Tagegeld und Kostenversicherung Pflegekosten: Mit privater Zusatzversicherung zum Vollkasko-Schutz
Viele Verbraucher hierzulande wissen mittlerweile, dass die gesetzliche Pflegeversicherung im Ernstfall nur einen Teil der tatsächlich anfallenden Kosten abdeckt. Laut dem Verband der Ersatzkassen beträgt diese Lücke im stationären Bereich durchschnittlich 2.468 Euro. „2019 hatte die Differenz noch bei 1.928 Euro gelegen“, erklärt Alexander Kraus. Bei ambulanter Fachpflege beträgt sie je nach Pflegegrad zwischen 375 und 2.100 Euro, so der Senior-Analyst bei der Rating-Agentur Assekurata.
Doch die privaten Krankenversicherer in Deutschland bieten Zusatzversicherungen an, mit denen die Kunden ihr individuelles Pflegerisiko bedarfsgerecht absichern können: Zu bezahlbaren Preisen sind mit diesen Produkten vollständig für den Pflegefall abgesichert. Zu diesem Ergebnis kommt Assekurata in einer aktuellen Studie. Wer sich für eine solche Police interessiert, sollte demnach neben dem Preis aber vor allem die Qualität der Anbieter und ihrer Vertragsbedingungen beachten.
Pflegelücke mit Versicherungen schließen
In ihrer 26-seitigen Studie „Absicherung im Pflegefall – Mit der Pflegezusatzversicherung zur Pflegevollversicherung“ untersuchen die Kölner Analysten unterschiedliche Policen und geben Tipps, worauf Kunden beim Abschluss einer Pflegezusatzversicherung achten sollten. Zudem ermittelten sie anhand von Rechenbeispielen, wie hoch die monatlichen Beiträge einer Zusatzversicherung je nach Eintrittsalter ausfallen, um die bestehende Pflegelücke damit zu schließen.
Das Ausmaß des finanziellen Problems für Bewohner eines Pflegeheims unterscheidet sich je nach Wohnort: Weil die Leistungen der gesetzlichen Pflegeversicherung bundesweit einheitlich sind, schwankt der Eigenanteil erheblich. Um diese Pflegelücke zu schließen, bieten die Versicherer drei Produkte zur zusätzlichen Privatvorsorge an: Die Pflegekostenversicherung beziehungsweise die Pflegetagegeldversicherung, zu der auch die staatlich geförderte Pflegezusatzversicherung (Pflege-Bahr) gehört.
Pflegetagegeld ist besonders flexibel
Am flexibelsten leistet die Pflegetagegeldversicherung. Hier kann der Kunde die Höhe des Tagegelds frei wählen und die Leistung ohne erneute Gesundheitsprüfung zu bestimmten Anlässen oder Zeitpunkten erhöhen. Um die Inflation auszugleichen, sollten Kunden laut Kraus eine Beitrags-Dynamik vereinbaren. Marktweit am gängigsten ist hierbei die Option, das bestehende Tagegeld alle drei Jahre um 10 Prozent zu erhöhen. Diese Regelung bietet aktuell rund ein Drittel der Anbieter an.
Trotz geeigneter Produkte stagnierten die Bestandszuwächse in der Pflegezusatzversicherung in den vergangenen Jahren: Bis Ende 2021 hatten erst rund 5,3 Prozent der Bevölkerung in Deutschland beziehungsweise 4,4 Millionen Personen eine zusätzliche Absicherung für den Pflegefall abgeschlossen. Ein Grund für diese Zurückhaltung ist nach Angaben der Studienautoren, dass viele Verbraucher die zusätzlichen Kosten einer privaten Pflegeversicherung scheuen.
So stark variieren die Policen-Beiträge
Konkrete Daten nennt Assekurata in seiner Studie. Hierfür wurden für unterschiedliche Eintrittsalter die Beiträge für eine Pflegekostenversicherung und drei Pflegetagegeldtarife erhoben. Um die durchschnittlich bestehende Pflegelücke zu decken, wurde hierbei beim Pflegekostentarif die Verdoppelung der gesetzlichen Leistung und bei den Pflegetagegeldtarifen eine Leistung von monatlich 2.400 Euro bei stationärer Pflege in den Pflegegraden 2 bis 5 vorausgesetzt.
Hallo, Herr Kaiser!
Aufgrund der höchst unterschiedlichen Leistungen je nach Pflegegrad – speziell bei ambulanter Pflege – unterscheiden sich auch die Tarifbeiträge teilweise erheblich. Die Spannbreite reicht hier von einem vergleichsweise günstigen Basistarif bis hin zu einer Maximallösung, die im oberen Preissegment liegt. Hierbei leistet der Tarif sowohl bei ambulanter als auch bei stationärer Pflege immer 100 Prozent des Tagegeldes, heißt es von Assekurata weiter.
Monatsbeitrag zur Pflegezusatzversicherung für die
Absicherung der vollen Pflegelücke bei Abschluss ...
Grundsätzlich lässt sich die Pflegelücke also zu vergleichsweise niedrigen Prämien absichern. So kann ein 25-Jähriger bereits ab einem Monatsbeitrag von 37 Euro eine Pflegetagegeldversicherung abschließen, die ihr Budget bei ambulanter Pflege nahezu verdoppelt und die derzeitige durchschnittliche Pflegelücke von mehr als 2.000 Euro bei stationärer Pflege schließt. Selbst im Alter von 55 Jahren ist dieses Absicherungsniveau noch für 132 Euro pro Monat zu haben.
Früher Einstieg in die private Vorsorge lohnt sich
Grundsätzlich gilt: Je früher die Pflegezusatzversicherung abgeschlossen wird, desto günstiger ist sie auch über die gesamte Vertragslaufzeit für den Kunden. Für einen Abschluss in jungen Jahren spricht für die Studienautoren auch die Tatsache, dass die Anbieter im Fall von Vorerkrankungen einen Risikozuschlag auf den monatlichen Grundbeitrag erheben können. Im schlimmsten Fall könne sie sogar den Antrag ablehnen.
„Am Ende sollten Interessenten nicht nur bei der Bedarfsermittlung, sondern auch bei der konkreten Produktauswahl auf fachkundige Beratung zurückgreifen“, empfiehlt Kraus. „Denn die Ursachen für Beitragsunterschiede sind vor allen Dingen im Leistungsversprechen der Tarife zu suchen. Daher gilt es auch beim Abschluss von Pflegezusatzversicherungen nicht nur auf den Preis, sondern auch auf die Bedingungen zu achten.“
Pflegetagegeld-Preisvergleich schwieriger
„Aufgrund der in der Regel langen Laufzeit und der hohen Zinsabhängigkeit sollte bei der Suche nach der passenden Pflegezusatzversicherung auch die Qualität des Anbieters kritisch beleuchtet werden“, sagt Assekurata-Chef Reiner Will. „In unsere Tarifanalysen von Pflegetagegeldversicherungen fließen neben den Tarifbedingungen auch die Sicherheiten in den Rechnungsgrundlagen, wie zum Beispiel der angesetzte Rechnungszins, ein.“