Service statt Sachversicherung Assekuradeur ersetzt Versicherer: So will Wefox aus den roten Zahlen kommen
Turbulentes Jahr für den Versicherungsmakler Wefox Germany und den Versicherer Wefox Insurance (vorher One Versicherung), die beide unter dem Dach der Wefox Holding operieren. Erst nährten Medienberichte über Massenentlassungen Sorgen um Wefox‘s Geschäftsmodell. Die Berichte seien „unwahr“, kommentierte Wefox auf Nachfrage von DAS INVESTMENT.
Anschließend konnte das Insurtech in einer Finanzierungsrunde insgesamt 110 Millionen US-Dollar an Eigen- und Fremdkapital einsammeln. Die Hälfte der Summe stellten die Großbanken J.P. Morgan und Barclays als flexible Kreditlinie bereit. Weitere 55 Millionen US-Dollar brachten bestehende und neue Investoren als Eigenkapital ein.
Wefox Insurance: 32,1 Millionen Euro Verlust
Wie tief Wefox Insurance in den roten Zahlen steckt, wurde im April bekannt. Der Verlust sei von 22,4 Millionen auf 32,1 Millionen Euro gestiegen, zitierte Handelsblatt aus den Solvenz- und Geschäftsberichten 2022.
Um das Unternehmen aus den roten Zahlen zu führen, holte Wefox im Frühjahr einen ehemaligen Vertriebsexperten der Swiss Life an Bord: Günther Blaich steuert und verantwortet nun als Deutschland-Chef die Geschäfte hierzulande. Er wolle sich insbesondere auf die Pflege der Beziehungen zu Versicherungsvermittlern fokussieren, erklärte Blaich bei seinem Antritt. Wefox ist eines der wenigen Insurtechs weltweit, das auf den persönlichen Vertrieb setzt.
Hallo, Herr Kaiser!
Wefox wird Assekuradeur
Der neue Chef werde „unser Deutschlandgeschäft bis 2024 zu nachhaltigen Erträgen und Profitabilität zu führen," versprach Wefox-Chef Julian Teicke. Nun kündigt Blaich eine erste Maßnahme an.
Das Insurtech soll in Deutschland auch als Managing General Agent (MGA), also als Assekuradeur operieren. Im Gegensatz zu einem Vollversicherer, der eine eigene Lizenz besitzt, übernimmt ein Assekuradeur zwar die meisten Tätigkeiten eines traditionellen Versicherers, arbeitet jedoch mit einem Drittversicherer zusammen, der das Risiko absichert. Erste Gespräche mit potenziellen Versicherungspartnern aus dem Sachversicherungs-Bereich laufen bereits, sagt Blaich.
Neben der Tätigkeit als Servicedienstleister (MGA) für Versicherungsunternehmen fokussiert sich Wefox in Deutschland ab sofort stärker auf das Vermittlungsgeschäft und die Weiterentwicklung der integrierten Vertriebs- und Versicherungsplattform.
Sachversicherung: Verträge laufen aus
Im Gegenzug wird Wefox die Versicherungsaktivitäten von Wefox Insurance in Deutschland reduzieren, um „nicht mehr als Mitwettbewerber zu potenziellen Drittversicherungspartnern aufzutreten“, so Blaich. Wefox Insurance beschränkt sich ab sofort auf spezielle Produktkategorien, wie Kurzabsenz-Policen in der Schweiz und E-Bike Versicherungen sowie Kfz-Versicherungen in ausgewählten Ländern. Bestehende Verträge im Bereich der Sachversicherung lässt Wefox nach eigenen Angaben ohne Verlängerung auslaufen.
Mit der Ausweitung der Vertriebsplattform und der bevorstehenden Assekuradeur-Gründung will Wefox sein „starkes Engagement im deutschen Markt“ unterstreichen. „Dieser strategische Schritt ermöglicht uns, unsere erfolgreiche Arbeit im Bereich Embedded Insurance fortzuführen und gleichzeitig die Servicierung unserer Versicherungspartner zu intensivieren“, sagt Blaich. Damit wäre man in der Lage, „Vermittlern und gemeinsamen Kunden die optimalen Lösungen aus der gesamten Bandbreite des Marktes anzubieten“.