Unter Inflationsdruck Damit haben die Kapitalanleger der Versicherer nicht gerechnet
Ein Großteil der deutschen Versicherungswirtschaft schätzt die Zinsentwicklung einigermaßen realistisch ein, hat den Rekordschritt der Europäischen Zentralbank (EZB) beim Leitzins aber nicht vorhergesehen. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Umfrage der Rating-Agentur Assekurata. Zwar liegt die durchschnittliche Prognose bei 0,13 Prozent und somit überwiegend im positiven Bereich, einzelne Teilnehmer rechneten jedoch auch mit einem negativen Leitzins.
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An der Online-Umfrage, die im Zeitraum von April bis Mai durchgeführt wurde, nahmen diesmal 32 Gesellschaften teil. Zwei von ihnen liegen mit ihrer Prognose von 0,5 Prozent zumindest nah dran am heutigen Stand des Leitzinses. Um die Inflationsentwicklung im Euroraum zu bremsen, erhöhten die Zentralbanker vor wenigen Tagen den Leitzins um 75 Basispunkte auf 1,25 Prozent.
„Nach Jahren der Nullzinspolitik und nicht zuletzt durch die während der Pandemie weiter sinkenden Zinsen hatten sich die Kapitalanleger in den vergangenen zwei Jahren äußerst pessimistisch zu den Zinserwartungen geäußert“, erläutert Assekurata-Analystin Romina Röpke das große Bild. Mehr als zehn Jahre sank der Zins kontinuierlich und prägte die Niedrigzinsphase. Ein Umstand, welcher der Versicherungswirtschaft und insbesondere den Lebensversicherern stark zusetzte. Nachdem der Leitzins 2016 von der EZB auf null Prozent gesenkt und das Zinsniveau 2020 während der Covid-19-Pandemie einen neuen Tiefpunkt erreicht hatte, schien eine baldige Zinswende vor einem Jahr noch kaum vorstellbar.