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Assenagon-Chefökonom Friedhofsruhe an den Devisenmärkten?

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Das ist ein positives Ergebnis. Es zeigt, dass sich der Auf­wand, eine Gemeinschaftswährung zu bauen, gelohnt hat. Es spricht dafür, dass wir – außer in ganz großen Krisen – auch in Zukunft weniger Turbulenzen an den Devisenmärk­ten haben werden.

Der zweite Grund ist, dass sich die den Wechselkurs beeinflussenden positiven und negativen Faktoren derzeit in etwa die Waage halten. Für einen starken Dollar spricht das hohe Wirtschaftswachstum in den USA (auch wenn es sich abschwächt). Dazu kommen die höheren Zinsen. Der Abstand zu Europa beträgt inzwischen 2,5 Prozentpunkte. So groß war er noch selten. An den Aktienmärkten schlägt der S&P 500 den DAX oder den EURO STOXX um Längen. Das führt natürlich zu Kapitalbewegungen in die Vereinigten Staaten. Schließlich spielen für den Euro/Dollar-Kurs auch die Uneinigkeit und die mangelnde Handlungsfähigkeit der europäischen Regierungen eine Rolle.

Gäbe es nur diese Faktoren, müsste der Euro/Dollar schnell auf Parität oder sogar darunter fallen. Es gibt aber auch die andere Seite. Die Vereinigten Staaten haben ein riesiges Leistungsbilanzdefizit. Dazu kommen der Fehlbetrag in den öffentlichen Finanzen und die hohe Kreditaufnahme der Verbraucher (insbesondere für Autokäufe und die Finanzierung der Studenten). Die unkalkulierbare Politik des US-Präsidenten schafft Unsicherheit, was für die Märkte Gift ist. Es gibt zudem das Risiko, dass die USA ihr AAA-Rating durch die Rating-Agenturen verlieren. S&P hat die Bonität schon heruntergestuft. Umgekehrt hat die EU in den schwierigen Brexit-Verhandlungen zusammengehalten, was nicht selbstverständlich war.

Im Augenblick halten sich die für den Wechselkurs positiven und negativen Faktoren in etwa die Waage. Daher die geringen Bewegungen. Das ist aber ein labiles Gleichgewicht. Es kann sich schnell in die eine oder andere Richtung ändern.

Das gleiche gilt, wie die Financial Times am Wochenende feststellte, für das Pfund Sterling. Ein Dirty Brexit würde die Währung abwerten, eine geordnete Lösung würde sie aufwerten. Der Markt kann sich aus den Wahrscheinlichkeiten für das eine oder andere keinen Reim machen. Das Pfund bleibt unverändert. Das ist aber kein Zeichen einer nachhaltigen Stabilität.

Für den Anleger

Die Ruhe an den Devisenmärkten ist eine gute Nachricht. Die Diversifizierung der Investments über den Euroraum hinaus ist nicht mit so viel Währungsrisiken beziehungsweise Absicherungskosten verbunden. Allerdings sollte man sich nicht darauf verlassen, dass das so bleibt. Sowohl beim US-Dollar als auch beim Pfund wird es wieder stärkere Schwankungen geben. Sie werden dank des Euros jedoch voraussichtlich nicht so groß sein wie in der Vergangenheit.

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