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Von in Nachhaltigkeit, ESG & SRILesedauer: 6 Minuten
Symbole zum Thema ESG, Mann sitzt vor Laptop
In der Untersuchung wurde nur vereinzelte Aspekte des ESG-Rahmenwerks betrachtet. Das Thema Unternehmensführung spielte keine Rolle. | Foto: Imago Images / Panthermedia

Das Analysehaus Assekurata hat in einer eigenen Nachhaltigkeitsstudie die Entwicklung deutscher Versicherungsunternehmen in einzelnen ESG-Bereichen untersucht. Die im dritten Quartal 2024 durchgeführte Analyse von 29 Unternehmen bezieht sich auf die Geschäftsjahre 2022 und 2023. Die Studie basiert auf freiwilligen Datenmeldungen der Unternehmen per Fragebogen sowie Informationen aus den Ratingprozessen von Assekurata. Mehr Informationen gibt es in der Detailauswertung.

Der Fokus der untersuchten Parameter lag laut der Autoren dabei im sozialen Bereich auf Diversität, Arbeitsumfeld und Personalentwicklung, während bei den Umweltdaten Emissionen, Wasser- und Papierverbrauch sowie das Abfallaufkommen im Mittelpunkt standen. Das Nachhaltigkeitskriterium Governance wurde nicht berücksichtigt. Offen bleibt, wieso Assekurata diese Schwerpunkte wählte. Insgesamt liefert die Untersuchung damit nur ein fragmentiertes Bild der Branche in Bezug auf die eigenen Nachhaltigkeitsbemühungen.

Deutliche Fortschritte beim Papierverbrauch

Die Auswertung des Papierverbrauchs zeigt signifikante Veränderungen zwischen den Jahren 2022 und 2023. Der durchschnittliche Verbrauch an Druck- und Kopierpapier verzeichnete einen Rückgang um 13,89 kg pro Vollzeitarbeitskraft (FTE=Full-Time-Equivalent). Auch sank der Gesamtpapierverbrauch pro FTE, ein positiver Trend für papierärmere Prozesse, heißt es in dem Beitrag zur Studie. Die Zunahme des Anteils an Recyclingpapier deute zudem auf einen stärkeren Fokus auf nachhaltige Materialien hin.

Bei Briefumschlägen und Versandhüllen blieb der Verbrauch weitgehend konstant. Besonders positiv entwickelte sich der Verbrauch von Hygienepapier, für die Analysten ein Hinweis auf die Implementierung nachhaltigerer Praktiken in den Unternehmen. Besonders auffällig sei auch der Rückgang beim Verbrauch von Prospekten und Werbematerialien. Assekurata liefert zu diesen Entwicklungen einige statistische Werte, allerdings keine leicht vergleichbaren Mittelwerte.

 

Reduzierter Papierverbrauch senke nicht nur die Kosten, sondern sei auch ein wichtiger Beitrag zur ökologischen Nachhaltigkeit. Haupttreiber des Engagements für effizientere und umweltfreundlichere Arbeitsweisen mit weniger Papierbedarf sei die fortschreitende Digitalisierung, zum Beispiel in der Kommunikation, die immer mehr für papierlose Büros sorgt. Laut Autorin und Analystin Verena Lemesch kann der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) den Trend zur Förderung nachhaltiger Praktiken in den Häusern noch verstärken. Konkret nennt sie die Automatisierung von Prozessen, optimierte interne Kommunikation und eine bessere Ressourcenplanung. Alls das zahle auf einen geringeren ökologischen Fußabdruck ein.

Geschlechterdiversität: Fortschritte in mittleren Führungsebenen

Ein weiteres Thema der Untersuchung war die Entwicklung der Geschlechtervielfalt in Führungspositionen. Die Ausgangsthese hierzu ist laut Assekurata, dass Unternehmen mit höherem Frauenanteil in der Führung nachweislich erfolgreicher und innovativer sind. Eine Studie der Credit Suisse aus dem Jahr 2019 belege, dass eine höhere Geschlechtervielfalt in Unternehmensführungen mit besserer Kapitalrendite und einer stärkeren ESG-Performance einhergeht. Solche Unternehmen wiesen zudem eine höhere Mitarbeiterzufriedenheit auf.

Der „Gender Diversity Index 2023“ der Boston Consulting Group wiederum, zeige, dass Gender-Diversität im Topmanagement von Organisationen auch mit einem aktiveren Engagement für Klimaschutz verknüpft ist. Daher setzten viele Unternehmen verstärkt auf Maßnahmen zur Erhöhung des Frauenanteils in der Führung, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben und ein integratives Arbeitsumfeld zu schaffen.

