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Assenagon-Chefökonom Martin Hüfner Auf diese Aktien können klassische Bond-Anleger ausweichen

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Angesichts all dieser Risiken, empfiehlt es sich, am Bondmarkt nicht auf eigene Faust zu investieren, sondern sich professionelle Hilfe zu holen. Konkret: Das Geld in Fonds anzulegen. Gute Fonds konnten in diesem Jahr trotz Minus­zinsen beachtliche Renditen erzielen. Der Iboxx Deutsch­land, der Rentenmarkt-Index, den die Bundesbank veröf­fentlicht und der neben Staats- auch Unternehmensanleihen enthält, erbrachte seit Jahresbeginn eine Rendite von 4,9 Prozent. Der Bloomberg Barclays Global Aggregate Bonds-Index liegt heute um 8 Prozent über Vorjahr. Viele private Fonds waren noch besser. Das ist alles nicht schlecht. Allerdings kann niemand garantieren, dass das auch im kommenden Jahr wieder so sein wird, schon gar nicht, dass es über­haupt wieder positive Renditen geben wird.

Wenn von Bonds der Lack ab ist, was dann? Am nahelie­gendsten sind natürlich Aktien. Auch sie bringen gute Erträ­ge, vor allem, wenn man sie langfristig hält. Wer einen Anla­gehorizont von über 15 Jahre hat, konnte beim Dax in der Nachkriegszeit eigentlich keine Verluste machen. Trotzdem scheuen traditionelle Bondanleger Dividendenpapiere wie der Teufel das Weihwasser. Sie verweisen immer wieder auf die Kursrisiken, in unsicheren Zeiten wie heute auch auf die Gefahr eines Crashs.

Dividendenrenditen schlagen Anleiherenditen

Bleiben Zwischenformen zwischen Bonds und Aktien. Eine ist, sich bei Aktien auf die Dividendenrendite zu fokussieren. Dividendenrenditen wurden in der Vergangenheit oft ver­nachlässigt, weil sie niedriger als die Bondrenditen waren. Die Grafik zeigt, dass das seit der großen Finanzkrise nicht mehr der Fall ist. Das Verhältnis Bonds zu Aktien hat sich auf den Kopf gestellt. Seitdem werfen die im Dax enthalte­nen Aktien kontinuierlich stabile Renditen von 3 Prozent bis 4 Prozent ab. Ein ordentliches Ergebnis in Zeiten von Minuszinsen. Bondrenditen sind davon meilenweit entfernt. Sie waren zuletzt negativ. Dividendenrenditen schützen zwar nicht vor Kursrisiken, geben aber mehr Sicherheit als Plain-Vanilla-Aktien.

Interessant ist, dass die Dividendenrenditen in den letzten Jahren trotz der Kurssteigerungen weitgehend gleich ge­blieben sind. Das zeigt, dass die Unternehmen ihre Ausschüttungen mit steigenden Kursen angehoben haben. Interessant auch, dass nach amerikanischen Statistiken die Dividendenrendi­ten im 19. und in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts schon einmal weit über den Bondrenditen lagen. Damals verlangten die Investoren höhere Erträge als Kompensation für die höheren Risiken der Aktien.

Eine andere Möglichkeit sind gemischte Fonds bestehend aus Bonds und Aktien. Früher war ihr Charme, dass Bonds die Sicherheit garantierten (und ein klein wenig Rendite durch die Kupons), Aktien dagegen den Ertrag durch die Kursgewinne. Jetzt haben sich die Verhältnisse umgekehrt. Heute kommen die Kursgewinne von den Bonds, der Bo­densatz der Rendite dagegen von den Aktien. Attraktiv sind gemischte Fonds aber nach wie vor.

Für den Anleger

Auch wenn es schwerfallen sollte: Switchen Sie von Bonds zu Aktien, vor allem zu solchen mit hohen Dividendenrenditen. Da können Sie auch in Zeiten von Minuszinsen noch Geld verdienen. Wenn es allerdings richtig kracht, dann nutzen Ihnen auch die höheren Renditen nichts. Wenn die Bondrenditen wieder einmal steigen sollten, dann können sie immer noch zu Festverzinslichen zurückkehren. 


Über den Autor:
Martin Hüfner ist Chefökonom beim auf institutionelle Anleger spezialisierten Asset Manager Assenagon. Hüfner nimmt in einer wöchentlichen Kolumne die Kapitalmärkte in Augenschein.

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