, Kapitalmarkt-Stratege bei J.P. Morgan Asset Management, sind es nicht zuletzt Asiens Schwellenmärkte, die nach einem „Annus horribilis“ neue Hoffnung geben. Der Blick nach Fernost zeige, so der Experte, dass die Erholung erst richtig erfolgen könne, wenn die Pandemie vollständig zurückgedrängt sei: „Vor allem China liegt beim Bip bereits über dem Vorkrisenniveau.“ Um noch viele Jahre sicher auf der Erfolgs-Schiene zu bleiben, versucht die Führung in Peking bereits, die Weichen für weitere Fortschritte zu stellen.

Zu dem weltumspannenden Handelsnetz Seidenstraße und der Asiatischen Entwicklungsbank gesellt sich mit der größten Freihandelszone des Planeten nun der nächste Meilenstein. China hat es geschafft, nach langjährigen Verhandlungen mit 14 anderen Asien-Pazifik-Staaten die RCEP zu schmieden, die 2,2 Milliarden Menschen und rund ein Drittel der weltweiten Wirtschaftsleistung umfasst.

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