Assekurata-Studie zur Zinszusatzreserve „Großer Kraftakt für deutsche Lebensversicherer“
Die Aussichten für die Anbieter von Lebensversicherungen (LV) in Deutschland haben sich zuletzt etwas aufgehellt, berichtet die Kölner Ratingagentur Assekurata. Maßgeblich hierzu beigetragen hätten die hohen Solvenzquoten, solide Beiträge des Neugeschäfts und insbesondere die veränderten Modalitäten bei der Bildung der Zinszusatzreserve (ZZR).
Mit dem Ziel, Garantieversprechen aus der Vergangenheit langfristig erfüllen zu können, hat die LV-Branche der ZZR seit ihrer Einführung vor acht Jahren bereits rund 65 Milliarden Euro zugeführt. Hierdurch konnten die Unternehmen die durchschnittliche Garantiezinsanforderung zum 31. Dezember von nominell 2,75 auf effektiv 1,90 Prozent (nach ZZR) senken.
„Vor dem Hintergrund der beachtlichen Wirkung der ZZR sollte allerdings nicht außen vor bleiben, dass ihre Finanzierung in den vergangenen Jahren einen großen Kraftakt für die deutschen Lebensversicherer bedeutete“, kommentiert Assekurata-Experte Lars Heermann. „Ohne massive Auflösungen von Bewertungsreserven aus der Kapitalanlage wäre dies vielfach nicht möglich gewesen.“
Finanzierung der Zinszusatzreserve (ZZR)
„Allein die dafür angefallenen Transaktionskosten dürften sich auf gut eine halbe Milliarde Euro summieren“, schätzt Heermann. „Noch schwerer wiegt allerdings der Umstand, dass das Geld über die Jahre nur zu durchschnittlich etwa 1,5 bis 2,0 Prozent neu angelegt werden konnte, und dies mit stark rückläufiger Tendenz“, so der Bereichsleiter Analyse und Bewertung.

Im Zuge dieser Entwicklungen stellte sich bereits seit einigen Jahren die Frage, wie lange einzelne Lebensversicherer unter den schwierigen Zins- und Garantiebedingungen überhaupt noch bilanziell durchhalten können, zumal die ZZR-Zuführungen methodisch bedingt selbst bei steigenden Zinsen am Kapitalmarkt weiterhin neue Rekordbeträge abgefordert hätten.
Versicherer müssen weitere Zuführungen leisten
Mit der Einführung der sogenannten Korridormethode habe der Gesetzgeber im Oktober 2018 „in Sachen ZZR-Methodik neue Fakten geschaffen und den Unternehmen zugleich eine valide Planungsperspektive verschafft“. Trotz der geänderten Modalitäten werden die meisten Versicherer aber in den kommenden Jahren weitere Zuführungen zur ZZR leisten müssen.
„Für dieses Jahr rechnen wir in Anbetracht des abermals gesunkenen Zinsniveaus derzeit mit einer Nettozuführung von 9 Milliarden Euro“, erklärt Heermann. „Insgesamt wird die Branche bei anhaltendem Niedrigzins bis zum Jahr 2024 einen ZZR-Bestand von knapp 100 Milliarden Euro aufbauen, gegenüber mehr als 150 Milliarden nach bisheriger Methodik.“