Konkret zeigen die Daten besonders in den mittleren Führungsebenen (F2 und F3) positive Entwicklungen. Die F3-Ebene sticht dabei besonders hervor: Hier stieg der Frauenanteil im Durchschnitt um 4,35 Prozentpunkte von 37,52 auf 41,87 Prozent. In der obersten Führungsebene (F1) blieb der Anteil hingegen praktisch unverändert. Der Mittelwert ist laut Abfrage hier mit 22,03 Prozent im vergangenen Jahr im Vergleich auch deutlich geringer. Insofern herrsche auf der obersten Hierarchieebene auch am meisten Handlungsbedarf.

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Kulturelle Diversität als Erfolgsfaktor

Die Studie betont auch die wachsende Bedeutung kultureller Diversität. Ein inklusives Arbeitsumfeld, das kulturelle Vielfalt wertschätzt, könne die Innovationskraft stärken und die Zufriedenheit sowie das Engagement der Mitarbeitenden steigern. Eine McKinsey-Analyse von 2023 zeige, dass Unternehmen, die kulturelle Vielfalt fördern, eine höhere Mitarbeitendenzufriedenheit und Produktivität erreichen. „Daher ist es entscheidend, Programme und Maßnahmen zu entwickeln, die kulturelle Vielfalt aktiv unterstützen und für gleiche Chancen und Anerkennung aller Mitarbeitenden sorgen“, so Assekurata-Analystin Lemesch.

Probleme bei der Erfassung von Scope-3-Emissionen

Als problematisch erweist sich aus Assekurata-Sicht weiterhin die Erfassung der sogenannten Scope-3-Emissionen. Diese indirekten Emissionen, die durch Lieferketten und Dienstleister entstehen, würden auf Kennzahlenebene häufig nur lückenhaft erfasst, da diese Emissionen komplexe und oft schwer zu quantifizierende indirekte Auswirkungen umfassen.

Der Umstand, der vor allem auf mangelnder Datenverfügbarkeit beruht, könnte die Aussagekraft der eigenen Nachhaltigkeitsberichterstattung der Versicherer einschränken. Die unzureichende Datenqualität könnte im ungünstigsten Fall laut Assekurata dazu führen, dass die Nachhaltigkeitsberichte im Rahmen der EU-Richtlinie CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive) nicht mit einer eingeschränkten Prüfung abgenommen werden, da relevante Emissionsquellen fehlen.

Quelle: Assekurata Assekuranz Rating-Agentur

Regulatorische Herausforderungen

Ein besonders kritischer Punkt dabei: Nur 10 Prozent der untersuchten Versicherer gaben sowohl 2022 als auch 2023 die Emissionen aus ihren Investments als Teil ihrer Treibhausgasbilanz an. Dies sei besorgniserregend, da Kapitalanlagen typischerweise für über 90 Prozent der gesamten Scope-3-Emissionen verantwortlich sind. Viele Versicherer erfassen zwar die Treibhausgas-Emissionen ihres Portfolios, rechnen sie aber nicht ihrer originären Klimabilanz zu, sondern berichten sie separat, so Lemesch. Da die Investitionen einen Teil der Klimabilanz nach dem „Green House Gas Protocol“ bilden, müssen sie aber in den CSRD-Berichten regelmäßig an dieser Stelle mitbilanziert werden.

Für kleinere Unternehmen mit weniger als 750 Mitarbeitenden gibt es im ersten Berichtsjahr noch eine Übergangsregelung bezüglich der Scope-3-Emissionen, wie die Analysten mitteilen. Diese soll den Unternehmen ermöglichen, die erforderlichen Prozesse und Daten für eine vollständige Berichterstattung aufzubauen.

Positive Aussichten, aber unklare Umsetzung

Insgesamt werde es für Versicherer immer wichtiger, ihre Nachhaltigkeitsleistung genau zu verstehen – nicht nur, um den steigenden Erwartungen von Öffentlichkeit, Kunden und Aufsichtsbehörden gerecht zu werden, sondern auch, um ihre Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Wie Analystin Lemesch betont, bleibt die korrekte Erfassung und Validierung von Nachhaltigkeitsdaten dabei die zentrale Herausforderung. Die European Sustainability Reporting Standards (ESRS) und die CSRD böten jedoch eine solide Grundlage, um diese Herausforderungen zu meistern und die Nachhaltigkeitsberichterstattung kontinuierlich zu verbessern. Unklar lässt die Untersuchung, wie dies gelingen soll, wenn wichtige externe Daten unzugänglich bleiben.

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